Novartis trotzt Generikadruck – starkes Quartal dank Krebs- und Immuntherapien

Basel. – Der Basler Pharmakonzern Novartis hat im dritten Quartal 2025 erneut bewiesen, dass sich strategische Fokussierung und Investitionen in Forschung auszahlen. Trotz wachsender Belastung durch Generikakonkurrenz, vor allem in den USA, legte der Konzern bei Umsatz, Gewinn und Cashflow deutlich zu und bestätigte seine Jahresziele.

Solide Zahlen, stabile Margen
Der Konzernumsatz stieg im dritten Quartal um 8 % auf 13,9 Mrd. USD, im Neunmonatsvergleich um 11 % auf 41,2 Mrd. USD. Maßgeblich dafür war ein kräftiger Volumenzuwachs, der Preisdruck und Patentabläufe mehr als kompensierte. Der operative Gewinn legte um 27 % zu, der Nettogewinn um 23 %, das Ergebnis je Aktie (EPS) um 29 % auf 2,04 USD. Die operative Marge blieb stabil bei 39,3 %. Der Free Cashflow wuchs auf 6,2 Mrd. USD, ein Plus von 4 % gegenüber dem Vorjahresquartal.

In der Unternehmensanalyse selbst weist Novartis keine Gegenüberstellung zu den Markterwartungen aus. Die offiziellen Finanzberichte folgen den IFRS-Vorgaben und berücksichtigen keine Analystenschätzungen oder externen Konsensdaten. Damit bleibt die Bewertung, ob das Quartal „über“ oder „unter“ den Erwartungen lag, den Finanzportalen und Analystenhäusern überlassen. Diese interpretieren die Ergebnisse unterschiedlich – je nach verwendeter Berechnungsbasis (IFRS, Non-IFRS oder GAAP) und Zahl der zugrunde gelegten Schätzungen.

Erfolgreiche Wachstumsmedikamente
Das Geschäft wird zunehmend von einigen hochprofitablen Präparaten getragen. Besonders stark entwickelten sich die Krebs- und Immuntherapeutika Kisqali (+68 % auf 1,33 Mrd. USD), Kesimpta (+44 %), Pluvicto (+45 %) und Scemblix (+95 %). Rückgänge gab es dagegen bei den älteren Marken Promacta (–38 %) und Tasigna (–48 %) infolge der Generikaeinführung. Auch Cosentyx, ein Blockbuster gegen Autoimmunerkrankungen, stagnierte leicht (–1 %), bleibt aber mit 1,7 Mrd. USD Umsatz auf hohem Niveau.

Starke Pipeline, gezielte Zukäufe
Novartis meldete im Quartal mehrere klinische Fortschritte und regulatorische Erfolge:
Rhapsido (Remibrutinib) erhielt in den USA als erstes orales BTK-Präparat die Zulassung bei chronischer spontaner Urtikaria.
Ianalumab zeigte in Phase III-Studien deutliche Wirksamkeit bei Sjögren-Syndrom, Cosentyx überzeugte bei Polymyalgia rheumatica, und Fabhalta bestätigte seine klinische Bedeutung bei IgA-Nephropathie.
– Hinzu kommen zwei gezielte Zukäufe: Tourmaline Bio stärkt das Portfolio in der Herz-Kreislauf-Forschung, während eine erweiterte Kooperation mit Monte Rosa Therapeutics neue Wirkstoffplattformen erschließen soll.

Bilanz mit konservativer Note
Die Finanzstruktur bleibt solide: Die Eigenkapitalquote liegt stabil bei knapp 42 %, die Nettoverschuldung stieg moderat auf 20,4 Mrd. USD, was einem Verschuldungsgrad von 0,67 : 1 entspricht. Gleichzeitig flossen 7,8 Mrd. USD an Dividenden und 7,7 Mrd. USD in Aktienrückkäufe – ein klares Signal der Kapitaldisziplin.

Ausblick bestätigt
Novartis rechnet für das Gesamtjahr 2025 weiterhin mit Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und einem Anstieg des operativen Kernergebnisses im niedrigen zweistelligen Bereich. Konzernchef Vas Narasimhan betonte, dass die Pipeline-Projekte wie Rhapsido, Ianalumab und Fabhalta die Basis für weiteres Wachstum bis 2030 bilden sollen.

