Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 2. Quartal 2025

Im 2. Quartal 2025 ist die deutsche Wirtschaft erneut geschrumpft, wobei die wirtschaftliche Entwicklung schlechter ausfiel als in der ersten Schnellmeldung vom 30. Juli 2025 erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im Vergleich zum 1. Quartal 2025 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,3 % zurück. Damit fiel der Rückgang um 0,2 Prozentpunkte stärker aus als zunächst angenommen. Im Vorjahresvergleich sank das preisbereinigte BIP um 0,2 %, während es preis- und kalenderbereinigt leicht um 0,2 % stieg – bedingt durch einen Arbeitstag weniger im Berichtsquartal.

Wichtige Eckdaten

KennzahlVeränderung
BIP (Vorquartal, preis-/saison-/kalenderbereinigt)–0,3 %
BIP (Vorjahresquartal, preisbereinigt)–0,2 %
BIP (Vorjahresquartal, preis- und kalenderbereinigt)+0,2 %

Entwicklung im Quartalsvergleich (Q2 2025 vs. Q1 2025)

Konsum: Leichter Anstieg, aber schwächer als erwartet

  • Die Konsumausgaben insgesamt stiegen um 0,3 %.
  • Privater Konsum: Nur +0,1 %, nach unten revidiert aufgrund schwächerer Daten aus dem Gastgewerbe und anderen Dienstleistungsbereichen.
  • Staatlicher Konsum: Zunahme um 0,8 % gegenüber dem Vorquartal.

Investitionen: Deutlicher Rückgang

  • Die Bruttoanlageinvestitionen gingen um 1,4 % zurück.
  • Investitionen in Ausrüstungen (Maschinen, Fahrzeuge etc.): –1,9 %
  • Bauinvestitionen: –2,1 %

Außenhandel: Keine positiven Impulse

  • Exporte sanken um 0,1 %:
  • Warenexporte: –0,6 %
  • Dienstleistungsexporte: +1,4 %
  • Importe stiegen deutlich um 1,6 %, was den Außenbeitrag belastete.

Branchenspezifische Entwicklung

Produzierendes Gewerbe

  • Verarbeitendes Gewerbe: Rückgang um 0,3 % zum Vorquartal; nahezu alle Bereiche gingen zurück.
  • Ausnahmen: Leichte Zuwächse bei Kraftfahrzeugen und -teilen sowie sonstigem Fahrzeugbau.
  • Baugewerbe: Starkes Minus von –3,7 %, nach einem positiven Start ins Jahr aufgrund guter Witterungsbedingungen im 1. Quartal.

Dienstleistungssektor

  • Handel, Verkehr, Gastgewerbe: –0,6 %
  • Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit: +0,1 %
  • Sonstige Dienstleister: ±0,0 %
  • Information und Kommunikation sowie Unternehmensdienstleister: jeweils +0,5 % Zuwachs.

Vorjahresvergleich (Q2 2025 vs. Q2 2024)

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

  • BIP sank preisbereinigt um 0,2 %, stieg aber preis- und kalenderbereinigt um 0,2 %.
  • Bruttowertschöpfung insgesamt: –0,7 % im Vorjahresvergleich.

Sektoren im Detail

  • Baugewerbe: –6,9 % (starkster Rückgang)
  • Verarbeitendes Gewerbe: –2,2 %
  • Dienstleistungen insgesamt: stagnierend (±0,0 %)
  • Positive Beiträge:
    • Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit: +1,2 %
    • Handel, Verkehr, Gastgewerbe: +0,4 %
  • Negative Beiträge:
    • Unternehmensdienstleister: –1,2 %
    • Sonstige Dienstleister: –0,5 %

Konsum: Positiver Treiber

  • Konsumausgaben insgesamt: +1,5 %
  • Privater Konsum: +1,2 %
    • Starke Zunahme bei Gütern (z. B. Nahrungsmittel)
    • Dienstleistungen (z. B. Gastronomie, Beherbergung): nur leichtes Plus
  • Staatlicher Konsum: +2,1 %, vor allem aufgrund höherer sozialer Sachleistungen (Kranken- und Pflegeversicherung)

