Die Pressemitteilung Nr. 288 vom 7. August 2025 des Statistischen Bundesamts (Destatis) gibt eine detaillierte Übersicht über die Entwicklung von Exporten und Importen im deutschen Außenhandel für den Monat Juni 2025. Die zentralen Daten basieren auf kalender- und saisonbereinigten Werten, die eine aussagekräftigere Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung ermöglichen, da sie kurzfristige Schwankungen durch Feiertage oder Saisoneffekte herausrechnen. Es handelt sich um vorläufige Ergebnisse.
1. Gesamtentwicklung: Exporte, Importe und Außenhandelsbilanz
- Exporte (Warenausfuhren):
- Im Juni 2025 beliefen sich die kalender- und saisonbereinigten Exporte auf 130,5 Milliarden Euro.
- Gegenüber Mai 2025 stiegen die Ausfuhren um +0,8 %.
- Im Vergleich zum Vorjahresmonat (Juni 2024) ergibt sich ein Anstieg von +2,4 %.
- Importe (Wareneinfuhren):
- Die kalender- und saisonbereinigten Importe lagen bei 115,6 Milliarden Euro.
- Gegenüber Mai 2025 stiegen sie deutlich um +4,2 %.
- Im Vorjahresvergleich (Juni 2024) war ein Anstieg von +7,9 % zu verzeichnen.
- Außenhandelsbilanz:
- Der Außenhandelsüberschuss (Exportüberschuss) betrug im Juni 2025 14,9 Milliarden Euro.
- Dies ist ein Rückgang gegenüber:
- Mai 2025: 18,5 Milliarden Euro
- Juni 2024: 20,3 Milliarden Euro
- Der Rückgang resultiert aus dem stärkeren Anstieg der Importe im Vergleich zu den Exporten.
2. Entwicklung im EU-Außenhandel
Der Handel mit den EU-Mitgliedstaaten zeigt eine positive Dynamik:
- Exporte in die EU:
- 73,0 Milliarden Euro (+2,4 % gegenüber Mai 2025).
- Davon:
- Eurozone: 50,7 Milliarden Euro (+3,1 %)
- Nicht-Eurozone: 22,3 Milliarden Euro (+1,0 %)
- Importe aus der EU:
- 59,6 Milliarden Euro (+3,5 % gegenüber Mai 2025).
- Davon:
- Eurozone: 39,3 Milliarden Euro (+3,9 %)
- Nicht-Eurozone: 20,4 Milliarden Euro (+2,8 %)
Fazit: Der Binnenhandel innerhalb der EU hat sich sowohl bei Exporten als auch bei Importen kräftig erholt und wächst stärker als der Gesamtaußenhandel.
3. Entwicklung im Handel mit Nicht-EU-Staaten (Drittstaaten)
Im Gegensatz zum EU-Handel zeigt sich beim Handel mit Drittstaaten eine gemischte bis negative Entwicklung:
- Exporte in Drittstaaten:
- 57,5 Milliarden Euro, was einem Rückgang um 1,2 % gegenüber Mai 2025 entspricht.
- Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Januar–Juni 2025 vs. 2024) liegt die Veränderung bei –0,9 % (leichter Rückgang).
- Importe aus Drittstaaten:
- 56,0 Milliarden Euro, ein Anstieg um 5,0 % gegenüber Mai 2025.
- Im Vorjahresvergleich (Januar–Juni) beträgt das Plus +7,9 %.
Fazit: Deutschland importiert deutlich stärker aus Drittstaaten, während die Exporte leicht zurückgehen. Dies könnte auf schwächere Nachfrage außerhalb der EU hindeuten.
4. Wichtige Handelspartner im Detail
Exporte:
- Vereinigte Staaten:
- Exporte sanken auf 11,8 Milliarden Euro (–2,1 % gegenüber Mai 2025).
- Das ist der dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit Februar 2022.
- Im Vorjahresvergleich (Juni 2024): –8,4 % Rückgang.