Kritischer Blick
Trotz überzeugender Ergebnisse bleibt die Abhängigkeit von wenigen Blockbustern ein strukturelles Risiko. Der Preisdruck im US-Markt und steigende Forschungsaufwendungen könnten mittelfristig auf die Margen drücken. Entscheidend wird sein, ob die neuen Therapieansätze – insbesondere in der Onkologie und Immunologie – rechtzeitig Marktreife erreichen, um den Umsatzrückgang ausgelaufener Patente auszugleichen.

Fazit
Novartis zeigt sich 2025 als finanziell gefestigter, fokussierter Pharmakonzern, der konsequent auf forschungsgetriebene Innovation und operative Effizienz setzt. Das Unternehmen bleibt auf Wachstumskurs, auch wenn der Weg zunehmend von regulatorischen Risiken und Generikadruck flankiert wird. Für Investoren bietet Novartis eine seltene Mischung aus Cashflow-Stärke, Forschungsdynamik und Dividendenstabilität.


Novartis-Finanzberichte (Q3 2025)

1. Überblick und Kernaussagen:
Die beiden Dokumente – 99.1 Financial Report Q3 2025 und 99.2 Condensed Financial Report – beschreiben die Geschäftsentwicklung von Novartis im dritten Quartal sowie in den ersten neun Monaten des Jahres 2025. Der Konzern präsentiert eine insgesamt solide Finanzlage, mit zweistelligem Umsatz- und Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr und betont zugleich die Fortschritte seiner Innovationspipeline. Die Berichte unterscheiden sich im Detaillierungsgrad: 99.1 ist die öffentliche Management-Zusammenfassung („ad hoc announcement“), während 99.2 das ausführliche, geprüfte Zwischenfinanzdokument (IFRS-konform) ist.

2. Finanzielle Entwicklung:

  • Umsatz: 13,9 Mrd. USD im Q3 2025 (+7 % in konstanten Währungen, +8 % nominal); 41,2 Mrd. USD in den ersten neun Monaten (+11 %). Wachstum getrieben durch Volumenzunahme (+14–16 %), gebremst durch Preisdruck (–2 %) und Generikawettbewerb (–3 bis –7 %).
  • Operatives Ergebnis: 4,5 Mrd. USD im Quartal (+27 % cc), 14,0 Mrd. USD in neun Monaten (+31 % cc). Getragen von höheren Umsätzen und geringeren Abschreibungen, teilweise kompensiert durch steigende F&E-Ausgaben.
  • Reingewinn: 3,9 Mrd. USD im Quartal (+25 % cc), 11,6 Mrd. USD in neun Monaten (+29 % cc).
  • Ergebnis je Aktie (EPS): 2,04 USD im Quartal (+31 %), 5,94 USD nach neun Monaten (+35 %).
  • Free Cashflow: 6,2 Mrd. USD im Quartal (+4 %), 15,9 Mrd. USD in neun Monaten (+26 %), vor allem durch höhere operative Cashflows.
  • Core (Non-IFRS)-Kennzahlen: Core Operating Income 5,5 Mrd. USD (+7 % cc) im Quartal, 17,0 Mrd. USD (+18 % cc) in neun Monaten. Core-EPS 2,25 USD bzw. 6,94 USD.
  • Steuersatz: 6,3 % im Quartal, 12 % im Neunmonatszeitraum – niedrig aufgrund von Steuerreformen und Profitmix.

3. Segment- und Produktentwicklung:
Wesentliche Umsatztreiber stammen aus den vier strategischen Kernbereichen:

  • Onkologie: Kisqali (+68 % cc), Pluvicto (+45 %), Scemblix (+95 %), Fabhalta (+236 %). Rückgänge bei Promacta (–38 %) und Tasigna (–48 %) wegen Generika.
  • Neuroscience: Kesimpta (+44 %), Zolgensma (–5 %), Aimovig (+2 %).
  • Immunology: Ilaris (+26 %), Xolair (+3 %), Cosentyx (–1 %).
  • Cardiovascular, Renal & Metabolic: Entresto stabil (–1 % cc, unter Druck durch Generika in den USA), Leqvio (+54 %).
    Etablierte Produkte wie Lucentis, Galvus oder Sandostatin verzeichnen erwartungsgemäß Rückgänge infolge Patentabläufen.