Investitionen und Außenhandel: Belastend

  • Bruttoanlageinvestitionen: –1,9 %
  • Ausrüstungsinvestitionen: –3,9 % (u. a. Rückgang bei gewerblichen Kraftfahrzeugzulassungen)
  • Bauinvestitionen: –2,9 % (trotz hoher Preise im Baugewerbe)
  • Exporte: –2,4 %
  • Warenexporte: –3,6 % (Maschinen, Chemie, Kraftfahrzeuge)
  • Dienstleistungsexporte: +1,8 %
  • Importe: +3,3 %
  • Warenimporte: +4,7 % (Nahrungsmittel, Metalle, Maschinen, elektrische Ausrüstung)
  • Dienstleistungsimporte: +0,3 %

Arbeitsmarkt und Produktivität

  • Erwerbstätige: 46,0 Millionen (±0,0 % gegenüber Q2 2024)
  • Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen: –0,5 %
  • Gesamtarbeitsvolumen: –0,5 %
  • Arbeitsproduktivität (BIP je Stunde): +0,3 %
  • BIP je Erwerbstätigen: –0,2 %

Einkommen und Sparverhalten

  • BIP in jeweiligen Preisen: +2,7 % gegenüber Vorjahr
  • Bruttonationaleinkommen: +3,1 %
  • Arbeitnehmerentgelt: +4,8 % gesamt, +4,3 % pro Arbeitnehmer (Brutto), +3,6 % netto
  • Unternehmens- und Vermögenseinkommen: –3,5 %
  • Privater Konsum wuchs stärker als Einkommen:
  • Konsum: +3,7 %
  • Einkommen: +2,5 %
  • Sparquote: sank von 10,8 % (Q2 2024) auf 9,7 % (Q2 2025)

Internationale Einordnung

Die deutsche Wirtschaft entwickelte sich im 2. Quartal 2025 schwächer als in anderen großen EU-Ländern und der EU insgesamt:

LandBIP-VorquartalBIP-Vorjahresquartal
Deutschland–0,3 %+0,2 %
EU insgesamt+0,2 %+1,5 %
Eurozone+0,1 %+1,4 %
Frankreich+0,3 %+0,7 %
Italien–0,1 %+0,4 %
Spanien+0,7 %+2,8 %
USA+0,7 %+2,0 %

Revision der bisherigen BIP-Daten (Sommerüberarbeitung 2025)

Das Statistische Bundesamt hat die BIP-Daten rückwirkend bis 2008 überarbeitet, was zu ungewöhnlich hohen Revisionen führte:

  • Zeitraum 2021–2024: Änderungen um bis zu ±0,7 Prozentpunkte
  • Gründe:
  • Einbeziehung detaillierter Strukturstatistiken (u. a. Unternehmensumsätze, Kostenstrukturen)
  • Präzisere Preisbereinigung basierend auf der Input-Output-Rechnung, besonders wichtig für die Jahre 2022 und 2023 mit starken Preisschwankungen
  • Aktualisierung der Saison- und Kalenderbereinigungsmodelle
  • Bessere Abbildung multinationaler Unternehmensgruppen

Die Überarbeitung betrifft insbesondere die Höhe und Dynamik des Wachstums in den Krisenjahren (z. B. Corona), ist aber vergleichbar mit früheren Sommerüberarbeitungen.

Fazit

Das 2. Quartal 2025 war geprägt von einer weiteren konjunkturellen Abschwächung in Deutschland. Hauptverantwortlich für den stärkeren als erwarteten Rückgang des BIP sind:

  • Schwäche in Industrie und Bau
  • Rückläufige Investitionen
  • Importstarke Nachfrage
  • Schwache Außenhandelsbilanz

Positiv hervorzuheben sind der anhaltend robuste Konsum (privat und staatlich) sowie Wachstum in ausgewählten Dienstleistungsbereichen. Dennoch bleibt die Gesamtlage verhalten, während andere europäische Volkswirtschaften bereits wieder wachsen.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich damit weiterhin in einer Phase der Stagnation oder leichten Rezession, während die internationale Konjunktur sich leicht erholt. Die Arbeitsproduktivität konnte leicht zulegen, was auf Effizienzgewinne unter schwierigen Bedingungen hindeutet.


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