Die Verbraucherstimmung in Deutschland bleibt im Herbst 2025 gedrückt. Nach leichten Zugewinnen im Spätsommer ist das Konsumklima erneut ins Minus gerutscht – um 1,6 Punkte auf nunmehr –24,1 Zähler. Das geht aus der aktuellen GfK-Konsumklimastudie hervor, die gemeinsam mit dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) erstellt wurde. Damit setzt sich der seit Monaten andauernde Abwärtstrend fort. Von einer Trendwende ist keine Spur.
Verunsicherung statt Vertrauen
Hauptursache für die Eintrübung ist der Einbruch der Einkommenserwartungen, die sich um fast 13 Punkte verschlechterten. Nach einem kurzen Hoffnungsschimmer im September ist der Optimismus verflogen. Hinzu kommt die Sorge um den Arbeitsplatz: Monatlich gehen in der Industrie rund 10.000 Stellen verloren. Der langanhaltende Inflationsdruck – die Teuerungsrate liegt bei 2,4 Prozent – zehrt zusätzlich an der Kaufkraft.
„Die Menschen sind verunsichert. Wer Angst um seinen Job oder sein Einkommen hat, spart, statt zu konsumieren“, fasst NIM-Konsumforscher Rolf Bürkl zusammen. Zwar zeigten Konjunkturerwartungen und Anschaffungsneigung leichte Zuwächse, doch auf einem Niveau, das kaum ins Gewicht fällt. Die Deutschen legen ihr Geld lieber „auf die hohe Kante“.
Stagnation statt Aufbruch
Ökonomen und Bundesbanker rechnen nicht mehr mit einer Erholung im laufenden Jahr. Das BIP-Wachstum wird 2025 voraussichtlich bei 0,2 Prozent liegen – de facto Stagnation. Der private Konsum, der mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung ausmacht, bleibt damit ein Bremser der Konjunktur. Erst 2026 könnte laut Handelsblatt wieder Bewegung in die Binnenwirtschaft kommen.
Für den Einzelhandel verheißt das nichts Gutes. Die normalerweise umsatzstarke Weihnachtssaison dürfte nur begrenzt Schwung bringen. Trotz stabiler Beschäftigung und moderater Inflation dominieren Vorsicht und Zukunftsangst das Konsumverhalten.
Fehlender ökonomischer Impuls
Auffällig ist, dass die GfK-Zahlen kaum Spielraum für kurzfristige Gegenmaßnahmen lassen. Lohnsteigerungen könnten die Kaufkraft stützen, doch hohe Tarifabschlüsse würden die Preisdynamik neu anfachen. Auch steuerliche Entlastungen oder gezielte Verbraucheranreize sind im gegenwärtigen finanzpolitischen Klima schwer umzusetzen. Die Bundesregierung bleibt zwischen Haushaltsdisziplin und Wachstumspolitik gefangen.
Langfristig stellt sich die Frage, ob Deutschlands Binnenkonsum zu stark von der psychologischen Verfassung der Verbraucher abhängt. Wer sparen muss oder will, investiert nicht – und wer nicht investiert, gefährdet den Binnenmarkt.
Das Land steckt im Vertrauensloch: wirtschaftlich solide, aber emotional verunsichert. Ohne neue Impulse aus Politik und Wirtschaft droht das Konsumklima zu einem Barometer der Lethargie zu werden. Ein nachhaltiger Aufschwung braucht mehr als stabile Preise – er braucht das Vertrauen, dass sich Konsum wieder lohnt.
