Anstieg der Regelinsolvenzen in Deutschland: Ein Blick auf die Zahlen vom Juni 2025

Im Juni 2025 meldete das Statistische Bundesamt (Destatis) einen Anstieg der beantragten Regelinsolvenzen um 2,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Diese Entwicklung wirft ein Licht auf die wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen Unternehmen in Deutschland konfrontiert sind. Dieser Beitrag beleuchtet die Hintergründe, möglichen Ursachen und die Bedeutung dieser Zahlen für die Wirtschaft.

Die Zahlen im Fokus

Laut den vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Regelinsolvenzen im Juni 2025 um 2,4 % im Vergleich zu Juni 2024. Regelinsolvenzen umfassen in erster Linie Verfahren von Unternehmen sowie von wirtschaftlich tätigen Personen, wie etwa Gesellschaftern einer GmbH oder einer OHG. Diese Daten beziehen sich auf Anträge, die nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen, wobei der tatsächliche Antrag oft einige Monate zurückliegt.

Zusätzlich liefert das Dokument Hinweise auf die Situation im April 2025:

  • Unternehmensinsolvenzen: Im April 2025 wurden 2.125 Unternehmensinsolvenzen gemeldet, ein Anstieg von 11,5 % im Vergleich zu April 2024.
  • Verbrauchersinsolvenzen: Die Zahl der Verbrauchersinsolvenzen stieg im April 2025 um 0,8 % auf 6328 Fälle.
  • Forderungen der Gläubiger: Die Forderungen aus Unternehmensinsolvenzen beliefen sich im April 2025 auf etwa 2,5 Milliarden Euro, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 11,4 Milliarden Euro im April 2024. Dies deutet darauf hin, dass im Vorjahr wirtschaftlich bedeutendere Unternehmen betroffen waren.
  • Insolvenzhäufigkeit: Im April 2025 gab es 6,1 Unternehmensinsolvenzen pro 10.000 Unternehmen. Besonders betroffen waren die Branchen Verkehr und Lagerei (11,9 Fälle pro 10.000 Unternehmen), Baugewerbe und Gastgewerbe (jeweils 9,8 Fälle pro 10.000 Unternehmen).

Mögliche Ursachen des Anstiegs

Der Anstieg der Regelinsolvenzen könnte auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein:

  1. Wirtschaftliche Unsicherheiten: Globale Unsicherheiten, wie geopolitische Spannungen oder Schwankungen bei Energie- und Rohstoffpreisen, belasten Unternehmen.
  2. Steigende Kosten: Insbesondere im Verkehr und in der Lagerei sowie im Baugewerbe könnten gestiegene Energie- und Materialkosten die finanzielle Stabilität vieler Unternehmen beeinträchtigt haben.
  3. Zinsanstieg und Finanzierungsschwierigkeiten: Höhere Zinsen erschweren die Refinanzierung von Krediten, was kleinere und mittelständische Unternehmen besonders trifft.
  4. Nachwirkungen der Pandemie: Viele Unternehmen, insbesondere im Gastgewerbe, kämpfen noch immer mit den langfristigen Folgen der Corona-Pandemie, wie etwa ausbleibenden Umsätzen oder hohen Schulden.

Besonders betroffene Branchen

Die Daten zeigen, dass bestimmte Wirtschaftszweige besonders stark von Insolvenzen betroffen sind:

  • Verkehr und Lagerei: Mit 11,9 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen ist dieser Sektor am stärksten betroffen. Gründe könnten hohe Treibstoffkosten und logistische Herausforderungen sein.
  • Baugewerbe: Die Baubranche leidet unter steigenden Materialkosten und einer geringeren Nachfrage, was zu einer Insolvenzquote von 9,8 pro 10.000 Unternehmen führt.
  • Gastgewerbe: Auch hier spiegeln die 9,8 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen die anhaltenden Schwierigkeiten wider, die durch die Pandemie und verändertes Konsumverhalten verstärkt wurden.

Bedeutung für die Wirtschaft

Der moderate Anstieg der Regelinsolvenzen um 2,4 % im Juni 2025 signalisiert keine akute Krise, zeigt aber, dass Teile der Wirtschaft unter Druck stehen. Besonders der Rückgang der Gläubigerforderungen von 11,4 Milliarden Euro im April 2024 auf 2,5 Milliarden Euro im April 2025 deutet darauf hin, dass 2025 kleinere Unternehmen häufiger betroffen sind. Dies könnte ein Indikator für die Belastung des Mittelstands sein, der einen zentralen Pfeiler der deutschen Wirtschaft darstellt.

Gleichzeitig zeigt der geringe Anstieg der Verbrauchersinsolvenzen um 0,8 % im April 2025, dass private Haushalte derzeit relativ stabil sind. Dennoch könnten steigende Lebenshaltungskosten und Inflation in den kommenden Monaten auch hier zu einer Verschlechterung führen.

Methodische Hinweise

Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die Insolvenzstatistik nur Verfahren erfasst, die im Rahmen eines Regelinsolvenzverfahrens ablaufen. Zahlungsschwierigkeiten, die nicht zu einem Insolvenzantrag führen, werden nicht berücksichtigt. Die vorläufigen Daten für Juni 2025 basieren auf den aktuellen Meldungen der Amtsgerichte und gelten als experimentelle Daten, da sie noch nicht die methodische Reife endgültiger Statistiken besitzen. Etwa 30 % der Insolvenzverfahren in Deutschland sind Regelinsolvenzverfahren, wobei Unternehmen etwa 55 % dieser Verfahren ausmachen.

Fazit

Die Entwicklung der Regelinsolvenzen im Juni 2025 zeigt, dass die deutsche Wirtschaft vor Herausforderungen steht, insbesondere in Branchen wie Verkehr, Baugewerbe und Gastgewerbe. Der moderate Anstieg um 2,4 % ist ein Warnsignal, das jedoch noch keine flächendeckende Krise anzeigt. Für Unternehmen und politische Entscheidungsträger ist es wichtig, die Ursachen – wie steigende Kosten und Finanzierungsprobleme – gezielt anzugehen, um den Mittelstand zu stärken. Weitere Analysen und endgültige Daten des Statistischen Bundesamtes werden nötig sein, um die Entwicklung langfristig zu bewerten.


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