Die unterschätzten Nachzügler – 11 S&P-500-Aktien mit Comeback-Potenzial

Trotz der positiven Stimmung an den US-Börsen und einer insgesamt leicht positiven Performance des S&P 500 in diesem Jahr zeigt ein genauer Blick unter die Oberfläche ein deutlich differenzierteres Bild: Viele Einzeltitel notieren weiterhin tief im roten Bereich. Das vielzitierte „Comeback der Wall Street“ übertüncht die Tatsache, dass über 200 Aktien des Leitindex im bisherigen Jahresverlauf Verluste verzeichnet haben. Doch gerade unter diesen Verlierern könnten sich künftig Chancen auftun – für Anleger mit Mut und strategischem Weitblick.

224 Verlierer – und 11 aussichtsreiche Comeback-Kandidaten

Von den 500 im S&P 500 gelisteten Aktien liegen 224 seit Jahresbeginn im Minus. Einige Titel haben mehr als ein Drittel ihres Werts eingebüßt. Angesichts dieser Datenlage wurde eine systematische Analyse vorgenommen, um unter den gefallenen Kursen mögliche Comeback-Kandidaten zu identifizieren. Die Auswahl basierte auf drei klar definierten Kriterien:

  1. Mindestens 20 % Kursverlust seit Jahresbeginn
  2. Mindestens zweistelliges Kurspotenzial laut Analystenschätzungen
  3. Mindestens 50 % Kaufempfehlungen durch Analysten

Das Ergebnis: 11 Aktien, die derzeit unter Druck stehen, aber laut Einschätzungen von Finanzanalysten deutliches Aufholpotenzial besitzen. Sie stammen aus unterschiedlichsten Branchen – von Gesundheit über Energie bis Logistik – und eint doch eines: Sie sind derzeit tief gefallen, aber keinesfalls chancenlos.

UnitedHealth: Tiefer Fall, hohes Vertrauen

Mit einem Kursverlust von 38 % seit Jahresbeginn ist der Gesundheitskonzern UnitedHealth der größte Verlierer im S&P 500. Hauptursachen waren operative Probleme, wiederholte Prognosekürzungen wegen Fehleinschätzungen bei Krankheitskosten sowie ein Führungswechsel. Hinzu kam eine historische Belastung: die Erschießung des früheren CEOs im Dezember – ein tragisches Ereignis, das medial zwar präsent war, aber inhaltlich kaum direkten Einfluss auf die aktuelle operative Lage hatte. Analysten hingegen zeigen sich weiterhin optimistisch: Das durchschnittliche Kursziel liegt laut aktuellen Schätzungen satte 68 % über dem derzeitigen Niveau.

Deckers Outdoor: Konsumflaute trifft Lifestyle-Ikone

Der Spezialist für Outdoor-Schuhe und -Bekleidung (u. a. mit der Marke UGG) leidet unter der spürbaren Konsumzurückhaltung in den USA. Dennoch sehen Analysten mittelfristig ein Kurspotenzial von 20 %. Das Unternehmen profitiert von einer starken Markenbasis und einer wachsenden internationalen Präsenz – beides Faktoren, die in einem verbesserten Konsumumfeld schnell zum Tragen kommen könnten.

UPS und Halliburton: Zyklische Chancen mit Hebel

Beim Logistikkonzern UPS beläuft sich das erwartete Kurspotenzial auf 15 %. Eine konjunkturelle Stabilisierung oder gar ein Ausbleiben der befürchteten Rezession könnte hier als Katalysator wirken. Noch deutlicher fällt das Potenzial beim Energiedienstleister Halliburton aus: 35 % Kursgewinn trauen Analysten der Aktie zu – vorausgesetzt, die US-Wirtschaft bleibt robust und der Ölsektor stabilisiert sich.