- Trend: deutliche Abschwächung der Nachfrage aus den USA.
- Volksrepublik China:
- Exporte stiegen auf 6,9 Milliarden Euro (+1,1 % gegenüber Mai 2025).
- Positiver Trend, aber im Halbjahresvergleich (Jan–Jun 2025 vs. 2024) immer noch ein Rückgang um –13,5 %.
- Vereinigtes Königreich:
- Exporte bei 7,2 Milliarden Euro (+0,4 % gegenüber Mai 2025).
- Halbjahresvergleich: leichter Rückgang um –0,7 %.
- Russische Föderation:
- Exporte stiegen deutlich auf 0,6 Milliarden Euro (+10,3 % gegenüber Mai 2025).
- Im Vorjahresvergleich: +3,6 %.
Importe:
- Volksrepublik China:
- Wichtigster Importpartner: 14,6 Milliarden Euro (+5,8 % gegenüber Mai 2025).
- Halbjahresvergleich: +11,2 % gegenüber 2024.
- Trend: starke Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen.
- Vereinigte Staaten:
- Importe stiegen stark auf 8,8 Milliarden Euro (+19,8 % gegenüber Mai 2025).
- Höchster Wert seit Juni 2022.
- Halbjahresvergleich: +3,5 %.
- Vereinigtes Königreich:
- Importe bei 3,0 Milliarden Euro (–5,5 % gegenüber Mai 2025).
- Trotzdem Halbjahresplus von +11,1 %.
- Russische Föderation:
- Importe bei 0,1 Milliarden Euro (+46,0 % gegenüber Mai 2025).
- Im Vorjahresvergleich: –37,2 % (deutlicher Rückgang gegenüber 2024).
- Hinweis: Die Importe aus Russland sind auf sehr niedrigem Niveau, der prozentuale Anstieg relativiert sich daher.
5. Nominalwerte (nicht kalender- und saisonbereinigt)
Zur Ergänzung werden auch die Originalwerte (unbereinigt) genannt:
- Exporte: 128,7 Milliarden Euro (+0,1 % gegenüber Juni 2024)
- Importe: 113,2 Milliarden Euro (+5,9 % gegenüber Juni 2024)
- Außenhandelsbilanz: +15,5 Milliarden Euro (Überschuss)
- Deutlich niedriger als im Juni 2024 (+21,6 Milliarden Euro)
⚠️ Hinweis: Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass ein direkter Vergleich zwischen bereinigten und unbereinigten Werten nicht sinnvoll ist, da sie unterschiedlichen Zwecken dienen.
6. Fazit und Tendenzen
- Die deutschen Exporte zeigen im Juni 2025 eine leichte Erholung (+0,8 % zum Vormonat), bleiben aber im internationalen Vergleich mit Drittstaaten unter Druck.
- Die Importe steigen deutlich stärker als die Exporte, was auf eine Belebung der Binnenwirtschaft hindeuten könnte, aber auch die Außenhandelsbilanz belastet.
- Der Handel mit der EU ist stabil und wächst dynamisch, was die Bedeutung des europäischen Binnenmarkts unterstreicht.
- Der Handel mit den USA zeigt eine deutliche Schwäche bei den Exporten, während die Importe aus den USA stark anziehen.
- China bleibt wichtigster Importpartner, die Exporte dorthin erholen sich leicht, liegen aber deutlich unter dem Vorjahresniveau.
- Die Außenhandelsbilanz schrumpft weiter – ein Zeichen für eine abnehmende Wettbewerbsfähigkeit oder steigende Abhängigkeit von ausländischen Gütern.
Gesamtbewertung: Die deutsche Außenwirtschaft zeigt im Sommer 2025 gemischte Signale. Während der EU-Handel robust ist, schwächeln die Exporte in wichtige Drittstaaten. Die starke Zunahme der Importe könnte auf eine Belebung der Investitionstätigkeit hindeuten, belastet aber die Handelsbilanz.