Der Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt Juli 2025 der Bundesagentur für Arbeit gibt einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Nachfolgend die wichtigsten Punkte in strukturierter Form:
1. Wirtschaftliche Gesamtlage:
Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer Phase der Unsicherheit. Zwar herrscht Erleichterung über die Beilegung des Zollstreits zwischen den USA und der EU, doch bleiben die wirtschaftlichen Auswirkungen unklar. Die Konsumzurückhaltung bleibt ausgeprägt, und die Geschäftserwartungen verbessern sich kaum. Das BIP ist im zweiten Quartal 2025 leicht um 0,1 % gesunken.
2. Arbeitsmarktentwicklung:
Die Arbeitslosigkeit ist im Juli 2025 saisonal bedingt angestiegen. Die Unterbeschäftigung hat sich dagegen saisonbereinigt verringert. Besonders auffällig ist der Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe, während in staatsnahen Dienstleistungsbereichen weiterhin Zuwächse zu verzeichnen sind.
Der Stellenbestand ist erneut gesunken – um 11 % gegenüber dem Vorjahr – und der BA-Stellenindex liegt deutlich unter dem Höchststand von 2022.
3. Beschäftigung und Erwerbstätigkeit:
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm saisonbereinigt ab. Der Zuwachs an Beschäftigung stammt allein von ausländischen Arbeitskräften, insbesondere aus Drittstaaten (Ukraine, Westbalkan, Asylherkunftsländer), während die Zahl der deutschen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rückläufig ist. Der Beschäftigungszuwachs erfolgt fast ausschließlich in Teilzeit.
4. Kurzarbeit:
Die Zahl der Empfänger konjunkturell bedingten Kurzarbeitergelds liegt im Mai 2025 bei 218.000. Der durchschnittliche Arbeitsausfall beträgt 25 %, womit rechnerisch 55.000 Arbeitsplätze gesichert wurden. Besonders betroffen ist weiterhin das Verarbeitende Gewerbe.
5. Ausbildungsmarkt:
Im laufenden Beratungsjahr 2024/25 ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen weiter zurückgegangen, während die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber gestiegen ist. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage hat sich gegenüber dem Vorjahr verringert, aber bleibt bestehen. Noch ist Bewegung im Markt, da über den Sommer erfahrungsgemäß viele Besetzungen stattfinden.
6. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung:
Im Juli 2025 waren rund 2,98 Mio Menschen arbeitslos gemeldet – 6 % mehr als im Vorjahr. Die Langzeitarbeitslosigkeit stieg um 8 % auf über 1 Mio. Besonders stark betroffen ist der Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung). Die Arbeitslosenquote stieg auf 6,3 %, in Bayern liegt sie bei 4 %, in Bremen bei 11,8 %.
7. Soziale Sicherung:
Insgesamt erhielten 4,8 Mio erwerbsfähige Menschen im Juli Leistungen zur Sicherung ihres Lebensunterhalts: 991.000 im Rahmen des SGB III und 3,88 Mio im SGB II (Bürgergeld). Der Anteil der Langzeitleistungsbeziehenden ist hoch und nimmt weiter zu.
8. Arbeitsmarktpolitische Instrumente:
644.000 Personen nahmen im Juli an geförderten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil – deutlich weniger als im Vorjahresmonat. Die Aktivierungsquote lag bei 14,7 % (-1,9 Prozentpunkte). Es dominiert die Förderung über die Arbeitslosenversicherung.
Kritische Bewertung:
Der Bericht zeigt eindrucksvoll, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt in einer Phase struktureller Spannung befindet: Trotz steigender Arbeitslosigkeit gelingt es vielen Unternehmen nicht, offene Stellen mit qualifizierten Kräften zu besetzen – insbesondere in den Bereichen Pflege, IT, Bau und Gastronomie. Diese Divergenz zwischen Arbeitskräfteangebot und -nachfrage ist ein Hinweis auf tieferliegende Bildungs- und Integrationsprobleme, die mit konjunktureller Flankierung allein nicht zu lösen sind. Alarmierend ist zudem, dass der Zuwachs an Beschäftigung fast ausschließlich durch Drittstaatenangehörige getragen wird, während die Erwerbsbeteiligung deutscher Staatsangehöriger weiter sinkt. Hier drängen sich Fragen zur langfristigen Tragfähigkeit des Sozialstaats und zur Demographie auf. Auch die zurückhaltende Investitionsbereitschaft der Unternehmen signalisiert, dass Vertrauen in die Standortbedingungen weiterhin fehlt. Die angekündigten Investitionspakete der Bundesregierung kommen offenbar nicht zeitnah in der Realwirtschaft an.
