Die Bundesbank hat für das Jahr 2024 einen Rekordverlust von 19,2 Milliarden Euro verbucht, was fast 0,5 % des deutschen BIP entspricht. Bereits 2023 hatte sie mit 21,6 Milliarden Euro einen hohen Verlust, der jedoch durch Rückstellungen teilweise ausgeglichen wurde.
Folgen für den Bundeshaushalt
Da die Bundesbank in wirtschaftlich guten Jahren Gewinne an den Bundeshaushalt ausschüttet – zuletzt 2019 mit 6 Milliarden Euro –, entfällt diese Einnahmequelle nun. Allerdings müssen die Verluste nicht vom Bund ausgeglichen werden. Trotz der angespannten Lage verfügt die Bundesbank weiterhin über erhebliche stille Reserven in Höhe von 267 Milliarden Euro sowie große Goldvorräte, die nicht angetastet werden sollen.
Hintergrund der Verluste*
Die Bundesbank leidet unter den Auswirkungen der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) seit 2015. Während dieser Zeit wurden große Mengen an Staats- und Unternehmensanleihen gekauft, insbesondere während der Corona-Pandemie. Diese Wertpapiere werfen heute jedoch nur niedrige Renditen ab (durchschnittlich 0,5 % in 2024). Gleichzeitig musste die Bundesbank aufgrund der gestiegenen Leitzinsen hohe Zinsen (3,8 %) an Banken für deren Einlagen zahlen. Die Folge: massive Verluste.
Ausblick
Bundesbankpräsident Joachim Nagel erwartet weitere Verlustjahre, bis die niedrig verzinsten Wertpapiere auslaufen. Erst danach kann die Bank wieder Rückstellungen aufbauen und Gewinne an den Bundeshaushalt abführen – ein Prozess, der sich über Jahre hinziehen wird.
Zusätzlich hat auch die EZB Verluste (je 7,9 Milliarden Euro in 2023 und 2024) gemacht. Zwar bleibt die Bundesbank von einer direkten Beteiligung daran verschont, doch bedeutet dies auch, dass sie in Zukunft keine Gewinnausschüttungen von der EZB erhält.
Die Bundesbank befindet sich in einer Phase hoher Verluste, die noch mehrere Jahre andauern wird. Die Stabilität der Bank ist jedoch aufgrund ihrer Reserven nicht gefährdet, und langfristig könnte sich die Lage mit dem Ende der Niedrigzins-Wertpapiere wieder verbessern.
*Die Hintergründe der Verluste der Bundesbank
Die Bundesbank verzeichnete im Jahr 2024 einen Rekordverlust von 19,2 Milliarden Euro, was maßgeblich auf die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) seit 2015 zurückzuführen ist. Die aktuellen Verluste sind eine direkte Folge von Anleihekäufen der vergangenen Jahre und der heutigen Zinspolitik.
1. Ursprung der Verluste: Die expansive Geldpolitik seit 2015
Seit 2015 hat die EZB gemeinsam mit den nationalen Notenbanken, darunter die Bundesbank, eine massive Geldmengenausweitung betrieben. Ziel war es, durch den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen die Wirtschaft zu stabilisieren und niedrige Zinsen zu gewährleisten.
Die wichtigsten Maßnahmen:
- Quantitative Easing (QE): Die EZB kaufte in mehreren Programmen großflächig Anleihen auf, um die Finanzmärkte mit Liquidität zu versorgen und die Kreditvergabe zu erleichtern.
- Pandemie-Notfallkaufprogramm (PEPP): Während der Corona-Krise 2020 wurden die Ankäufe noch einmal deutlich erhöht, um die Wirtschaft in der Krise zu stabilisieren.
Folge: Die Bundesbank und andere europäische Notenbanken hielten nach diesen Programmen riesige Mengen an niedrig verzinsten oder gar negativ verzinsten Staatsanleihen.
2. Problem der Niedrigzins-Phase und Zinswende
Die EZB-Zinspolitik der letzten Jahre führte dazu, dass sich Staaten und Unternehmen günstig verschulden konnten. Das Problem für die Bundesbank:
- Die angekauften Anleihen waren langfristig niedrig verzinst (teils nahe 0 % oder sogar negativ).
- Diese niedrigen Renditen reichten nicht aus, um die Kosten der Bank zu decken.
- In der Zeit der Negativzinsen mussten Banken sogar Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Bundesbank parkten. Das brachte der Bundesbank damals Gewinne.
Doch dann folgte die Zinswende:
- Seit Mitte 2022 hob die EZB die Leitzinsen drastisch an, um die hohe Inflation zu bekämpfen.
- Während 2024 lag der durchschnittliche Zinssatz auf Einlagen von Banken bei 3,8 %, was bedeutet, dass die Bundesbank den Banken nun hohe Zinsen zahlen muss.
- Gleichzeitig werfen die alten Wertpapiere aus der Niedrigzinsphase nur noch 0,5 % Rendite ab.
Folge: Die Bundesbank muss viel Geld auszahlen (an Banken), nimmt aber aus ihren Anleihebeständen kaum etwas ein. Das Geschäftsmodell kehrt sich also ins Negative und führt zu massiven Verlusten.
3. Warum kann die Bundesbank die Verluste nicht einfach ausgleichen?
Früher hätte die Bundesbank solche Verluste aus ihren Rückstellungen gedeckt. Doch:
- Die Rückstellungen wurden in den letzten Jahren aufgebraucht (2023 waren noch 19,2 Milliarden Euro vorhanden).
- Ende 2024 sind keine Rücklagen mehr vorhanden, sodass die Verluste direkt ausgewiesen werden müssen.
Allerdings verfügt die Bundesbank über erhebliche stille Reserven:
- 267 Milliarden Euro in Wertpapieren und Goldbeständen.
- Diese Reserven bleiben aber unangetastet, da sie nicht kurzfristig liquidiert werden sollen.
Folge: Die Bundesbank bleibt finanziell stabil, kann aber Verluste nicht einfach ausgleichen.
4. Wie lange werden die Verluste anhalten?
Bundesbankpräsident Joachim Nagel geht davon aus, dass die größten Verluste bereits hinter uns liegen, dennoch erwartet er mehrere weitere verlustreiche Jahre.
- Alte Niedrigzins-Anleihen laufen erst nach und nach aus.
- Bis die Bundesbank wieder höher verzinste Papiere hält, wird es einige Jahre dauern.
- Vor einer erneuten Gewinnausschüttung an den Bundeshaushalt müssen erst neue Rückstellungen aufgebaut werden.
Nagel will sich nicht auf eine Prognose festlegen, aber Experten erwarten eine Erholungsphase von bis zu acht Jahren.
5. Die Rolle der EZB: Noch ein zusätzlicher Belastungsfaktor?
Auch die Europäische Zentralbank selbst hat Verluste geschrieben:
- 2023 und 2024 betrugen die EZB-Verluste jeweils 7,9 Milliarden Euro.
- Normalerweise trägt die Bundesbank etwa ein Viertel dieser Verluste, doch der EZB-Rat hat beschlossen, diese nicht sofort umzulegen, sondern auf zukünftige Gewinne zu verschieben.
Kurzfristig entlastet dies die Bundesbank, doch langfristig bedeutet es, dass sie in den kommenden Jahren keine Gewinnausschüttungen von der EZB erhält.
Fazit: Eine schwere, aber nicht existenzbedrohende Krise
Die Verluste der Bundesbank sind eine direkte Folge der früheren expansiven Geldpolitik und der heutigen Zinswende.
- Der Ankauf von niedrig verzinsten Staats- und Unternehmensanleihen bringt kaum Erträge.
- Gleichzeitig muss die Bundesbank wegen der gestiegenen EZB-Leitzinsen hohe Zinsen an Banken zahlen.
- Kurzfristig gibt es keine schnelle Lösung, die Verluste werden voraussichtlich noch mehrere Jahre andauern.
Die finanzielle Stabilität der Bundesbank ist dennoch nicht gefährdet, da sie über erhebliche Reserven verfügt. Allerdings sind diese Verluste für den Bundeshaushalt problematisch, da keine Ausschüttungen aus Bundesbankgewinnen erfolgen können – ein Faktor, der den finanziellen Spielraum der Bundesregierung weiter einengt.