Aktuelle Konjunktur- und Wirtschaftsnews – 06.06.2025

1. Konjunktur in Deutschland
Industrieproduktion: Im April sank die Produktion im verarbeitenden Gewerbe um 1,4 % (Monatsbasis) und lag 1,8 % unter Vorjahr; besonders schwach Pharma (-17,7 %) und Maschinenbau (-2,4 %).
Außenhandel: Exporte fielen um 1,7 % auf 131,1 Mrd. €, vor allem wegen Einbrüchen in die USA (-10,5 %) und China (-5,9 %); Importe stiegen kräftig um 3,9 % auf 116,5 Mrd. € und markierten ein 23-Monats-Hoch. Der Überschuss schrumpfte auf 14,6 Mrd. € – niedrigster Wert seit Oktober 2024.
Bauwirtschaft: Das ifo-Geschäftsklima im Wohnungsbau verbesserte sich von -37,2 auf -31,5 Punkte. Auftragsmangel bleibt jedoch bei gut der Hälfte der Firmen bestehen; Stornierungsquote sinkt auf 8,6 %.
Bundesbank-Prognose: Für 2025 erwartet die Bundesbank nun Stagnation statt +0,2 % Wachstum; Hauptbremse sind die höheren US-Zölle und daraus resultierende Unsicherheit. Erst 2027 wird wieder ein robusteres Plus von 1,2 % gesehen. Die fiskalische Lockerung soll erst ab 2026 spürbar stützen.
Einordnung: Die Kombination aus schwacher Industriekonjunktur und Zollbelastung trifft die exportorientierte Wirtschaft in einer Phase fragiler Bodenbildung. Positiv sind Bau- und Dienstleistungsimpulse, doch sie reichen derzeit nicht, um die Güterproduktion zu kompensieren.

2. Eurozone
BIP-Revision Q1 2025: Eurostat hob das Quartalswachstum auf 0,6 % an – doppelt so hoch wie zuvor geschätzt. Treiber war Irland mit einem außergewöhnlichen Plus von 9,7 % (Sondereffekt Lageraufbau im Pharmabereich) sowie eine überraschend solide Entwicklung in Deutschland (+0,4 %).
Jahresrate: Das BIP wuchs gegenüber Vorjahr um 1,5 % – stärkste Dynamik seit Q4 2022.
Einzelhandel: April-Umsätze legten lediglich um 0,1 % zu; Deutschland sticht mit einem Rückgang von 1,1 % negativ heraus, während Spanien und Italien zulegen.
Beschäftigung: Erwerbstätigkeit stieg um 0,2 % und damit schwächer als prognostiziert; Deutschland stagniert, Frankreich verzeichnet einen Rückgang (-0,3 %).
Geldpolitik / Euro: Nach einer weiteren EZB-Senkung um 25 Bp nähert sich der Lockerungszyklus laut Lagarde dem Ende. Der Euro bewegt sich trotz leichter Korrektur nahe Sechs-Wochen-Hoch, gestützt von Dollar-Schwäche und rückläufigen Euro-Inflationsprojektionen (Ø 2,0 % für 2025).
Einordnung: Das kräftigere BIP-Signal kaschiert ein heterogenes Bild – ohne Irland wäre das Wachstum deutlich niedriger. Gleichzeitig deutet die mauere Einzelhandels- und Beschäftigungsdynamik auf eine fragile Binnenkonjunktur, sodass die EZB-Rhetorik eines baldigen Zins-Stopps plausibel wirkt.

3. Vereinigte Staaten
Arbeitsmarkt: Non-Farm-Payrolls stiegen im Mai um 139 000 Stellen, übertrafen die Erwartungen, doch die beiden Vormonate wurden um 95 000 nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,2 %; die Erwerbsquote sank auf 62,4 % – ein Zwei-Jahres-Tief.
Löhne: Durchschnittliche Stundenlöhne legten um 0,4 % M/M zu, stärkster Zuwachs seit Januar; Jahresplus bleibt bei 3,9 %.
Preissignale: Gebrauchtwagenpreise sanken um 1,4 % M/M – größter Rückgang seit fast einem Jahr; deutet auf nachlassenden Preisdruck in einem zollbelasteten Markt hin.
Einordnung: Das Jobwachstum bleibt robust, zeigt aber erste Ermüdungserscheinungen (sinkende Erwerbsquote, Revisionen). Höhere Zölle erhöhen die Unsicherheit für Unternehmen – eine Trendwende bei Beschäftigung und Preisen im Verarbeitenden Gewerbe könnte sich im Sommer deutlicher abzeichnen.

4. Gesamtbewertung & Ausblick
Die Daten zeichnen ein Bild divergierender Konjunkturpfade: Während die Eurozone statistisch vom irischen Ausreißer profitiert, bleibt Deutschlands Industrie unter Druck. Die US-Wirtschaft sendet gemischte Signale: Arbeitsmarkt noch widerstandsfähig, aber Preisdynamik bei Gütern schwächt sich ab. Entscheidend wird, ob Handelskonflikte eskalieren und Investoren- sowie Konsumentenvertrauen weiter belasten. In Europa dürfte die Fiskalpolitik 2026/27 wichtiger Impulsgeber werden; kurzfristig liegt der Fokus auf der Frage, ob die leichte Verbesserung im Wohnungsbau und die sich stabilisierende Energiepreislage genügend Schwung erzeugen, um die Industrieschwäche abzufedern.


Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Disclaimer: Dieser Beitrag dient lediglich zu allgemeinen Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Bitte konsultieren Sie vor jeder Anlageentscheidung einen unabhängigen Finanzberater