Die Zahl der Aktienanleger in Deutschland ist 2024 leicht zurückgegangen. Fonds und ETFs sind aber weiterhin beliebt. Der langfristige Trend bleibt positiv.
Der aktuelle Bericht des Deutschen Aktieninstituts mit dem Titel „Aktionärszahlen des Deutschen Aktieninstituts 2024“ beleuchtet die Entwicklung der Aktienanlage in Deutschland im Jahr 2024 und zeichnet ein differenziertes Bild. Nach einem beachtlichen Anstieg in den letzten zehn Jahren zeigt sich 2024 erstmals eine leichte Zurückhaltung unter Anlegern. Mit 12,1 Millionen Aktionären, die Aktien, Aktienfonds oder ETFs besitzen, liegt die Zahl zwar um 180.000 niedriger als im Vorjahr, markiert aber dennoch das fünfte Jahr in Folge, in dem die 12-Millionen-Marke überschritten wird. Dies entspricht 17,2% der Bevölkerung ab 14 Jahren.
Die Gründe für diesen leichten Rückgang sind vielfältig und spiegeln die aktuelle wirtschaftliche Lage wider. Faktoren wie wirtschaftliche Unsicherheiten, ein gestiegenes Zinsniveau, Rekordstände des DAX und die gestiegenen Lebenshaltungskosten dürften die Investitionsfreude vieler Anleger gedämpft haben.
Der Blick auf die bevorzugten Anlageformen offenbart interessante Trends: Während Fonds und ETFs mit 10,5 Millionen Anlegern einen Zuwachs von 180.000 verzeichnen konnten, sank die Zahl der Anleger in Einzelaktien auf 4,2 Millionen (ein Rückgang von 480.000). Insbesondere ETFs erfahren eine große Beliebtheit bei jüngeren Investoren. Sparpläne erweisen sich weiterhin als essenzieller Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau. 30% der Anleger nutzen diese Möglichkeit, insbesondere für Fonds und ETFs, um von den Vorteilen einer risikoarmen, langfristigen Anlagestrategie zu profitieren.
Demografisch betrachtet zeigen sich weiterhin deutliche Unterschiede. Frauen sind mit 4,4 Millionen im Vergleich zu Männern (7,7 Millionen) deutlich seltener am Aktienmarkt aktiv, und die Schere zwischen den Geschlechtern hat sich 2024 sogar noch weiter geöffnet. Erfreulich ist hingegen die Zunahme von 150.000 jüngeren Anlegern (unter 40 Jahren), wohingegen die Zahl der älteren Anleger leicht zurückging. Regional betrachtet bleibt Westdeutschland mit 18,6% Aktionärsquote der Vorreiter, während Ostdeutschland mit 11,4% aufholt. Ein starker Zusammenhang besteht zwischen Aktienbesitz und Einkommen. Fast die Hälfte (49%) der Personen mit einem Nettoeinkommen von über 4.000 Euro investiert in Aktien, während es bei einem Einkommen unter 2.000 Euro nur 10% sind.
Trotz des leichten Dämpfers im Jahr 2024 zeichnet sich langfristig ein positiver Trend ab: Die Zahl der Aktionäre hat sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Dies unterstreicht, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von Aktien als langfristiger Vermögensaufbau und Altersvorsorge gestiegen ist.
Das Deutsche Aktieninstitut sieht jedoch noch erheblichen Reformbedarf, vor allem im Hinblick auf die Altersvorsorge. Es plädiert für eine stärkere Einbindung von Aktien, insbesondere für Menschen mit geringerem Einkommen, und lehnt sich dabei an erfolgreiche Modelle aus Ländern wie Schweden, Kanada und den USA an. Die bisherigen staatlichen Anreize reichen nach Auffassung des Instituts nicht aus, um die Aktienkultur in der Breite der Bevölkerung zu verankern.
Der Bericht basiert auf einer repräsentativen Umfrage von KANTAR mit etwa 28.000 Teilnehmern und schließt seit 2020 auch Bürger mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit in die Erhebung ein. Im Anhang finden sich detaillierte Tabellen, die die historische Entwicklung, regionale Unterschiede sowie die Alters- und Einkommensstruktur der Aktionäre aufschlüsseln.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Aktienanlage in Deutschland trotz des leichten Rückgangs im Jahr 2024 weiterhin auf einem hohen Niveau bleibt. Fonds und ETFs, insbesondere in Form von Sparplänen, gewinnen weiter an Bedeutung. Die Herausforderungen bleiben jedoch bestehen, die Aktienkultur in der Breite der Bevölkerung zu stärken und die Altersvorsorge auf eine breitere aktienbasierte Basis zu stellen. Die Forderungen des Deutschen Aktieninstituts nach Reformen sind daher ein wichtiger Impuls für die zukünftige Ausrichtung der Vermögensaufbaus und Altersvorsorge in Deutschland.