Der Cost-Average-Effekt – im Deutschen auch als Durchschnittskosteneffekt oder Kostendurchschnittseffekt bekannt – ist ein Konzept aus der Geldanlage, das auf einer einfachen, aber wirkungsvollen Strategie basiert: regelmäßiges Investieren eines festen Geldbetrags in eine bestimmte Anlageform, unabhängig vom aktuellen Kursniveau. Diese Methode führt langfristig dazu, dass Anleger mehr Anteile kaufen, wenn die Kurse niedrig sind, und weniger Anteile, wenn die Kurse hoch sind. Auf diese Weise ergibt sich ein gemittelter Einstiegspreis, der typischerweise unter dem Durchschnittskurs liegt, den man bei einer einmaligen Investition erzielt hätte.
Wie funktioniert der Cost-Average-Effekt konkret?
Nehmen wir an, jemand investiert jeden Monat 100,00 € in einen Aktienfonds. Die Kurse dieses Fonds schwanken:
Monat | Kurs je Anteil | Gekaufte Anteile |
---|---|---|
Januar | 10,00 € | 10,00 |
Februar | 5,00 € | 20,00 |
März | 20,00 € | 5,00 |
Summe | – | 35,00 Anteile |
Gesamtausgaben: 3 × 100,00 € = 300,00 €
Durchschnittlicher Kaufkurs: 300,00 € ÷ 35,00 Anteile = 8,57 € je Anteil
Obwohl der Kurs im März bei 20,00 € lag und im Januar schon bei 10,00 €, hat der Anleger einen viel günstigeren durchschnittlichen Einstiegspreis erzielt – durch die Mechanik des Cost-Average-Effekts.
Was bringt der Cost-Average-Effekt?
1. Risikominderung bei Kursschwankungen
Gerade bei volatilen Anlagen – also solchen, deren Kurse stark schwanken, wie etwa Aktien – reduziert der Cost-Average-Effekt das Risiko eines ungünstigen Einstiegszeitpunkts. Anleger müssen sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, wann der „richtige Moment“ zum Investieren ist.
2. Psychologische Vorteile
Regelmäßige Investitionen fördern Disziplin und schützen vor irrationalem Verhalten, wie dem panikartigen Verkauf bei Kurseinbrüchen oder dem Einstieg auf Höchstständen aus Gier. Das Prinzip der Automatisierung kann emotional gesteuerte Fehlentscheidungen begrenzen.
3. Einfacher Zugang zum Kapitalmarkt
Insbesondere für Kleinanleger, die nicht über große Einmalbeträge verfügen, ermöglicht der Cost-Average-Effekt den Einstieg in langfristige Vermögensbildung – etwa über Sparpläne in ETFs oder Fonds.
Kritische Betrachtung
Der Cost-Average-Effekt ist kein Zaubertrick, der automatisch zu überdurchschnittlichen Renditen führt. Er wirkt nur bei volatilen Märkten mit teils fallenden Kursen. In einem Markt mit stetig steigenden Kursen wäre eine frühzeitige Einmalanlage rechnerisch klar überlegen.
Zudem ist der Effekt rein rechnerisch – er hängt maßgeblich davon ab, wie sich die Kurse in der Zukunft entwickeln. In stagnierenden oder dauerhaft steigenden Märkten relativiert sich der Vorteil. Der psychologische Komfort wird dann teuer bezahlt durch entgangene Gewinne.
Fazit
Der Cost-Average-Effekt ist ein nützliches Instrument für langfristige Anleger, die regelmäßig investieren wollen und nicht die Zeit oder das Wissen haben, den Markt zu „timen“. Er reduziert das Timing-Risiko, fördert Disziplin und ermöglicht einen emotional neutralen Zugang zum Investieren. Dennoch sollte man ihn nicht als Renditeturbo missverstehen – er ist eine Strategie der Risikostreuung, nicht der Gewinnmaximierung. Wer größere Einmalbeträge zur Verfügung hat und ein gutes Marktverständnis mitbringt, kann mit einem gezielten Einstieg unter Umständen besser fahren.