Der Elektroautobauer Tesla hat im dritten Quartal 2025 erneut Rekordzahlen vorgelegt – zumindest beim Umsatz. Mit 28,1 Milliarden US-Dollar übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Analysten deutlich. Doch unter der glänzenden Oberfläche zeigen sich Risse: Der Nettogewinn fiel um 37 Prozent auf 1,37 Milliarden Dollar, die operative Marge schrumpfte auf 5,8 Prozent. Tesla wächst weiter – aber zu einem hohen Preis.
Umsatz auf Rekordkurs, Gewinn im Sinkflug
Das starke Quartalsergebnis war vor allem dem Endspurt auf die US-Elektroauto-Subvention geschuldet. Kurz vor deren Auslaufen stürmten viele Käufer noch einmal die Tesla-Shops. Die Auslieferungen kletterten um 7,4 Prozent auf 497.099 Fahrzeuge – ein neuer Rekord. Damit kehrte das Unternehmen nach zwei rückläufigen Quartalen auf Wachstumskurs zurück. Besonders die Modelle 3 und Y trugen dazu bei, während andere Fahrzeuglinien deutlich schwächelten.
Doch der Preis für den Absatzboom war hoch. Um die Nachfrage zu stabilisieren, senkte Tesla die Verkaufspreise, was die Gewinnmargen erheblich drückte. Gleichzeitig stiegen die Betriebskosten um 50 Prozent – getrieben durch neue KI- und Robotikprojekte, steigende Löhne und anhaltende Restrukturierungskosten. Der operative Gewinn fiel auf 1,6 Milliarden Dollar, die operative Marge auf den niedrigsten Stand seit 2022.
Zwischen KI-Vision und Kostendruck
Tesla-Chef Elon Musk präsentierte sich in der Analystenkonferenz kämpferisch. Das Unternehmen stehe, so Musk, „an einem Wendepunkt der Künstlichen Intelligenz“. Autonome Fahrzeuge würden schon bald den Straßenverkehr dominieren. Doch konkrete Fortschritte blieben vage. Das Robotaxi-Projekt läuft bislang nur in Pilotstädten wie Austin oder San Francisco und erfordert weiterhin Sicherheitsfahrer.
Während Musk seine Vision einer KI-getriebenen Zukunft beschwört, bleibt das operative Geschäft ein klassisches Autogeschäft – mit allen Problemen der Branche: zunehmende Konkurrenz aus China, schwankende Rohstoffpreise, steigende Zölle und das Ende staatlicher Förderungen. Analysten warnen bereits vor einer Absatzdelle im kommenden Jahr. Ohne Subventionen dürften die Verkäufe um bis zu acht Prozent zurückgehen.
Neue Modelle, alte Probleme
Tesla versucht gegenzusteuern: Mit den neuen „Standard“-Versionen von Model 3 und Model Y will der Konzern preisbewusstere Kunden ansprechen. Die Modelle starten bei rund 37.000 bzw. 40.000 Dollar – noch immer deutlich über den subventionierten Preisen, die bis September galten. Zudem sind die Fahrzeuge einfacher ausgestattet, was die Nachfrage dämpfen könnte. Auch die Einführung neuer Varianten und Energiespeicherprodukte wie dem Megapack 3 oder Megablock ändert wenig an der grundsätzlichen Frage: Wie profitabel ist Tesla künftig noch?
Die Zahlen zeigen: Trotz Rekordumsatzes und starkem freien Cashflow von fast vier Milliarden Dollar geht die Rentabilität zurück. Tesla verdient an jedem Auto weniger, und die Investitionen in neue Technologien verschlingen immer größere Summen.
Musk, Macht und Marktwert
Hinzu kommt die politische und personelle Unsicherheit. Elon Musk drohte jüngst, Tesla zu verlassen, falls die Aktionäre ihm kein neues Vergütungspaket im Wert von über einer Billion Dollar bewilligen. Damit würde sein Anteil am Unternehmen deutlich steigen – ein Vorhaben, das viele Investoren kritisch sehen. Beobachter werten Musks KI-Rhetorik auch als Versuch, die gewaltige Börsenbewertung von derzeit rund 1,3 Billionen Dollar zu legitimieren.
Doch die Geduld der Anleger schwindet. Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen verlor die Aktie im nachbörslichen Handel über drei Prozent. Viele Investoren wünschen sich wieder mehr Fokus auf Effizienz, Profitabilität und Produktdisziplin statt auf Visionen, die bislang kaum Erträge bringen.
Fazit: Tesla bleibt ein Wagnis
Tesla steht an einem Scheideweg. Finanziell solide und mit enormer Liquidität ausgestattet, muss der Konzern beweisen, dass er mehr ist als ein Technologieversprechen. Die kurzfristigen Risiken – geopolitische Unsicherheiten, Preisverfall, Konkurrenzdruck – sind erheblich. Langfristig hängt alles davon ab, ob Tesla den Sprung vom Autohersteller zur profitablen KI-Plattform tatsächlich schafft. Bis dahin bleibt das Unternehmen ein Wachstumswunder mit fragiler Basis – zwischen Vision und Wirklichkeit.