Der Monetarismus

Der Monetarismus ist eine wirtschaftstheoretische Schule, die den Einfluss der Geldmenge auf das Preisniveau und die Konjunktur in den Mittelpunkt stellt. Er wurde maßgeblich durch den amerikanischen Ökonomen Milton Friedman geprägt und stellt eine Gegenbewegung zum keynesianischen Paradigma dar, das staatliche Nachfragepolitik in den Vordergrund rückt.

Im Zentrum des monetaristischen Denkens steht die These, dass Inflation stets ein monetäres Phänomen sei – also eine Folge eines übermäßigen Wachstums der Geldmenge im Vergleich zum Produktionspotenzial der Volkswirtschaft. Daraus leiten Monetaristen konkrete wirtschaftspolitische Empfehlungen ab, die auf eine strikte Kontrolle des Geldmengenwachstums durch die Zentralbank abzielen.

Kernaussagen des Monetarismus:

  1. Quantitätstheorie des Geldes:
    Der Monetarismus stützt sich auf die sogenannte Quantitätsgleichung des Geldes (MV = PY), wonach die Geldmenge (M) multipliziert mit der Umlaufgeschwindigkeit (V) gleich dem nominalen Bruttoinlandsprodukt (P*Y) ist. Da die Umlaufgeschwindigkeit langfristig als stabil angenommen wird, führt eine Erhöhung der Geldmenge unmittelbar zu höheren Preisen (Inflation), wenn das reale Produktionsniveau (Y) nicht im gleichen Maß wächst.
  2. Ablehnung aktiver Konjunkturpolitik:
    Monetaristen kritisieren staatliche Eingriffe in die Wirtschaft – insbesondere fiskalpolitische Maßnahmen wie Konjunkturprogramme – als ineffizient oder sogar schädlich. Sie argumentieren, dass solche Eingriffe oft zu spät kämen und die Konjunktur unnötig destabilisieren könnten.
  3. Langfristige Neutralität des Geldes:
    Die Geldpolitik könne langfristig nur das Preisniveau beeinflussen, nicht aber reale Größen wie Beschäftigung oder Produktion. Kurzfristig könne es durch Geldmengenausweitung zu positiven Effekten kommen (z. B. auf die Beschäftigung), langfristig führe dies aber nur zu Inflation.
  4. Regelgebundene Geldpolitik:
    Anstelle diskretionärer, also situationsabhängiger, Eingriffe plädieren Monetaristen für eine regelgebundene Geldpolitik, etwa eine konstante Erhöhung der Geldmenge in Höhe des langfristigen Produktionspotenzials der Wirtschaft.

Kritik am Monetarismus:

Trotz seiner einflussreichen Rolle – insbesondere in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren – wurde der Monetarismus vielfach kritisiert:

  • Instabilität der Umlaufgeschwindigkeit: Empirische Studien haben gezeigt, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes keineswegs konstant ist, was die Vorhersagekraft der Quantitätstheorie schwächt.
  • Unklare Definition der Geldmenge: Welche Geldaggregate (M1, M2, M3) geldpolitisch relevant sind, ist umstritten. Die instabile Beziehung zwischen Geldmenge und Inflation erschwert eine Steuerung über quantitative Ziele.
  • Vernachlässigung realwirtschaftlicher Faktoren: Kritiker werfen dem Monetarismus vor, strukturelle Probleme – etwa am Arbeitsmarkt oder in der Produktionsstruktur – auszublenden.
  • Rolle der Erwartungen: Die Annahme, dass wirtschaftliche Akteure nicht antizipativ handeln, wurde durch die Rational-Expectations-Schule (u. a. Robert Lucas) infrage gestellt, was die Wirksamkeit monetärer Maßnahmen zusätzlich einschränkt.

Fazit:

Der Monetarismus hat die wirtschaftspolitische Debatte maßgeblich beeinflusst – insbesondere durch seine Betonung geldpolitischer Disziplin und Inflationsbekämpfung. Viele moderne Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank (EZB) und das Federal Reserve System (Fed), haben monetaristische Ideen aufgegriffen, auch wenn sie keine starren Geldmengenziele mehr verfolgen. Der Einfluss des Monetarismus besteht heute vor allem in der Grundüberzeugung fort, dass eine stabile Geldpolitik die Voraussetzung für nachhaltiges Wirtschaftswachstum ist.


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