Die Auswirkungen von Zöllen und der wirtschaftlichen Lage der USA

In einem Interview mit dem Ökonomen Brian Wesbury wurde über die aktuelle Wirtschaftspolitik der USA, insbesondere die Rolle von Zöllen, das Handelsdefizit und die fiskalische Lage des Landes diskutiert.

Freihandel vs. Protektionismus

Wesbury äußert sich kritisch gegenüber Zöllen, da er als Verfechter des freien Marktes grundsätzlich gegen protektionistische Maßnahmen ist. Er versteht jedoch, dass Donald Trump Zölle als politisches Druckmittel einsetzt, insbesondere in den Verhandlungen über Migration, Drogenhandel und internationale Handelsabkommen. Dennoch warnt er davor, dass Zölle langfristig nicht die beste Lösung für wirtschaftliche Probleme seien.

Das Handelsdefizit und seine Ursachen

Seit der Finanzkrise von 2008 habe die US-Wirtschaft stark auf staatliche Stimuli gesetzt, was dazu geführt habe, dass der Konsum deutlich schneller gestiegen ist als die Produktion. Während der Konsum um 60 % gewachsen sei, habe die Produktion nur um 10 % zugelegt. Dies habe dazu geführt, dass die USA immer mehr Waren importieren mussten, was das Handelsdefizit von 40 Milliarden US-Dollar pro Monat auf über 100 Milliarden US-Dollar ansteigen ließ. Wesbury argumentiert, dass dieses Defizit nicht primär durch ausländische Produzenten verursacht werde, sondern durch die wirtschaftspolitische Ausrichtung der USA selbst. Eine nachhaltige Lösung wäre daher nicht, andere Länder mit Zöllen zu bestrafen, sondern stattdessen Unternehmenssteuern und Regulierungen zu senken, um die heimische Produktion zu stärken.

Folgen eines Handelskriegs

Sollten die Zölle nur für einen kurzen Zeitraum bestehen bleiben, rechnet Wesbury mit begrenzten Auswirkungen auf die Wirtschaft. Zwar könnten Preise für bestimmte Waren steigen, doch angesichts des geringen Anteils der betroffenen Importe am BIP (rund 5 %) hält er eine starke Inflation für unwahrscheinlich. Eine kurzfristige Wachstumsdelle sei möglich, könne aber durch Steuersenkungen und Zinssenkungen abgefedert werden. Eine schwere Wirtschaftskrise oder Rezession sieht er nicht.

Schuldenkrise: „Herzinfarkt oder Sodbrennen?“

Hedgefonds-Manager Ray Dalio warnt vor einer drohenden Schuldenkrise und spricht von einem „wirtschaftlichen Herzinfarkt“. Wesbury widerspricht und sieht keine unmittelbare Gefahr. Er verweist darauf, dass die USA bereits Maßnahmen zur Reduzierung des Haushaltsdefizits ergriffen haben, beispielsweise durch die Rücknahme von teuren Klimaschutzprogrammen. Dennoch erkennt er an, dass Reformen bei Sozialversicherungen wie Medicare und Social Security notwendig sind. Seiner Ansicht nach handelt es sich eher um eine Herausforderung („Sodbrennen“) als um eine existenzielle Krise („Herzinfarkt“).

Fazit

Wesbury plädiert für weniger staatliche Eingriffe und eine wirtschaftsfreundlichere Steuer- und Regulierungspolitik. Zölle sind für ihn nur eine kurzfristige taktische Maßnahme, keine nachhaltige Lösung. Die eigentlichen Herausforderungen der US-Wirtschaft sieht er in der ungleichen Entwicklung von Konsum und Produktion sowie in der steigenden Staatsverschuldung. Eine echte Krise erwartet er jedoch nicht.


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