Breadth Thrust Indicator

Der sogenannte „Breadth Thrust Indicator“ – korrekt Zweig Breadth Thrust (ZBT) nach dem US-Ökonomen Dr. Martin Zweig – ist ein Marktbreite-Oszillator, der einen plötzlichen Stimmungsumschwung erkennen soll. Er gilt als ausgesprochen seltenes Kaufsignal, weil er nur dann auslöst, wenn der Anteil steigender Aktien an der New York Stock Exchange (NYSE) innerhalb von höchstens zehn Handelstagen von einem stark überverkauften Niveau (≤ 0,40) auf überkauft (≥ 0,615) springt. Das letzte bestätigte Signal wurde Ende April 2025 gemeldet.

1 | Historischer Kontext

  • Urheber: Dr. Martin Zweig stellte den Indikator 1984 in seinem Buch “Winning on Wall Street” vor.
  • Grundidee: Eine breite, explosionsartige Nachfrage­welle ist zuverlässiger als reine Kursgewinne einzelner Schwergewichte.

2 | Berechnung im Detail

  1. Tagesquote [math]q_t \;=\;\frac{\text{Steigende Titel}_t}{\text{Steigende + Fallende Titel}_t}[/math]
  2. Gleitender Durchschnitt
    10-tägige exponentielle Glättung (EMA[math]_{10}[/math]) von [math]q_t[/math].
  3. Signalregel
    • Ausgangswert ≤ 0,40 (40 %)
    • Endwert ≥ 0,615 (61,5 %)
    • Zeitraum ≤ 10 Handelstage

3 | Wie oft schlägt der ZBT an?

Seit 1980 gab es je nach Datensatz 10 bis 14 Signale – also im Schnitt seltener als alle drei Jahre. Jedes historische Trigger-Ereignis vor 2025 wurde gefolgt von einem positiveren S&P-500-Jahresverlauf, aber die Stichprobe ist extrem klein.

4 | Stärken

VorteilEinordnung
FrühindikatorErkennt Liquiditäts- und Sentiment­schübe bevor charttechnische Ausbrüche sichtbar sind.
Marktbreite-FokusImmun gegen Index-Verzerrungen durch Mega-Caps.
Eindeutige RegelnLeicht programmierbar; keine Parameter-Willkür.

5 | Schwächen & Kritik

KritikpunktDetails
Daten-Mining-VorwurfKritiker bemängeln, dass die ursprünglichen Schwellenwerte ex-post gewählt wurden. ([Bull Market Indicated By Zweig Breadth Thrust Signal: Trust It?
Struktureller WandelHochfrequenz-Handel, ETFs und Fragmentierung verändern die NYSE-Breite.
Falsche Positiv-RateMindestens zwei Signale (z. B. 1998, 2015) wurden von deutlichen Rücksetzern begleitet.
Sample-Bias< 15 Beobachtungen sind statistisch kaum belastbar.

6 | Vergleich zu anderen Breiten­indikatoren

  • Advance/Decline-Linie: kumulativ, damit träger → liefert seltene, aber stabilere Trendbestätigungen.
  • McClellan Oscillator/Summation: basiert ebenfalls auf A/D-Daten, jedoch mit zwei EMAs; reagiert feiner, generiert mehr (Rausch-)Signale.
  • TRIN/ARMS: Volumen-gewichtet, kurzfristiger Risiko-Stimmungs-Indikator.

7 | Praxis-Tipps

  1. Kontext einbeziehen: ZBT immer mit Makro- und Liquiditäts­daten abgleichen, um pro-zyklische Fehlsignale zu vermeiden.
  2. Bestätigung suchen: Parallel auf A/D-Linie, Credit-Spreads und Volumen­trends achten.
  3. Risikomanagement: Ein einzelnes ZBT-Signal rechtfertigt kein „All-in“, sondern eher eine schrittweise Aufstockung bei steigender Marktbreite.

8 | Fazit

Der Zweig Breadth Thrust ist ein faszinierendes, weil extrem seltenes Stimmungsbarometer. Sein historischer Nimbus als „Bull-Market-Starter“ beruht allerdings auf sehr wenigen Fällen und blendet Marktstruktureffekte der Gegenwart aus. Wer den Indikator nutzt, sollte ihn als Teil eines breiteren Werkzeugkastens verstehen und die statistischen Grenzen klar erkennen.

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