Silber im Höhenrausch – starke Rally, wachsende Risiken

1. Ausgangslage und Dimension der Rally

Der Silberpreis hat sich im Jahr 2025 mehr als verdoppelt und zuletzt Niveaus um 65–67 US-Dollar je Unze erreicht. Damit wurde erstmals seit rund 14 Jahren ein neues nominales Hoch markiert. Die Rally verlief nicht linear, sondern beschleunigte sich vor allem im zweiten Halbjahr deutlich, was auf zunehmende spekulative und institutionelle Zuflüsse hindeutet.

2. Zentrale Treiber des Preisanstiegs

a) Investmentnachfrage („Debasement Trade“)

  • Vertrauensverlust in Staatsfinanzen und Währungen (insbesondere US-Dollar)
  • Umschichtungen von Anleihen in Sachwerte
  • Silber profitierte zeitverzögert vom Gold-Bullenmarkt, galt als „nachholende Alternative“

b) Institutionelle Investoren

  • Einstieg von Multi-Asset- und Makrofonds
  • Stärkere Rolle von Silber-ETFs, die physisches Metall binden und dem Markt entziehen

c) Angebotsdefizit

  • Fünftes strukturelles Defizitjahr in Folge
  • Minenproduktion kann mit Nachfrage nicht Schritt halten
  • Sinkende Lagerbestände in London und Shanghai verschärfen die Knappheit
  • Temporär extreme Leihgebühren als Stresssignal des physischen Marktes

3. Argumente für eine Fortsetzung der Rally

  • Fortbestehendes Angebotsdefizit auch für 2026 prognostiziert
  • Silber bleibt im Vergleich zu Gold historisch hoch volatil, was in Bullenmärkten zu Übertreibungen nach oben führt
  • Teile des Marktes halten dreistellige Preise für möglich, falls Investoren engagiert bleiben

4. Gegenargumente und Risiken

a) Überhitzungsgefahr

  • +100 % in einem Jahr ist historisch selten nachhaltig
  • Momentum-getriebene Käufe erhöhen Rückschlagsrisiken

b) Schwächere Industrienachfrage

  • Hohe Preise belasten insbesondere die Solarindustrie
  • Silberanteil in Photovoltaik wurde bereits stark reduziert und dürfte weiter sinken
  • Für 2026 wird keine stützende Wirkung der Industrienachfrage erwartet

c) Abhängigkeit von Kapitalströmen

  • Silber ist stärker als Gold von spekulativen Zuflüssen abhängig
  • Drehen Investoren ab, drohen schnelle und tiefe Korrekturen

5. Gesamtfazit

Die Silber-Rally ist fundamental erklärbar, aber zunehmend fragil. Kurzfristig stützen Angebotsengpässe und Investoreninteresse den Preis. Mittelfristig jedoch steigt das Risiko, dass:

  • die Rally ihren eigenen Nachfragedämpfer erzeugt (Industrie),
  • spekulative Übertreibungen korrigiert werden,
  • Silber seine extreme Volatilität erneut nach unten ausspielt.

Silber bleibt damit weniger ein defensiver Inflationsschutz als vielmehr ein hochzyklisches, renditestarkes – aber riskantes – Marktsegment.


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