Die Inflation frisst den Alltag auf: Wer trägt die Schuld – und was tun?
Donald Trump hat kürzlich im Gespräch mit Fox News die Rückkehr der Inflation beklagt und den Finger auf Joe Bidens Politik gerichtet. Zu viel Geld habe die Regierung Biden ausgegeben, behauptet er – eine gängige These, die jedoch nur einen Teil der Wahrheit beleuchtet. Tatsächlich schlagen die steigenden Lebenshaltungskosten den Bürgern derzeit empfindlich auf den Geldbeutel: Im Januar 2025 kletterten die Verbraucherpreise um 3,1 % im Vergleich zum Vorjahr – deutlich stärker als von Experten prognostiziert. Besonders Treibstoff (plus 6,2 %) und Eier (ein absurder Anstieg von 28 % binnen eines Jahres) treiben die Kosten in die Höhe. Doch während Trump Biden die Schuld zuschiebt, bleibt die Frage: Ist das Problem wirklich so einfach zu erklären – und wer trägt nun die Verantwortung, es zu lösen?
Inflation: Ein Schlag ins Gesicht der Bürger
Die Auswirkungen dieser Preissteigerungen sind für die Menschen im Alltag kaum zu übersehen. Ein Wocheneinkauf, der früher 50 Dollar kostete, schlägt heute mit 60 oder 70 Dollar zu Buche. Familien mit kleinem Budget müssen bei Grundnahrungsmitteln wie Eiern, Milch oder Brot kürzertreten – Produkte, die längst keine Luxusgüter mehr sind, sondern zum Überleben gehören. Steigende Mieten (im Schnitt plus 5,8 % laut dem Bureau of Labor Statistics) und Hypothekenzinsen, die durch die Geldpolitik der Fed auf über 7 % geklettert sind, verschärfen die Lage zusätzlich. Für viele ist das nicht nur eine Zahlenspielerei, sondern eine existenzielle Bedrohung: Wie soll man Miete, Essen und Benzin bezahlen, wenn das Einkommen stagniert?
Schuldzuweisungen vs. komplexe Realität
Trump mag mit seiner Kritik an Bidens Ausgabenpolitik – etwa die billionenschweren Corona-Hilfen oder das Infrastrukturpaket von 2021 – nicht ganz Unrecht haben. Viele Wirtschaftswissenschaftler räumen ein, dass diese fiskalischen Maßnahmen die Nachfrage angekurbelt und die Wirtschaft möglicherweise überhitzt haben könnten. Doch die Inflation ist kein rein hausgemachtes Problem. Der Krieg in der Ukraine hat die Energiemärkte erschüttert, mit Ölpreisen, die zeitweise über 100 Dollar pro Barrel lagen. Globale Lieferkettenprobleme – von Chips für Autos bis zu Containern für Warentransporte – haben die Produktionskosten in die Höhe getrieben. Und dann ist da noch die Vogelgrippe, die allein 2024 Millionen von Legehennen dahingerafft und die Eierproduktion in den USA um geschätzte 8 % reduziert hat. Ein Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) vom Herbst 2024 kommt zu dem Schluss, dass externe Schocks wie diese, gepaart mit Angebot-Nachfrage-Dynamiken, die Inflation weit stärker angetrieben haben als Staatsausgaben allein.
Trumps Zollpläne: Ein Inflations-Turbo?
Während Biden sicher nicht unschuldig ist, liegt die Verantwortung nun bei Trump – und seine eigenen Pläne könnten die Lage verschlimmern. Seine Ankündigung, Zölle auf Importe aus China und anderen Ländern drastisch zu erhöhen (bis zu 20 % oder mehr), klingt nach einem protektionistischen Kraftakt, hat aber einen Haken: Höhere Importkosten werden an die Verbraucher weitergegeben. Laut einer Analyse der National Retail Federation könnten allein die Preise für Kleidung, Elektronik und Haushaltswaren dadurch um 10–15 % steigen. In einem ohnehin angespannten Markt wäre das ein weiterer Schlag für die ohnehin belasteten Haushalte. Trumps Rhetorik mag populistisch punkten, doch seine Politik könnte die Inflation, die er beklagt, erst recht anheizen.
Was tun gegen den Preisdruck?
Statt nur mit dem Finger aufeinander zu zeigen, bräuchte es konkrete Lösungen. Die Federal Reserve könnte die Zinssätze weiter anheben, um die Nachfrage zu dämpfen – allerdings auf Kosten von Arbeitsplätzen und Wachstum. Eine Alternative wäre, gezielt Angebotsschwächen anzugehen: Subventionen für die Landwirtschaft könnten die Eierproduktion stabilisieren, Investitionen in erneuerbare Energien die Abhängigkeit von volatilen Ölpreisen reduzieren. Auch ein stärkerer Fokus auf Wettbewerbspolitik – etwa gegen Preiskartelle bei Lebensmitteln oder Energie – könnte helfen. Doch solche Maßnahmen erfordern Geduld und Kooperation, zwei Dinge, die in der polarisierten US-Politik derzeit Mangelware sind.
Kein einfacher Sündenbock
Die Inflation ist zurück, und sie trifft die Bürger hart – das steht außer Frage. Bidens Politik mag dazu beigetragen haben, doch die Ursachen sind vielfältig und global. Nun liegt der Ball bei Trump, dessen eigene Pläne jedoch mehr Probleme schaffen könnten, als sie lösen. Statt Schuldzuweisungen brauchen die USA pragmatische Antworten. Sonst bleibt die Inflation ein hungriges Monster, das die Lebensgrundlagen der Menschen Stück für Stück verschlingt.