Agrarpreise im August 2025: Stabilisierung mit deutlichen Verwerfungen zwischen Tier- und Pflanzenproduktion

Die deutschen Landwirte verzeichnen im August 2025 erstmals seit Monaten wieder einen leichten Preiszuwachs: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte um 2,2 % über dem Niveau des Vorjahres, trotz eines Rückgangs um 2,1 % gegenüber Juli. Damit zeigt sich eine gewisse Bodenbildung nach den Rückgängen der vergangenen Monate. Doch hinter dieser Zahl verbirgt sich ein tief gespaltenes Marktbild.

Ackerbau unter Druck – Tierhalter profitieren
Während die Preise pflanzlicher Erzeugnisse im Jahresvergleich um 12,7 % eingebrochen sind, konnten tierische Produkte um 11,8 % zulegen. Besonders stark betroffen bleibt der Kartoffelmarkt: Die Preise für Speisekartoffeln fielen um 52,5 % gegenüber dem Vorjahr – ein weiterer Beleg für Überkapazitäten und einen weiterhin träge reagierenden Markt. Auch Getreide (-6,4 %) und Handelsgewächse (-12,2 %) notieren im Minus, lediglich Raps legte leicht zu (+3,0 %). Dagegen zeigen sich die Märkte für Obst (+8,2 %) und Wein (+2,1 %) robuster.

Tiermärkte auf Erholungskurs
Auf der tierischen Seite setzte sich der Aufwärtstrend fort. Milch verteuerte sich um 13,3 %, Eier um 9,9 %, Rinderpreise stiegen gar um 40,5 %. Lediglich bei Schlachtschweinen (-4,0 %) blieb der Markt unter Druck. Geflügel verteuerte sich im Schnitt um 10,7 %, insbesondere Puten und Enten (+16,3 %). Die Entwicklung deutet auf eine anhaltende Konsolidierung der Tiermärkte hin – unterstützt durch stabilisierte Nachfrage, gestiegene Produktionskosten und Nachholeffekte nach schwächeren Vorjahren.

Strukturelle Ungleichgewichte verschärfen sich
Die Preisentwicklung zeigt eine zunehmende Scherenbildung innerhalb der Landwirtschaft. Während tierhaltende Betriebe von höheren Erzeugerpreisen profitieren, geraten Ackerbaubetriebe zunehmend unter wirtschaftlichen Druck. Diese Polarisierung dürfte die politische Diskussion um Förderstrukturen, Marktanreize und Nachhaltigkeitsauflagen erneut anfachen. Die strukturelle Abhängigkeit von volatilen Weltmärkten und klimatischen Schwankungen bleibt dabei ein zentrales Risiko.

Fazit
Trotz des moderaten Gesamtanstiegs um 2,2 % bleibt die Lage im Agrarsektor ökonomisch angespannt und heterogen. Die hohen Preissteigerungen bei tierischen Produkten verschaffen der Branche kurzfristig Luft, können aber die Verluste im Ackerbau nicht kompensieren. Für die Agrarpolitik bedeutet dies eine Bewährungsprobe: Die Balance zwischen Marktorientierung und Stabilitätssicherung wird schwieriger – und umso entscheidender für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft.


Quelle: Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte im August 2025: +2,2 % gegenüber August 2024 – Statistisches Bundesamt

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