Thorsten Frei hat sich über die Jahre vom lokalpolitischen Akteur aus dem Schwarzwald zum strategischen Zentrum der CDU im Bund entwickelt – ein Aufstieg, der auf Verlässlichkeit, Loyalität und politischem Instinkt fußt.
Geboren in Bad Säckingen, studierte Frei Jura in Freiburg. Seine Karriere begann in der Staatskanzlei unter Ministerpräsident Erwin Teufel. Mit gerade einmal 31 Jahren wurde er 2004 Oberbürgermeister von Donaueschingen. Erst zehn Jahre später zog er nach einem parteiintern umkämpften Sieg gegen Siegfried Kauder in den Bundestag ein – ein später, aber entschlossener Schritt in die Bundespolitik.
Frei war nie ein Mann der großen Schlagzeilen, sondern der hintergründigen Macht. Als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion wurde er zur zentralen Figur im Maschinenraum der CDU – zuständig für Disziplin, Koordination und Kommunikation. Mit dem Aufstieg von Friedrich Merz zum Fraktions- und Parteivorsitzenden wurde Frei zum engsten Vertrauten, zum „wichtigsten Mann in der Bundestagsfraktion“, wie Merz ihn selbst bezeichnete.
Diese enge Verbindung zeigte sich besonders deutlich nach dem Bruch der Ampel-Koalition im November 2024. Frei war es, der medienwirksam die Neuwahlen forderte, die Partei auf Linie brachte und die strategischen Fäden zog. Er wurde zunehmend zum öffentlichen Gesicht der CDU – scharf in der Sache, geschult im Ton, stets loyal gegenüber Merz.
Doch Frei blieb nicht nur Parteistratege. Mit seiner Kür zum Spitzenkandidaten der CDU Baden-Württemberg trat er 2025 auch ins Scheinwerferlicht der breiten Öffentlichkeit. Als designierter Nachfolger von Wolfgang Schäuble wurde ihm die Rolle des politischen Gesichts des Südwestens anvertraut – ein Schritt, der seine Ambitionen auch auf ministerieller Ebene signalisierte.
Die Bundestagswahl 2025 geriet für Frei zur Bewährungsprobe. Trotz Zugewinnen wurde das Ziel von über 30 % knapp verfehlt. Besonders die heftig kritisierte Wendung in der Migrationspolitik, bei der Frei auch eine Öffnung zur AfD-Stimmenakquise ermöglichte, rief Protest hervor – intern wie öffentlich. Frei verteidigte den Kurs als loyaler Taktgeber, selbst als er dafür inhaltliche Überzeugungen zurückstellte. Es war ein Kraftakt auf politischem und persönlichem Terrain.
Am Ende zahlte sich sein Durchhaltevermögen aus. Die Union bildete eine Koalition mit der SPD. Friedrich Merz wurde im zweiten Wahlgang – nach einem historischen Fehlversuch – zum Bundeskanzler gewählt. Thorsten Frei wurde zum Bundesminister für besondere Aufgaben und Kanzleramtsminister ernannt. Damit stieg er endgültig in die erste Reihe der Macht auf.
Frei verkörpert eine neue Generation von CDU-Funktionären: technokratisch geschult, kommunikativ versiert und strategisch geprägt – mit enger regionaler Bindung und der Fähigkeit, politische Macht nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten. Seine Karriere ist ein Lehrstück über Loyalität als politische Währung – und über den Aufstieg eines Mannes, der nie laut wurde, aber stets dort saß, wo Entscheidungen fielen.