Ein Bonuszertifikat ist ein strukturiertes Finanzprodukt, das vor allem im Bereich der Zertifikate und derivativen Wertpapiere gehandelt wird. Es kombiniert Elemente klassischer Anlagen wie Aktien oder Indizes mit einem Teilschutz gegen Kursverluste und einer Chance auf attraktive Zusatzerträge – dem sogenannten „Bonus“.
Im Folgenden eine ausführliche Darstellung:
Funktionsweise eines Bonuszertifikats
Das Bonuszertifikat basiert in der Regel auf einem Basiswert, beispielsweise einer Aktie oder einem Aktienindex (z. B. DAX). Es gibt dem Anleger die Möglichkeit, von moderat steigenden, stagnierenden oder sogar leicht fallenden Kursen des Basiswerts zu profitieren – ohne diesen direkt kaufen zu müssen.
Die zwei zentralen Komponenten eines Bonuszertifikats sind:
1. Barriere (auch „Schwelle“ genannt)
- Eine vorab definierte Kursgrenze, meist unterhalb des aktuellen Kurses.
- Wird diese Barriere nicht berührt oder unterschritten, erhält der Anleger am Laufzeitende mindestens den Bonusbetrag ausgezahlt – unabhängig vom tatsächlichen Kurs des Basiswerts.
- Sobald die Barriere jedoch einmal verletzt wird, verliert der Anleger den Schutzmechanismus und ist dem Kursrisiko des Basiswerts voll ausgesetzt.
2. Bonusniveau
- Ein ebenfalls vorab definierter Kurswert, meist über der Barriere.
- Es legt den maximalen Rückzahlungsbetrag fest, falls die Barriere nicht berührt wurde.
- Befindet sich der Basiswert am Ende der Laufzeit über dem Bonusniveau, partizipiert der Anleger nicht an diesem „Überschuss“ – im Gegensatz zu einem Direktinvestment.
Beispiel zur Veranschaulichung
Ein Bonuszertifikat auf die Siemens-Aktie:
Merkmal | Wert |
---|---|
Basiswert | Siemens AG |
Laufzeit | 12 Monate |
Barriere | EUR 100 |
Bonusniveau | EUR 130 |
Aktueller Kurs | EUR 120 |
- Szenario A: Siemens notiert zu keinem Zeitpunkt unter EUR 100 und endet bei EUR 125 → Anleger erhält EUR 130 (Bonusniveau).
- Szenario B: Siemens fällt kurzzeitig auf EUR 95, erholt sich und endet bei EUR 125 → Anleger erhält EUR 125, weil die Barriere verletzt wurde.
- Szenario C: Siemens fällt auf EUR 95 und endet bei EUR 90 → Anleger erhält EUR 90.
Vorteile
- Teilweise Risikobegrenzung: Solange die Barriere nicht verletzt wird, ist ein Mindestbetrag (Bonus) garantiert.
- Attraktive Renditen auch bei seitwärts tendierenden Märkten.
- Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten durch Emittenten: Wahl von Barrierehöhe, Laufzeit, Basiswert etc.
Risiken & Nachteile
- Barriereverlust: Ein einmaliger Kursrutsch unter die Barriere genügt, um den Schutz zu verlieren.
- Begrenzte Gewinnchance: Liegt der Basiswert über dem Bonusniveau, wird der Gewinn gedeckelt – anders als bei einem Direktinvestment.
- Emittentenrisiko: Der Anleger ist vom Zahlungsausfallrisiko der Bank abhängig, die das Zertifikat emittiert (kein Einlagenschutz!).
- Intransparenz: Komplexe Struktur kann für Privatanleger schwer durchschaubar sein.
Kritische Einordnung
Bonuszertifikate sind vor allem in Seitwärtsmärkten oder bei leicht fallenden Kursen attraktiv. Sie suggerieren Sicherheit, die jedoch bei näherer Betrachtung nur bedingt vorhanden ist. Eine Unterschreitung der Barriere – sei es auch nur kurzzeitig – hebelt den Bonusmechanismus vollständig aus. In solchen Fällen wäre ein Direktinvestment oft vorteilhafter gewesen.
Zudem besteht ein systemisches Risiko, falls der Emittent insolvent wird – ein Aspekt, der in Krisenzeiten schnell Realität werden kann (vgl. Lehman Brothers 2008).
Fazit
Das Bonuszertifikat ist ein renditestarkes, aber erklärungsbedürftiges Finanzprodukt mit eingebautem Risikopuffer. Es eignet sich für erfahrene Anleger mit neutraler bis leicht positiver Markterwartung – aber nicht für sicherheitsorientierte Sparer oder Einsteiger.