Intel kehrt in die Gewinnzone zurück – doch die strukturellen Probleme bleiben

Nach mehreren verlustreichen Jahren hat der US-Chiphersteller Intel im dritten Quartal 2025 überraschend die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Der Konzern erwirtschaftete einen Überschuss von 4,1 Milliarden US-Dollar, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Verlust von 16,6 Milliarden Dollar zu Buche stand. Der Umsatz stieg leicht um drei Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar. Anleger honorierten die Entwicklung prompt: Die Aktie legte im nachbörslichen Handel um über sieben Prozent zu.

Ein maßgeblicher Treiber dieser Wende ist der Sparkurs des neuen Vorstandschefs Lip-Bu Tan, der den Konzern seit einigen Monaten führt. Tan setzte auf drastische Kostensenkungen, verkaufte den Spezialanbieter Altera und reduzierte die weltweite Belegschaft deutlich – binnen eines Quartals sank die Zahl der Beschäftigten von 96.400 auf 83.300. Rund 3.300 Stellen entfielen allein auf den Altera-Verkauf.

Auch externe Finanzspritzen halfen: Die US-Regierung sowie der Rivalen NVIDIA investierten Milliarden in den traditionsreichen Konzern. Diese Kapitalzuflüsse verbesserten Intels Bilanz und gaben Spielraum für die anstehenden Investitionen in neue Fertigungstechnologien. Der operative Verlust in der Foundry-Sparte – also der Auftragsfertigung für Drittkunden – konnte auf 2,3 Milliarden Dollar halbiert werden.

Allerdings zeigt sich: Die Sanierung ist noch nicht abgeschlossen. Intel kämpft weiterhin mit schwacher Nachfrage in der PC- und Rechenzentrums-Sparte sowie mit dem technologischen Rückstand gegenüber NVIDIA und anderen Wettbewerbern, die im Bereich Künstliche Intelligenz die Standards setzen. Der Plan, sich als große Foundry für fremde Chipdesigner zu etablieren, verläuft zäher als erhofft. Die ursprünglich geplante Großfabrik im deutschen Magdeburg wurde aus Mangel an Nachfrage vorerst gestrichen – ein Rückschlag für die europäische Industriepolitik ebenso wie für Intels globale Fertigungsstrategie.

Trotz des Gewinns bleibt der Befund nüchtern: Der Erfolg speist sich in erster Linie aus Kostendisziplin und staatlicher Unterstützung, weniger aus dynamischem Wachstum oder technologischem Vorsprung. Ob Intel mit seiner strategischen Neuausrichtung tatsächlich wieder an frühere Stärke anknüpfen kann, wird sich erst in den kommenden Quartalen zeigen – insbesondere, wenn die Subventionen auslaufen und der Wettbewerb um die AI-Vorherrschaft weiter anzieht.

Fazit: Intels Zahlen belegen einen operativen Fortschritt, aber keine strukturelle Wende. Der Konzern hat sich stabilisiert – doch nachhaltiger Auftrieb erfordert technologische Führungsstärke, nicht nur fiskalische Sanierung.


Intel Earnings Release Q3 2025 (23. Oktober 2025)

1. Überblick und Kernergebnisse
Intel meldete für das dritte Quartal 2025 einen Umsatz von 13,7 Mrd. USD, was einem Anstieg um 3 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das GAAP-Ergebnis je Aktie lag bei 0,90 USD (Vorjahr: −3,88 USD), das non-GAAP-Ergebnis bei 0,23 USD (Vorjahr: −0,46 USD). Der operative Gewinn (GAAP) betrug 683 Mio. USD, nach einem Verlust von 9,1 Mrd. USD im Vorjahr. Intel erwirtschaftete 2,5 Mrd. USD operativen Cashflow.

Für das vierte Quartal 2025 erwartet Intel einen Umsatz zwischen 12,8 – 13,8 Mrd. USD, eine GAAP-Verlustspanne von −0,14 USD je Aktie und ein non-GAAP-Ergebnis von 0,08 USD je Aktie. Die Prognose schließt Altera aus, nachdem Intel 51 % des Unternehmens verkauft hat.

2. Finanzielle Entwicklung im Detail

  • Umsatzentwicklung nach Segmenten:
    • Client Computing Group (CCG): 8,5 Mrd. USD (+5 %)
    • Data Center & AI (DCAI): 4,1 Mrd. USD (−1 %)
    • Intel Foundry: 4,2 Mrd. USD (−2 %)
    • Gesamtumsatz Intel-Produkte: 12,7 Mrd. USD (+3 %)
  • Bruttomarge: GAAP 38,2 % (Vorjahr 15 %), non-GAAP 40 %
  • Betriebsausgaben: R&D + MG&A 4,4 Mrd. USD (−20 % YoY, non-GAAP 3,9 Mrd. USD)
  • Nettoergebnis: 4,1 Mrd. USD Gewinn (nach −16,6 Mrd. USD im Vorjahr)
  • Mitarbeiterzahl: 88.400 (nach 124.100 im Vorjahr; deutlicher Stellenabbau u. a. durch Altera- und NAND-Verkäufe).

3. Strategische und operative Höhepunkte

  • US-Regierungsförderung: 8,9 Mrd. USD Gesamtförderung im Rahmen der CHIPS-Initiative, davon 5,7 Mrd. USD im Q3 2025 erhalten.
  • Investitionen: NVIDIA investierte 5 Mrd. USD, SoftBank 2 Mrd. USD in Intel-Aktien.
  • Kooperationen: Intel und NVIDIA entwickeln gemeinsam Rechenzentrums- und PC-Produkte unter Nutzung von NVLink und Intels x86-Plattform.
  • Technologische Fortschritte:
    • Vorstellung der Intel Core Ultra 3-Serie (Panther Lake) auf Basis der 18A-Technologie.
    • Xeon 6+ (Clearwater Forest) für Server mit deutlichen Leistungssteigerungen.
    • Neue GPU „Crescent Island“ für Inferenzaufgaben in Cloud-Umgebungen.
  • Produktion: Inbetriebnahme von Fab 52 in Arizona (erste Massenfertigung von 18A-Wafern in den USA).
  • Transaktionen: Intel erhielt 5,2 Mrd. USD aus der Altera-Mehrheitsveräußerung und einem Mobileye-Anteilsverkauf.

4. Bilanzielle Lage

  • Gesamtvermögen: 204,5 Mrd. USD (Vorjahr: 196,5 Mrd. USD)
  • Cash und kurzfristige Anlagen: 30,9 Mrd. USD
  • Langfristige Schulden: 44,1 Mrd. USD
  • Eigenkapital: 106,4 Mrd. USD (Intel-Anteil)
  • Non-controlling Interests (z. B. Altera): 10,4 Mrd. USD

5. Bewertung der non-GAAP-Kennzahlen
Intel rechtfertigt die Verwendung non-GAAP-basierter Kennzahlen mit besserer Vergleichbarkeit und Transparenz gegenüber Investoren. Adjustierungen betreffen u. a.:

  • Akquisitionsbedingte Amortisationen
  • Aktienbasierte Vergütung
  • Restrukturierungsaufwendungen
  • Gewinne/Verluste aus Beteiligungen, Divestments und mark-to-market-Anpassungen (z. B. „Escrowed Shares“)
    Kritisch ist anzumerken, dass diese Adjustierungen zwar Transparenz über das operative Kerngeschäft schaffen sollen, jedoch den tatsächlichen wirtschaftlichen Aufwand teilweise verschleiern – insbesondere im Zusammenhang mit hohen Restrukturierungs- und Bewertungsgewinnen aus Transaktionen (z. B. Altera-Verkauf).

6. Risikohinweise und Unsicherheiten
Intel nennt eine Vielzahl externer Risiken, darunter:

  • Geopolitische Spannungen (USA–China, Russland–Ukraine, Nahost)
  • Volatilität in Lieferketten und Rohstoffpreisen
  • Hohe Kapitalbindung durch neue Fabriken (z. B. Fab 52, 18A-Technologie)
  • Risiken bei der Umsetzung neuer Fertigungstechnologien und AI-Produkte
  • Potenzielle Änderungen in der Bilanzierung der US-Regierungsförderung (laufende Konsultation mit der SEC aufgrund der Komplexität der CHIPS-Förderstruktur)

7. Kritische Einordnung
Die Quartalszahlen zeigen eine deutliche Erholung der Profitabilität, die allerdings stark von außerordentlichen Erträgen (z. B. Altera-Veräußerung) und staatlicher Unterstützung beeinflusst ist. Operativ bleibt das Kerngeschäft unter Druck, insbesondere im Data-Center-Bereich (−1 %). Der Rückgang der Mitarbeiterzahl verdeutlicht die anhaltende Restrukturierungstendenz.
Der ausgewiesene Gewinn ist daher nur begrenzt nachhaltig, solange keine signifikante Steigerung der operativen Marge aus dem laufenden Geschäft gelingt. Die Kooperation mit NVIDIA und der Fokus auf AI-Hardware stellen jedoch potenziell strategische Wendepunkte dar, falls Intel seine Fertigungs- und Technologieroadmap (insbesondere 18A) erfolgreich umsetzt.

8. Fazit
Intel befindet sich in einer Übergangsphase zwischen erfolgreicher Sanierung und technologischem Neuaufbruch. Der Q3 2025-Bericht deutet auf operative Stabilisierung hin, doch die Abhängigkeit von externen Kapitalquellen, staatlichen Subventionen und Portfolioverkäufen bleibt ein strukturelles Risiko. Entscheidend für die Bewertung des Unternehmens wird sein, ob der Fokus auf AI, Foundry-Dienste und 18A-Technologie mittelfristig nachhaltiges Umsatzwachstum generiert.


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