San Francisco. Während Amazon mit einem kräftigen Wachstum seiner Cloud-Sparte die Anleger überrascht, meldet Apple trotz neuer Rekordumsätze anhaltende Probleme in China und bei der Geräteproduktion. Die jüngsten Quartalszahlen der beiden US-Konzerne zeigen: Die Strategien im Umgang mit dem globalen KI-Boom könnten unterschiedlicher kaum sein.
Amazon: KI als Wachstumsmotor
Der E-Commerce-Gigant Amazon steigerte seinen Umsatz im dritten Quartal um 13 Prozent auf 180,2 Milliarden Dollar und verdoppelte nahezu seinen Gewinn pro Aktie. Hauptgrund ist der ungebrochene Boom der Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS), die inzwischen rund 60 Prozent zum Konzerngewinn beiträgt. Die Nachfrage nach Rechenkapazitäten für Künstliche Intelligenz befeuert die Gewinne, während das klassische Onlinegeschäft stagniert.
Konzernchef Andy Jassy kündigte Investitionen von 118 Milliarden Dollar für den Ausbau neuer Rechenzentren an – eine Wette auf das anhaltende KI-Wachstum. Trotz der positiven Bilanz will Amazon weltweit bis zu 30.000 Stellen streichen, um die Verwaltung zu straffen und Kosten zu senken. Die Börse honorierte die Strategie: Die Aktie sprang um 14 Prozent nach oben, der größte Kurssprung seit über einem Jahrzehnt.
Apple: Rekorde mit Schönheitsfehlern
Auch Apple legte starke Zahlen vor – allerdings mit Einschränkungen. Der Umsatz kletterte im dritten Quartal um 7,9 Prozent auf 102,5 Milliarden Dollar, der Nettogewinn stieg dank eines Steuereffekts um 86 Prozent. Zugpferd bleibt das neue iPhone 17, das allein 50 Milliarden Dollar Umsatz beisteuerte. Doch die Euphorie wird durch Lieferengpässe gebremst, besonders in China, wo der Umsatz um 3,6 Prozent zurückging und Marktanteile an Huawei und Xiaomi verloren gingen.
Zudem hinkt Apple bei der Integration Künstlicher Intelligenz hinterher. Zwar kündigte CEO Tim Cook Investitionen von 600 Milliarden Dollar in Forschung, Innovation und KI an, doch konkrete Produkte lassen auf sich warten. Ein neues, „personalisierteres“ Siri soll erst im kommenden Jahr erscheinen.
Stabil präsentiert sich dagegen die Servicesparte – mit über 100 Milliarden Dollar Jahresumsatz hat sie sich endgültig als profitabler Wachstumspfeiler etabliert.
Zwei Strategien, zwei Risiken
Amazon nutzt den KI-Trend als Infrastrukturbetreiber und erzielt damit kurzfristig hohe Gewinne – allerdings um den Preis massiver Investitionen und sozialer Einschnitte. Apple hingegen bleibt auf Konsumentenprodukte und Markenbindung fokussiert, setzt auf organisches Wachstum, riskiert jedoch technologische Rückstände und anhaltende Lieferprobleme.
Während Amazons Dynamik die Innovationskraft der amerikanischen Digitalwirtschaft unterstreicht, offenbaren Apples Zahlen die Grenzen eines reifen Premiumkonzerns. Beide Unternehmen stehen exemplarisch für eine Branche, die zwischen technologischem Aufbruch und wirtschaftlicher Reife balanciert – und in der KI längst zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden ist.
Schlussfolgerung:
Amazon überzeugt mit Anpassungsfähigkeit und Investitionsmut, doch der Expansionsdrang birgt Risiken. Apple zeigt Stabilität und Markenstärke, kämpft aber mit Strukturschwächen im Produktionsnetz und Innovationsverzug. Der Wettbewerb zwischen beiden könnte künftig weniger über Geräte und Märkte entschieden werden – sondern über die Fähigkeit, Künstliche Intelligenz strategisch zu nutzen.
