Solider Start in den November: Zwischen KI-Rally, Zinssorgen und vorsichtiger Marktstimmung

Marktverlaufs (03. November 2025)

1. Internationale Marktentwicklung und geldpolitische Rahmenbedingungen
Die globalen Finanzmärkte standen am Montag im Zeichen vorsichtiger Töne der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Mehrere Fed-Vertreter äußerten sich zurückhaltend bezüglich weiterer Zinssenkungen, da die Inflation weiterhin oberhalb des Zielwerts verharrt. Dies führte dazu, dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung im Dezember laut Terminmärkten auf etwa 60–65 % sank – gegenüber rund 94 % in der Vorwoche. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen blieb mit etwa 4,1 % auf einem Drei-Wochen-Hoch, und der US-Dollar-Index stieg nahe eines Dreimonatshochs um die Marke von 100 Punkten. Diese restriktivere Erwartungshaltung belastete einzelne Marktsegmente, stärkte jedoch den Dollar gegenüber anderen Hauptwährungen.

2. US-Börsen
Die US-Aktienmärkte entwickelten sich uneinheitlich. Der Dow Jones verlor 0,5 % auf 47.344 Punkte, während der S&P 500 leicht um 0,2 % auf 6853 Punkte zulegte und der Nasdaq Composite um 0,5 % auf 23.834 Punkte stieg. Besonders der Technologiesektor zeigte Stärke – getragen von erneuter KI-Euphorie und Kooperationen großer US-Unternehmen. Der KI-Trend bleibt der entscheidende Kurstreiber, obwohl Analysten zunehmend auf überzogene Bewertungen hinweisen.

3. Unternehmensnachrichten und Quartalszahlen
Die laufende Berichtssaison brachte teils deutlich über den Erwartungen liegende Zahlen: Palantir, Vertex, Simon Property, Diamondback Energy, Public Service, Idexx Laboratories und Berkshire Hathaway übertrafen die Konsensschätzungen. Dagegen verfehlten Williams Companies und Realty Income leicht ihre Ziele.
Im Mittelpunkt standen mehrere Einzeltitel:

  • Amazon stieg um 4 % auf ein Rekordhoch infolge einer milliardenschweren Partnerschaft mit OpenAI im Umfang von 38 Mrd. USD.
  • Nvidia legte über 2 % zu, nachdem Microsoft Exportlizenzen für KI-Chips in die Vereinigten Arabischen Emirate erhalten hatte.
  • Palantir fiel nachbörslich um knapp 3 %, trotz starker Zahlen.
  • Eli Lilly gewann 3,9 %, da der Konzern ein neues Werk für seine Abnehmpille Orforglipron in den Niederlanden errichten will.
  • Kimberly-Clark sank um 14 %, nachdem die Übernahme von Kenvue im Wert von 48,7 Mrd. USD bekannt gegeben wurde.

4. Konjunkturdaten USA
Das ISM-Industriebarometer fiel im Oktober überraschend schwach auf 48,7 Punkte (Vormonat: 49,1; Erwartung: 49,5) und blieb damit den achten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Dies deutet auf eine anhaltende Kontraktion im verarbeitenden Gewerbe hin und trübte die Stimmung leicht. Anleger warteten zudem auf den anstehenden ADP-Beschäftigungsbericht und die Challenger-Daten zu Stellenstreichungen, um weitere Hinweise zur Arbeitsmarktlage zu erhalten.

5. Europäische Märkte – Fokus DAX
Der DAX konnte sich nach den Verlusten vom Freitag kräftig erholen und schloss mit einem Plus von 0,7 % bei 24.132 Punkten, nachdem er tags zuvor auf 23.958 Punkte gefallen war. Der Index durchbrach damit die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten und profitierte insbesondere von einer Erholung der Autoaktien. VW, BMW, Mercedes-Benz und Porsche legten bis zu 2 % zu, gestützt durch Hoffnungen auf eine Entspannung der Chiplieferprobleme nach positiven Signalen aus China. Auch Continental und Hella stiegen um rund 1 %.

Unter den Einzeltiteln fiel die Deutsche Pfandbriefbank negativ auf – mit einem Kursrückgang von 17 %, dem größten seit 2015, ohne erkennbaren Auslöser.
Biontech hob dank einer Zahlung von Bristol Myers Squibb seine Umsatzprognose für 2025 deutlich auf 2,6–2,8 Mrd. € an, senkte jedoch seine Ausgabenprognose; die Aktie verlor 1,4 %. Siemens Energy profitierte mit einem Kursplus von 2,5 % von anhaltender KI-Nachfrage und positiven Analystenkommentaren von Morgan Stanley, die das Kursziel auf 120 € anhoben.

6. Rohstoffe und Energie
Der Ölpreis zog um rund 0,7 % an, nachdem die OPEC + beschlossen hatte, die geplante Förderausweitung im ersten Quartal 2026 auszusetzen. Brent stieg auf 65,05 USD, WTI auf 61,36 USD je Barrel.

7. Konjunktur in Europa
Die PMI-Daten für die Eurozone signalisierten mit 50,0 Punkten eine Stagnation, in Deutschland blieb der Wert weiter unter der Wachstumsschwelle. Das ifo-Geschäftsklima im Einzelhandel zeigte sich leicht verbessert (−23,2 Punkte nach −23,8), doch die Erwartungen bleiben verhalten.

8. Kritische Einordnung
Obwohl die Märkte eine gewisse Stabilität zeigten, deutet die Kombination aus schwachen Industriezahlen, sinkender Zinssenkungswahrscheinlichkeit und anhaltend hohen Bewertungen bei Tech-Aktien auf wachsende Divergenzen zwischen Fundamentaldaten und Kursentwicklung hin. Die KI-Euphorie wirkt weiterhin als stützender Faktor, doch es besteht die Gefahr einer Überbewertung, insbesondere falls sich die wirtschaftliche Dynamik weiter abschwächt. Die kurzfristige Erholung des DAX und die Stärke der US-Techs könnten sich daher als temporäre Gegenbewegung in einem zunehmend unsicheren geldpolitischen Umfeld erweisen.

Gesamturteil:
Der 3. November 2025 war geprägt von einem moderaten Aufschwung in Europa, einer gemischten Wall-Street-Performance und wachsender Vorsicht hinsichtlich der Geldpolitik der Fed. KI bleibt das dominierende Thema, während makroökonomische Signale aus Industrie und Arbeitsmarkt erste Bremsspuren zeigen.


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