Die hohe Kunst des Nichtsagens

Stefan Kornelius ist das, was man im Regierungsviertel einen „Antwortvermeider“ nennt. Er sitzt dreimal pro Woche im Bundespresseamt, um dort das zu tun, wofür ihn die Steuerzahler großzügig alimentieren: nichts verraten. Wer als Journalist naiv genug ist, eine klare Auskunft zu erwarten, bekommt statt Substanz eine verbale Nebelkerze serviert. Kornelius beherrscht die Technik perfekt – als hätte er sie in einem Spezialseminar namens „Wie umgehe ich jede Frage in drei Sätzen“ erlernt.

Dabei ist die Rollenverteilung grotesk. Einst schrieb er selbst für die Süddeutsche Zeitung und nagelte Politiker an ihren Ausflüchten fest. Heute perfektioniert er das Handwerk, das er früher kritisierte. Der Überläufer vom Jäger zum Wächter – man könnte fast von beruflicher Selbstverwirklichung sprechen.

Doch dann kam die Kinderpressekonferenz. Und siehe da: Der eiserne Vorhang des Schweigens riss für einen Moment auf. Plötzlich plauderte Kornelius munter, was Kanzler Merz frühstückt, wann er ins Büro geht, ja sogar wann er Feierabend macht. Ein Triumph der kindlichen Neugier über die sonst so wohlgeölte Maschinerie der Abwehr. Erwachsene Reporter, die jahrelang hartnäckig Fragen nach Krieg, Krisen oder Wehrpflicht stellen, müssen sich verhöhnt fühlen: Hätten sie doch einfach gefragt, ob der Kanzler Cornflakes oder Haferflocken mag!

Man darf sich also fragen: Ist der Regierungssprecher ein Informationsbeamter – oder bloß ein höflich formulierender Türsteher, der den Journalisten erklärt, dass heute leider alles „noch in Beratungen“ sei? Wer Kornelius erlebt, gewinnt den Eindruck: Die Wahrheit wird nicht verschwiegen, sie wird schlicht unter einem endlosen Strom von Floskeln beerdigt.

So bleibt als Fazit: Wer wirklich wissen will, wie die Bundesregierung tickt, sollte nicht zur Regierungspressekonferenz gehen – sondern zur nächsten Kinderpressekonferenz. Denn dort, im Angesicht von Grundschülern, kann selbst der geübteste Rhetorikakrobat die Wahrheit nicht ewig verdrängen. Erwachsene bleiben dagegen bei Kornelius’ Credo zurück: „Kein Kommentar, vielen Dank.“


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