4. Regionale Verteilung:

  • USA: 6,0 Mrd. USD Umsatz im Quartal (+12 %) – stärkster Wachstumsbeitrag.
  • Europa: 4,3 Mrd. USD (+2 % cc).
  • China: 1,0 Mrd. USD (–3 % cc), leichter Rückgang.
  • Emerging Markets gesamt: 3,4 Mrd. USD (+5 % cc).

5. Bilanzstruktur (Condensed Report):

  • Vermögenswerte: Gesamt 107,3 Mrd. USD (Anstieg um 5 Mrd. USD ggü. 2024), getrieben durch Akquisitionen (Anthos Therapeutics, Regulus Therapeutics), höhere immaterielle Werte und günstige Währungseffekte.
  • Eigenkapital: 44,8 Mrd. USD (+0,6 Mrd. USD), nach Dividendenausschüttung (7,8 Mrd.) und Aktienrückkäufen (7,7 Mrd. USD).
  • Nettoverschuldung: 20,4 Mrd. USD (Anstieg von 16,1 Mrd.), Debt/Equity = 0,67:1 – stabile Kapitalstruktur.

6. Forschung & Entwicklung / Pipeline:
Der Konzern konzentriert sich auf rund 100 klinische Projekte in vier Therapiebereichen.

  • Neue Zulassungen (Q3 2025):
    Rhapsido (Remibrutinib): FDA-Zulassung als erste orale BTK-Therapie bei chronischer spontaner Urtikaria.
    Vanrafia und Fabhalta: bedingte Zulassung in China (IgA-Nephropathie).
    Pluvicto: Zulassung Japan (mCRPC).
  • Wichtige positive Phase-III-Ergebnisse:
    Ianalumab in Sjögren-Syndrom (NEPTUNUS-1/2), Fast-Track-Status.
    Cosentyx in Polymyalgia rheumatica.
    Fabhalta in IgA-Nephropathie.
    Kisqali (NATALEE-Studie): 28 % geringeres Rezidivrisiko bei frühem Brustkrebs.
  • Übernahmen und Kooperationen: Akquisition von Tourmaline Bio (anti-IL-6-Antikörper Pacibekitug) und erweiterte Zusammenarbeit mit Monte Rosa Therapeutics.

7. Cashflow und Finanzierung:

  • Operativer Cashflow: 16,9 Mrd. USD (Vorjahr 13,4 Mrd.).
  • Investitionstätigkeit: –2,8 Mrd. USD (Vorjahr –4,5 Mrd.), Schwerpunkte auf immateriellen Vermögenswerten und F&E-Akquisitionen.
  • Finanzierungstätigkeit: –16,6 Mrd. USD (Dividenden + Aktienrückkäufe).

8. Ausblick 2025:

  • Umsatzwachstum: im hohen einstelligen Prozentbereich.
  • Core Operating Income: Anstieg im niedrigen zweistelligen Bereich.
  • Novartis bestätigt die Jahresprognose und sieht sich auf Kurs, mittelfristig durch Pipeline-Innovationen (Rhapsido, Ianalumab, Fabhalta, Kisqali, Leqvio) weiteres Wachstum zu sichern.

9. Kritische Würdigung:
Die Ergebnisse zeigen eine robuste operative Entwicklung trotz zunehmender Generikabelastung. Besonders positiv hervorzuheben sind die Cash-Generierung und die Pipelinebreite, die eine strategische Fokussierung auf vier therapeutische Kerne unterstreichen. Kritisch zu sehen ist jedoch:

  • die anhaltende Abhängigkeit von wenigen Wachstumstreibern (Kisqali, Kesimpta, Pluvicto);
  • der Margendruck durch steigende F&E-Kosten und Preissenkungen in den USA;
  • das Risiko regulatorischer Verzögerungen bei zentralen Pipelineprojekten (z. B. pelabresib, iptacopan, ianalumab).
    Langfristig wird entscheidend sein, ob Novartis den Übergang von einem patentgeschützten Portfolio hin zu einer kontinuierlichen Innovationspipeline finanziell stabil gestalten kann.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Disclaimer: Dieser Beitrag dient lediglich zu allgemeinen Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Bitte konsultieren Sie vor jeder Anlageentscheidung einen unabhängigen Finanzberater