Kategorie | Wert (in Tsd. / Prozent) | Veränderung zum Vorjahr |
Arbeitslose insgesamt | 2979 | +171 Tsd. / +6% |
Arbeitslose SGB III | 1117 | +128 Tsd. / +13% |
Arbeitslose SGB II | 1863 | +43 Tsd. / +2% |
Langzeitarbeitslose insgesamt | 1047 | +73 Tsd. / +8% |
Langzeitarbeitslose SGB III | 111 | +13 Tsd. / +14% |
Langzeitarbeitslose SGB II | 936 | +60 Tsd. / +7% |
Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) | 3609 | +31 Tsd. / +1% |
Arbeitslosenquote (gesamt) | 6,3% | +0,3 Prozentpunkte |
Arbeitslosenquote (Bayern) | 4,0% | +0,3 Prozentpunkte |
Arbeitslosenquote (Bremen) | 11,8% | +0,3 Prozentpunkte |
- Arbeitslose SGB III: Personen, die Arbeitslosengeld I aus der Arbeitslosenversicherung erhalten.
- Arbeitslose SGB II: Personen, die Bürgergeld (Grundsicherung) beziehen und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Die Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 31. Juli 2025 mit dem Titel „Erwerbstätigkeit nahezu unverändert im Juni 2025“ bietet einen knappen Überblick über die Entwicklung von Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeit in Deutschland. Hier die wesentlichen Punkte zusammengefasst:
Erwerbstätigkeit:
- Im Juni 2025 waren rund 45,9 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig.
- Gegenüber dem Vormonat sank die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt leicht um 20.000 Personen, was rechnerisch einer Veränderung von 0,0 % entspricht.
- Auch im nicht saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ergibt sich ein Rückgang um 4.000 Personen (ebenfalls 0,0 %).
- Im Vergleich zum Juni 2024 ist die Zahl der Erwerbstätigen praktisch unverändert (-3.000 Personen; 0,0 %).
- Im zweiten Quartal 2025 war die Erwerbstätigenzahl mit rund 46,0 Millionen Personen im Inland saisonbereinigt nahezu konstant (-7.000 gegenüber dem Vorquartal).
Erwerbslosigkeit:
- Im Juni 2025 waren laut Arbeitskräfteerhebung 1,58 Millionen Menschen erwerbslos, ein Anstieg um 76.000 Personen bzw. 5,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat.
- Die Erwerbslosenquote stieg auf 3,6 %, nach 3,4 % im Juni 2024.
- Saisonbereinigt lag die Erwerbslosenzahl bei 1,61 Millionen, was einen leichten Rückgang um 3.000 Personen gegenüber Mai bedeutet.
- Die saisonbereinigte Erwerbslosenquote verharrte bei 3,7 %.
Methodische Hinweise:
- Die Zahlen basieren auf dem Erwerbsstatuskonzept der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), weshalb sie sich von den registrierten Arbeitslosenzahlen der Bundesagentur für Arbeit unterscheiden.
- Die Erwerbstätigenzahlen wurden im Zuge einer Revision auf Basis des Zensus 2022 angepasst. Die Abweichungen zu früheren Veröffentlichungen bleiben gering.
Einordnung:
Die nahezu stagnierende Erwerbstätigkeit bei gleichzeitig steigender Erwerbslosigkeit deutet auf eine konjunkturelle Schwächephase hin. Der Arbeitsmarkt zeigt sich damit trotz historisch hoher Beschäftigungszahlen weniger dynamisch. Besonders bemerkenswert ist, dass die saisonbereinigte Erwerbslosenquote nun auf einem stabilen, aber leicht erhöhten Niveau von 3,7 % verharrt, was in Verbindung mit der bereits schwächelnden konjunkturellen Entwicklung ein Alarmsignal darstellt. Die wirtschaftspolitische Erwartungshaltung gegenüber der Bundesregierung wächst – insbesondere im Hinblick auf Investitionsimpulse und strukturelle Arbeitsmarktreformen.