1. Konjunktur in Deutschland
• Industrieproduktion: Im April sank die Produktion im verarbeitenden Gewerbe um 1,4 % (Monatsbasis) und lag 1,8 % unter Vorjahr; besonders schwach Pharma (-17,7 %) und Maschinenbau (-2,4 %).
• Außenhandel: Exporte fielen um 1,7 % auf 131,1 Mrd. €, vor allem wegen Einbrüchen in die USA (-10,5 %) und China (-5,9 %); Importe stiegen kräftig um 3,9 % auf 116,5 Mrd. € und markierten ein 23-Monats-Hoch. Der Überschuss schrumpfte auf 14,6 Mrd. € – niedrigster Wert seit Oktober 2024.
• Bauwirtschaft: Das ifo-Geschäftsklima im Wohnungsbau verbesserte sich von -37,2 auf -31,5 Punkte. Auftragsmangel bleibt jedoch bei gut der Hälfte der Firmen bestehen; Stornierungsquote sinkt auf 8,6 %.
• Bundesbank-Prognose: Für 2025 erwartet die Bundesbank nun Stagnation statt +0,2 % Wachstum; Hauptbremse sind die höheren US-Zölle und daraus resultierende Unsicherheit. Erst 2027 wird wieder ein robusteres Plus von 1,2 % gesehen. Die fiskalische Lockerung soll erst ab 2026 spürbar stützen.
Einordnung: Die Kombination aus schwacher Industriekonjunktur und Zollbelastung trifft die exportorientierte Wirtschaft in einer Phase fragiler Bodenbildung. Positiv sind Bau- und Dienstleistungsimpulse, doch sie reichen derzeit nicht, um die Güterproduktion zu kompensieren.
2. Eurozone
• BIP-Revision Q1 2025: Eurostat hob das Quartalswachstum auf 0,6 % an – doppelt so hoch wie zuvor geschätzt. Treiber war Irland mit einem außergewöhnlichen Plus von 9,7 % (Sondereffekt Lageraufbau im Pharmabereich) sowie eine überraschend solide Entwicklung in Deutschland (+0,4 %).
• Jahresrate: Das BIP wuchs gegenüber Vorjahr um 1,5 % – stärkste Dynamik seit Q4 2022.
• Einzelhandel: April-Umsätze legten lediglich um 0,1 % zu; Deutschland sticht mit einem Rückgang von 1,1 % negativ heraus, während Spanien und Italien zulegen.
• Beschäftigung: Erwerbstätigkeit stieg um 0,2 % und damit schwächer als prognostiziert; Deutschland stagniert, Frankreich verzeichnet einen Rückgang (-0,3 %).
• Geldpolitik / Euro: Nach einer weiteren EZB-Senkung um 25 Bp nähert sich der Lockerungszyklus laut Lagarde dem Ende. Der Euro bewegt sich trotz leichter Korrektur nahe Sechs-Wochen-Hoch, gestützt von Dollar-Schwäche und rückläufigen Euro-Inflationsprojektionen (Ø 2,0 % für 2025).
Einordnung: Das kräftigere BIP-Signal kaschiert ein heterogenes Bild – ohne Irland wäre das Wachstum deutlich niedriger. Gleichzeitig deutet die mauere Einzelhandels- und Beschäftigungsdynamik auf eine fragile Binnenkonjunktur, sodass die EZB-Rhetorik eines baldigen Zins-Stopps plausibel wirkt.
3. Vereinigte Staaten
• Arbeitsmarkt: Non-Farm-Payrolls stiegen im Mai um 139 000 Stellen, übertrafen die Erwartungen, doch die beiden Vormonate wurden um 95 000 nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,2 %; die Erwerbsquote sank auf 62,4 % – ein Zwei-Jahres-Tief.
• Löhne: Durchschnittliche Stundenlöhne legten um 0,4 % M/M zu, stärkster Zuwachs seit Januar; Jahresplus bleibt bei 3,9 %.
• Preissignale: Gebrauchtwagenpreise sanken um 1,4 % M/M – größter Rückgang seit fast einem Jahr; deutet auf nachlassenden Preisdruck in einem zollbelasteten Markt hin.
Einordnung: Das Jobwachstum bleibt robust, zeigt aber erste Ermüdungserscheinungen (sinkende Erwerbsquote, Revisionen). Höhere Zölle erhöhen die Unsicherheit für Unternehmen – eine Trendwende bei Beschäftigung und Preisen im Verarbeitenden Gewerbe könnte sich im Sommer deutlicher abzeichnen.
4. Gesamtbewertung & Ausblick
Die Daten zeichnen ein Bild divergierender Konjunkturpfade: Während die Eurozone statistisch vom irischen Ausreißer profitiert, bleibt Deutschlands Industrie unter Druck. Die US-Wirtschaft sendet gemischte Signale: Arbeitsmarkt noch widerstandsfähig, aber Preisdynamik bei Gütern schwächt sich ab. Entscheidend wird, ob Handelskonflikte eskalieren und Investoren- sowie Konsumentenvertrauen weiter belasten. In Europa dürfte die Fiskalpolitik 2026/27 wichtiger Impulsgeber werden; kurzfristig liegt der Fokus auf der Frage, ob die leichte Verbesserung im Wohnungsbau und die sich stabilisierende Energiepreislage genügend Schwung erzeugen, um die Industrieschwäche abzufedern.