Die Bundesregierung hat am 22. August 2025 mit dem Entwurf für den Bundeshaushalt 2026 einen erneuten Sprung der Verteidigungsausgaben beschlossen. Mit insgesamt 108,2 Milliarden Euro soll der Wehretat so hoch ausfallen wie seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr. 82,69 Milliarden Euro sind dabei im regulären Einzelplan 14 eingeplant, weitere 25,51 Milliarden Euro stammen aus dem 2022 eingerichteten Sondervermögen Bundeswehr. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt entspricht dies einer Quote von 2,5 Prozent und liegt damit nicht nur oberhalb des NATO-Ziels von zwei Prozent, sondern auch deutlich über den traditionell zurückhaltenden Verteidigungsausgaben der Bundesrepublik.
Ermöglicht wurde diese massive Steigerung durch den politischen Dammbruch des Jahres 2022: Die Einrichtung des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens sowie die Grundgesetzänderung, welche die Verteidigungsausgaben von den Fesseln der Schuldenbremse befreite. In der laufenden Haushaltsperiode 2025 liegen die Ausgaben noch bei 86,5 Milliarden Euro, womit 2026 ein Plus von knapp 22 Milliarden Euro entsteht.
Besonders stark wachsen die Mittel für militärische Beschaffungen. Sie steigen von 32,3 Milliarden Euro im laufenden Jahr auf 47,88 Milliarden Euro im Jahr 2026. Allein 12,67 Milliarden Euro sollen in Munition fließen – ein Posten, der die dramatisch erkannten Defizite der Bundeswehr im Bereich der Einsatzbereitschaft adressiert. Auch Forschung, Entwicklung und Erprobung steigen von 1,19 auf 1,58 Milliarden Euro, während für die Materialerhaltung künftig 7,56 Milliarden Euro zur Verfügung stehen.
Doch nicht nur Waffensysteme und Forschung profitieren, auch die Strukturkosten wachsen weiter. Für Personal sind 24,71 Milliarden Euro vorgesehen, für Kasernenbetrieb und Unterbringung 11,31 Milliarden Euro. Damit folgt der Bundeshaushalt der politischen Linie, die Bundeswehr nicht nur technologisch zu ertüchtigen, sondern auch organisatorisch und gesellschaftlich zu stabilisieren.
Die politische Dimension dieses Entwurfs ist unübersehbar. Deutschland positioniert sich klar als Schwergewicht in Europa, das sicherheitspolitisch Verantwortung übernimmt. Kritisch bleibt allerdings, ob die enormen Summen effizient verwendet werden. Gerade die Vergangenheit hat gezeigt, dass Beschaffungsprojekte der Bundeswehr notorisch von Verzögerungen, Kostenexplosionen und Planungsfehlern begleitet waren. Ein Etat von 108 Milliarden Euro ist nur dann gerechtfertigt, wenn daraus nicht erneut überteuerte Prestigeprojekte, sondern einsatzbereite Kapazitäten hervorgehen.
Gleichwohl ist die Entscheidung im größeren geopolitischen Kontext ein Signal an die NATO-Partner und an Russland: Deutschland verlässt endgültig die Rolle des sicherheitspolitischen Zaungastes und übernimmt die Funktion eines Ankers der europäischen Verteidigung. Für eine marktwirtschaftlich orientierte Politik ist die Frage entscheidend, ob die eingesetzten Mittel langfristig in sicherheitspolitische Stabilität und damit auch in ökonomische Planbarkeit einzahlen – oder ob sie zu einer anhaltenden fiskalischen Belastung werden, die in Zeiten wachsender Sozialausgaben den Handlungsspielraum des Staates einengt.