Einordnung:
Der 21. Oktober 2025 wird als „Schwarzer Dienstag“ des Goldmarkts in Erinnerung bleiben. Binnen Stunden verlor das Edelmetall mehr als fünf Prozent – der schärfste Tagesrückgang seit über einem Jahrzehnt. Was auf den ersten Blick nach einem Kollaps aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als überfällige Korrektur einer überhitzten Rally.
Die Ursachen: Mehr Technik als Talfahrt
Der Absturz war kein Ausdruck fundamentaler Schwäche, sondern Ergebnis technischer Marktmechanismen. Nach einem Preisanstieg von über 60 Prozent seit Jahresbeginn war der Goldmarkt überkauft. Viele Investoren realisierten ihre Gewinne, während algorithmische Handelsprogramme automatisch Verkaufswellen auslösten, sobald Kursmarken fielen. Hinzu kamen Margin Calls, also Zwangsliquidierungen bei gehebelten Positionen, die die Abwärtsspirale beschleunigten.
Institutionelle Anleger verstärkten die Bewegung, indem sie ihre Goldbestände im Zuge des Rebalancings reduzierten. Der Rückgang war damit weniger ein Stimmungsumschwung als eine technische Bereinigung.
Makroökonomischer Kontext
Parallel sorgten makroökonomische Impulse für Gegenwind: ein kurzzeitig stärkerer US-Dollar, Hoffnung auf Fortschritte in den Handelsgesprächen zwischen Washington und Peking und ein Rückgang der physischen Nachfrage nach dem Diwali-Fest in Indien – dem weltweit zweitgrößten Goldkonsumenten.
Die Sicht der Banken und Analysten
Die Reaktionen der Finanzhäuser fielen differenziert aus. Die Schweizer Privatbank Lombard Odier und Goldman Sachs bleiben langfristig positiv gestimmt: Inflation, Staatsverschuldung und geopolitische Spannungen stützen weiterhin den strukturellen Aufwärtstrend. Lombard Odier erwartet innerhalb der kommenden zwölf Monate einen Anstieg bis 4600 US-Dollar pro Unze.
Citigroup hingegen warnt vor einer anhaltenden Konsolidierung zwischen 4000 und 4500 Dollar. Das Handelsblatt verweist auf die Rolle spekulativer Käufe, die zuletzt von „FOMO“ – der Angst, etwas zu verpassen – getrieben waren.
Lehren für Anleger
Der Crash offenbart die Schattenseiten des algorithmisch geprägten Handels. Gold ist kein Garant für Stabilität, sondern ein volatiles Asset, das in Krisenzeiten zur Übertreibung neigt. Dennoch bleibt es langfristig ein Pfeiler der Portfoliodiversifikation – vorausgesetzt, Investoren definieren klare Quoten und Ausstiegsstrategien.
Anleger sollten den Einbruch weniger als Signal zum Rückzug, sondern als Mahnung verstehen: Sicherheit hat ihren Preis. Wer in Gold investiert, sollte es nicht als Spekulationsobjekt, sondern als Versicherung gegen systemische Risiken begreifen.
Fazit:
Der Goldpreis-Crash vom Oktober 2025 markiert keinen Wendepunkt, sondern eine notwendige Atempause in einem von Unsicherheit geprägten Markt. Gold bleibt eine Währung des Misstrauens – und Misstrauen ist ein Rohstoff, der in unsicheren Zeiten nie ausgeht.