1. Gesamtbild des Handelstages
Der DAX verharrte am Donnerstag, dem 30. Oktober 2025, weitgehend unbewegt und schloss nahezu unverändert bei rund 24.119 Punkten. Trotz einer Vielzahl von Impulsen – von Quartalszahlen über Notenbankentscheidungen bis hin zum Treffen zwischen Donald Trump und Xi Jinping – kam der deutsche Leitindex kaum voran. Der MDAX sank leicht um rund 0,2 Prozent auf knapp 29.890 Punkte. Insgesamt bewegt sich der DAX seit etwa zwei Wochen seitwärts.
2. Makroökonomische und geldpolitische Faktoren
Sowohl die US-Notenbank (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) entschieden, ihre Leitzinsen stabil bzw. moderat zu halten.
- Fed: Senkung des US-Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75–4,00 %. Fed-Chef Jerome Powell dämpfte jedoch Erwartungen auf weitere Zinssenkungen im Dezember.
- EZB: Beließ den Einlagenzins bei 2,0 %. Präsidentin Christine Lagarde kündigte keine neuen Maßnahmen an und verfolgte eine „Wait-and-see“-Strategie.
Inflationsdaten aus Deutschland zeigten einen leichten Rückgang: +2,3 % im Oktober (nach 2,4 % im September). Das deutsche Bruttoinlandsprodukt stagnierte im dritten Quartal, während die Eurozone um 0,2 % gegenüber dem Vorquartal wuchs. Die deutsche Konjunktur bleibt also schwach und exportabhängig.
3. Außenpolitische Einflüsse und internationale Märkte
Das Treffen zwischen Trump und Xi brachte eine temporäre Entspannung im Streit um Chinas Exportkontrollen auf Seltene Erden. Beide Seiten einigten sich auf eine einjährige Vereinbarung, in deren Zuge Trump die sogenannten „Fentanyl-Zölle“ um zehn Prozentpunkte senkte. Dies stützte kurzfristig die Marktstimmung, blieb aber ohne nachhaltige Wirkung.
Die Wall Street zeigte sich uneinheitlich: Der Dow Jones legte leicht zu, während der technologieorientierte Nasdaq unter Gewinnmitnahmen litt. Besonders im Fokus standen Microsoft, Alphabet und Meta, deren Quartalszahlen ein gemischtes Bild abgaben – positive KI-getriebene Umsätze bei Microsoft, starke Gewinne bei Alphabet, aber Kursverluste bei Meta wegen hoher Investitionen in KI.
4. Unternehmensberichte und Einzelwerte im DAX
- Airbus: Starkes Quartal mit Gewinnsprung; Aktie +2,6 %. UBS lobte die operative Stärke.
- Volkswagen: Trotz höherer bereinigter Marge rutschte der Konzern infolge von Problemen bei Porsche mit einem Verlust von 1,07 Milliarden Euro ins Minus; Aktie −1,9 %.
- Deutsche Telekom: Aktie auf Jahrestief bei 27,22 €, weiterhin Abwärtstrend.
- Scout24: Positives Quartal, Prognose angehoben, DAX-Tagessieger mit +3 %.
- Lufthansa: Gute Resonanz auf Zahlen, +7 % im MDAX; Optimismus durch stabile operative Erträge und Sanierungsfortschritte.
- Adidas/Puma: Adidas nach Vortagesverlust (−10 %) nur leicht erholt (+0,5 %); Puma nach schwachen Umsätzen −5 %, Restrukturierung angekündigt.
- Aixtron: Profitiert von Investitionen in Solar- und LED-Industrie, +10 %.
- Vossloh: Gute Quartalszahlen, +1,6 %.
- SAP: Belastet durch Übernahmespekulation um Blackline, Aktie deutlich im Minus.
5. Internationale Unternehmensentwicklungen
- Samsung: Gewinnanstieg um 33 % dank starker Chipnachfrage im KI-Bereich.
- Hyundai: Gewinneinbruch um 29 % infolge US-Zöllen, die jedoch bald gesenkt werden sollen.
- BYD: Gewinnrückgang um 33 % infolge Preiskämpfen in China, aber steigende Absätze in Europa (+270 %).
6. Bewertung und kritische Einordnung
Der Handelstag verdeutlicht die strukturellen Schwächen des deutschen Aktienmarkts:
- Die Dominanz exportorientierter und industrieller Werte verhindert eine Teilnahme an der US-getriebenen KI-Hausse.
- Die Stagnation der deutschen Wirtschaft und die vorsichtige Haltung der EZB dämpfen die Dynamik zusätzlich.
- Positiv hervorzuheben ist die Stabilität des DAX auf hohem Niveau, was auf robuste Unternehmensgewinne in einzelnen Sektoren (Luftfahrt, Finanzdienstleistungen) hindeutet.
- Kritisch bleibt jedoch, dass Innovationstreiber wie KI, Cloud oder Software kaum Gewicht im Index haben – ein strukturelles Wettbewerbsproblem gegenüber den USA.
Fazit:
Der 30. Oktober 2025 war für den DAX ein Sinnbild der derzeitigen Lethargie des deutschen Aktienmarkts: hohe Unsicherheit, schwache Impulse aus der Realwirtschaft, eine abwartende Geldpolitik und eine klare Abkopplung von der dynamischen Entwicklung der US-Technologieaktien. Einzelne Lichtblicke wie Airbus oder Scout24 konnten die allgemeine Stagnation nicht überdecken. Langfristig bleibt die Frage, ob Deutschland seine wirtschaftliche und kapitalmarktorientierte Wettbewerbsfähigkeit wieder steigern kann, um von globalen Wachstumstrends – insbesondere im KI- und Technologiebereich – zu profitieren.
