Wochenüberblick mit Einordnung im Kontext der internationalen Handels- und Zinspolitik
Montag, 28. Juli: Ernüchterung nach Zolldeal USA–EU, SMI unter Druck
Die Börsenwoche begann in Zürich mit deutlichen Verlusten. Der zunächst positiv aufgenommene Zolldeal zwischen den USA und der EU wurde rasch kritisch bewertet: Von einem „Kuhhandel“ war die Rede, von einem „Einknicken der EU“. Die unmittelbare Bedrohung eines transatlantischen Handelskriegs mochte abgewendet sein, doch das Resultat offenbarte ein asymmetrisches Kräfteverhältnis zugunsten der Vereinigten Staaten. Der SMI schloss 0,34 % tiefer bei 11’914 Punkten, getrieben vor allem durch Verluste bei zyklischen Titeln wie Swatch (-5,5 %), SIG (-2,8 %), Sika (-1,0 %) und Holcim (-1,0 %). Die Unsicherheit vor den anstehenden Zahlen belastete. Dagegen konnten sich Tech- und Pharmawerte wie VAT, U-Blox und Roche behaupten.
Dienstag, 29. Juli: Leichte Erholung – SMI scheitert erneut an der 12’000er-Marke
Der SMI erholte sich leicht um 0,37 % auf 11’959 Punkte, doch blieb weiterhin unter der psychologisch wichtigen Marke von 12’000. Marktteilnehmer richteten ihren Blick bereits auf den Fed-Zinsentscheid am Mittwoch. Erwartet wurde zwar keine Änderung, aber mögliche Hinweise auf eine künftige Lockerung. Titel wie SIG (-5,0 %) und Sika (-3,7 %) litten nach enttäuschenden Quartalszahlen. Dagegen gehörte Lonza mit einem Anstieg von 2,7 % zu den Gewinnern – gestützt von positiven Analystenreaktionen. UBS (+0,9 %) legte vor Veröffentlichung ihrer Q2-Zahlen zu, was auf hohe Erwartungen schliessen liess. Auf dem breiten Markt gab es teils dramatische Bewegungen: Forbo (-13 %), Lem (-17 %) und Perrot Duval (-7,3 %) wurden abgestraft. Relief hingegen gewann nach KI-Kooperationen 11 %.
Mittwoch, 30. Juli: Rücksetzer vor Fed-Zinsentscheid – US-Daten stark
Der Mittwoch stand im Zeichen der Unsicherheit vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank. Trotz eines Tageshochs über 12’000 Punkten fiel der SMI am Ende um 0,23 % auf 11’931 Punkte. Die konjunkturellen Signale aus den USA waren robust: Ein BIP-Wachstum von 3 % im 2. Quartal und überraschend starke Arbeitsmarktzahlen untermauerten die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft. Die UBS übertraf mit ihren Quartalszahlen die Erwartungen und stieg um 1,1 %. Julius Bär und Partners Group profitierten vom positiven Sektorumfeld. Hingegen verloren Swiss Re (-1,2 %) und Sonova (-3,6 %), letzteres infolge schwacher Zahlen des Konkurrenten Amplifon. Logitech konnte die Anfangsgewinne nach einem positiven Bericht nicht halten. Auf dem breiten Markt sorgte vor allem Idorsia (+23 %) mit einem gelungenen Turnaround für Aufsehen.
Donnerstag, 31. Juli: Schwankungen vor Trump-Entscheid – SMI wenig verändert
Am Tag vor dem Schweizer Nationalfeiertag herrschte gespannte Zurückhaltung. Die US-Notenbank liess die Zinsen erwartungsgemäss unverändert, Impulse blieben aus. Anleger warteten auf die erwartete Bekanntgabe neuer US-Zölle – insbesondere auf Schweizer Exporte. Der SMI bewegte sich kaum und notierte mittags bei 11’938 Punkten (+0,06 %). Holcim überzeugte mit solider Marge trotz rückläufigem Umsatz (+0,9 %), Geberit und ABB legten ebenfalls zu. Dagegen belasteten erneut Sorgen im Halbleitersektor VAT (-1,4 %), Inficon und Comet (-20 %). Technologiewerte wie AMS Osram (-3,4 %) litten unter Gewinnmitnahmen. Straumann (-6,0 %) wurde durch einen enttäuschenden Ausblick des US-Konkurrenten Align in Mitleidenschaft gezogen. Im Fokus standen auch Kardex (+7,6 %) und Medacta (+5,6 %) mit positiven Zahlen.
Freitag, 1. August: Börsen geschlossen – Politisches Beben durch US-Zölle
Der Freitag war aufgrund des Nationalfeiertags in der Schweiz börsentechnisch ruhig – die Märkte blieben geschlossen. Politisch hingegen brach ein Sturm los: US-Präsident Donald Trump verkündete überraschend hohe Strafzölle von 39 % auf Schweizer Produkte ab dem 7. August. Die Massnahme trifft vor allem die Uhrenindustrie, den Maschinenbau und den Pharmasektor. Wirtschaftsminister Parmelin sprach von einer „besonders schlechten Behandlung“ durch die USA, Bundespräsidentin Keller-Sutter wertete die Massnahme als irrational. Branchenverbände und Parteien reagierten entsetzt. Die SNB dürfte nun unter zusätzlichem Handlungsdruck stehen.
Fazit:
Die Börsenwoche war geprägt von Unsicherheit: Zolldeals, Unternehmensberichte und Zinsspekulationen wechselten einander ab. Der SMI pendelte um die 12’000-Punkte-Marke, ohne sie nachhaltig zu durchbrechen. Während Technologiewerte und Pharma punktuell für Lichtblicke sorgten, dominierte bei konjunktursensitiven Titeln und Konsumgütern Skepsis. Mit dem abrupten politischen Kurswechsel der USA am Freitag rückt geopolitische Unsicherheit wieder stärker in den Vordergrund – mit potenziell gravierenden Folgen für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft.