Das US-Finanzministerium und der Kongress haben eine geplante Steuerregelung, bekannt als „Revenge Tax“ (Rachesteuer), noch vor ihrer Einführung zurückgezogen. Die in Abschnitt 899 des republikanischen Haushaltsgesetzes („One Big Beautiful Bill Act“) enthaltene Regelung hätte ausländische Investitionen in den USA stärker besteuert und war als Reaktion auf internationale Steuerabkommen konzipiert, die unter der Biden-Regierung 2021 mit der OECD verhandelt worden waren. Diese Abkommen sehen unter anderem eine globale Mindestbesteuerung von 15 % vor.
Die „Revenge Tax“ zielte insbesondere auf ausländische Unternehmen ab, deren Herkunftsländer aus Sicht der USA ein „diskriminierendes“ Steuersystem aufweisen – insbesondere wegen sogenannter Digitalsteuern, die große US-Tech-Konzerne betreffen. Die Regelung hätte potenziell hohe Strafsteuern auf Einnahmen aus US-Vermögenswerten erhoben, die von ausländischen Unternehmen oder Einzelpersonen gehalten werden.
Unter Druck von internationalen Wirtschaftsverbänden und wegen wachsender Sorge an den Finanzmärkten erklärte US-Finanzminister Scott Bessent, dass Abschnitt 899 gestrichen werde – als Teil eines Abkommens mit den G7-Staaten, das im Gegenzug US-Unternehmen von bestimmten globalen Steuern ausnimmt. Auch die Vorsitzenden des gemeinsamen Steuerausschusses, Senator Mike Crapo und Abgeordneter Jason Smith, kündigten an, die Regelung aus dem Gesetzesentwurf zu entfernen.
Kritiker hatten davor gewarnt, dass die Steuer als protektionistisch wahrgenommen würde und die USA für ausländische Investoren unattraktiver machen könnte. Vertreter von Wall Street und international agierenden Unternehmen äußerten insbesondere Bedenken hinsichtlich der Komplexität und potenziellen Reichweite der Regelung.
Die Entscheidung, Abschnitt 899 fallen zu lassen, wird von Wirtschaftsvertretern wie Jonathan Samford von der Global Business Alliance begrüßt, da sie die wirtschaftliche Abschottung der USA verhindere und Investitionschancen erhalte. Letztlich hat sich eine pragmatischere Haltung durchgesetzt: Statt in einen Steuerstreit zu treten, solle eine internationale Verständigung angestrebt werden.
Kritische Einordnung:
Der Rückzug der „Revenge Tax“ zeigt exemplarisch die Spannung zwischen nationaler Steuerhoheit und globaler Steuerharmonisierung. Während die Trump-Administration protektionistische Maßnahmen betont und Souveränitätsansprüche verteidigt, erkennt sie offenbar die wirtschaftlichen Risiken eines Alleingangs. Die Umkehr ist nicht nur ökonomisch motiviert, sondern auch ein Eingeständnis, dass Isolation in einer globalisierten Wirtschaft kontraproduktiv sein kann. Allerdings bleibt unklar, ob damit ein echter Konsens für internationale Steuergerechtigkeit entstanden ist – oder lediglich ein taktisches Zurückrudern aus Eigeninteresse.