Bargeld in Deutschland

Die Bundesbank beleuchtet in ihrem Monatsbericht „Bargeld in der deutschen Gesellschaft – ein aktuelles Meinungsbild“ (April 2025) die zunehmende Verdrängung des Bargelds durch digitale Zahlungsmethoden und analysiert die gesellschaftliche Bedeutung und Zukunftsperspektive von Bargeld. Der Bericht basiert auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung sowie einer begleitenden Zukunftsstudie.

Kernaussagen der Untersuchung

Rückgang der Bargeldnutzung

Die Nutzung von Bargeld in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. 2017 wurden noch rund 75 % der alltäglichen Zahlungen bar getätigt, 2023 nur noch etwa die Hälfte. Im Umsatzanteil liegt Bargeld nur noch bei rund einem Viertel. Ursachen sind u. a. digitale Innovationen, veränderte Konsumgewohnheiten und pandemiebedingte Verhaltensänderungen.

Gründe für den Erhalt von Bargeld

Trotz abnehmender Nutzung sprechen viele Argumente für den Erhalt:

  • Technische Ausfallsicherheit: Bargeld funktioniert unabhängig von digitaler Infrastruktur.
  • Pädagogischer Wert: Kinder lernen mit Bargeld den Umgang mit Geld realistischer.
  • Datenschutz: Bargeldtransaktionen hinterlassen keine digitalen Spuren.
  • Inklusion: Für viele sozial oder technisch benachteiligte Menschen bleibt Bargeld alternativlos.
  • Budgetkontrolle: Bargeld hilft vielen, ihre Ausgaben besser zu überblicken.
  • Soziale Funktionen: Schenkungen, Spenden oder Trinkgelder werden häufig bar gegeben.

Gesellschaftliche Wahrnehmung

  • 69 % der Befragten halten Bargeld für persönlich wichtig.
  • 72 % sehen Bargeld als bedeutend für die Gesellschaft, selbst wenn sie es selten nutzen.
  • Besonders ältere Menschen, einkommensschwache Haushalte und Menschen mit geringerer Bildung nutzen Bargeld häufiger.

Kritik an Bargeld

  • Hauptkritikpunkte sind Kriminalität (z. B. Geldwäsche, Steuerhinterziehung) und Geldautomatensprengungen.
  • Weitere Bedenken betreffen Herstellungs- und Transportkosten, Hygiene sowie eine vermeintliche Verlangsamung der Digitalisierung.
  • Diese Argumente überzeugen jedoch nur eine Minderheit der Befragten.

Zukunftserwartungen und politische Implikationen

  • Zwei Drittel der Befragten wünschen sich, dass Bargeld auch in 15 Jahren erhalten bleibt.
  • Nur 4 % fordern eine vollständige Abschaffung.
  • 50 % sehen derzeit keinen Bedarf für aktive Erhaltungsmaßnahmen, obwohl die Studie der Bundesbank auf einen möglichen selbstverstärkenden Rückgang von Bargeldangebot und -akzeptanz hinweist.
  • Das Nationale Bargeldforum und Investitionen in Bankinfrastruktur sind erste Maßnahmen der Bundesbank, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Digitaler Euro als Ergänzung

Die Bundesbank sieht den geplanten digitalen Euro als sinnvolle Ergänzung, nicht jedoch als Ersatz für Bargeld. Er soll digitale Resilienz und Autonomie Europas stärken, jedoch auch den datensparsamen, anonymen Charakter des Bargelds teilweise imitieren.

Kritische Einordnung

Die Studie zeigt, dass Bargeld trotz sinkender Nutzung eine breite gesellschaftliche Akzeptanz genießt – nicht zuletzt aufgrund seiner systemstabilisierenden, inklusiven und bildungsrelevanten Funktionen. Der Bericht macht deutlich, dass technischer Fortschritt nicht automatisch zur Verdrängung traditioneller Zahlungsmittel führen sollte. Stattdessen plädiert er für ein duales System, das Wahlfreiheit garantiert. Angesichts wachsender digitaler Abhängigkeiten und geopolitischer Unsicherheiten erscheint diese Perspektive durchaus weitsichtig.


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