Merck & Co. und West Pharmaceutical: Gesundheit mit Rabatt

Ein interessanter Wert im Pharma- und Biotechsegment ist die US-amerikanische Merck. Mit einem einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis und einem Kursverlust im Jahresverlauf erscheint die Aktie unterbewertet. Analysten sehen ein Aufwärtspotenzial von 36 %. Auch West Pharmaceutical Services, führend bei Verpackungslösungen für Arzneimittel, geriet massiv unter Druck (−33 %), könnte jedoch mit einem Potenzial von 25 % ebenfalls bald wieder auf dem Radar der Investoren auftauchen.

Bio-Techne und EPAM Systems: Technologie im Wartestand

Bio-Techne, ein Anbieter von Forschungstechnologien für die Biomedizin, hat sich aus Investorensicht bislang nicht erholt. Analysten sehen jedoch ein Potenzial von 29 %. Ähnliches gilt für den IT-Konzern EPAM Systems, der mit 14 % erwarteter Rendite ebenfalls als Erholungskandidat gilt – nicht zuletzt, wenn sich der Technologiesektor insgesamt wieder fängt.

Norwegian Cruise Line und Edison International: Sondersituationen mit Potenzial

Norwegian Cruise Line Holdings, stark gebeutelt durch operative Unsicherheiten und hohe Verschuldung, steht bei Analysten dennoch mit einem Potenzial von 29 % auf der Liste. Der Versorger Edison International wiederum ist mit 19 % Potenzial ein klassischer defensiver Nachzügler, der im Kontext steigender Zinsen und regulatorischer Risiken zunächst abgestraft wurde.

IQVIA Holdings: Datengestützte Gesundheit

Das Unternehmen für klinische Studien und Gesundheitsdatenanalyse, IQVIA Holdings, erscheint mit einem Potenzial von 19 % attraktiv – insbesondere vor dem Hintergrund wachsender Investitionen in datengetriebene medizinische Forschung.

Fazit: Verlierer mit Comeback-Fantasie

Die Untersuchung zeigt: Auch in einem insgesamt freundlichen Börsenjahr gibt es zahlreiche Einzelwerte, die aus unterschiedlichen Gründen stark unter Druck geraten sind. Doch nicht alle dieser Verlierer sind fundamental angeschlagen – im Gegenteil. Die hier vorgestellten elf Nachzügler kombinieren klare Rückschläge mit konkreten Aussichten auf eine Trendwende. Ob sie tatsächlich den Turnaround schaffen, hängt von vielen Faktoren ab – wirtschaftlicher als unternehmensspezifischer Natur. Analystenschätzungen bieten Orientierung, sind jedoch keine Garantie. Für Anleger mit Risikobewusstsein und mittel- bis langfristigem Anlagehorizont könnten sich unter diesen Titeln jedoch spannende Opportunitäten verbergen.

Nachzügler-Aktien im Nasdaq 100 mit Kurspotenzial

Nach der Vorstellung potenzieller Nachzügler-Aktien aus dem S&P 500 richtet sich der Blick jetzt auf Technologiewerte im Nasdaq 100. Auch hier gibt es zahlreiche Titel, die seit Jahresbeginn stark zurückgeblieben sind, aber laut Analysten noch erhebliches Aufholpotenzial besitzen. Für die Auswahl wurden drei Kriterien herangezogen:

  • mindestens 10 % Kursverlust seit Jahresbeginn,
  • ein von Analysten prognostiziertes zweistelliges Kurspotenzial und
  • eine Kaufempfehlung von mindestens der Hälfte der Analysten.

Das Ergebnis ist eine Liste mit neun aussichtsreichen Einstiegswerten:

  1. Marvell Technology – Der größte Verlierer im Index (-40 %), KI-Hoffnungsträger bei Inferenzchips, hat sich nicht wie Nvidia oder Broadcom vom China-Schock erholt. Dennoch sprechen sich 89 % der Analysten für einen Kauf aus. Das durchschnittliche Kurspotenzial liegt bei beeindruckenden 48 %.
  2. The Trade Desk – Trotz Kurssprung nach Quartalszahlen immer noch rund 33 % im Minus. Analysten sehen ein Kurspotenzial von 10 %.
  3. Datadog – Cloud-Security-Spezialist mit einem Jahresminus von 15 %. Das prognostizierte Kurspotenzial beträgt 18 %.
  4. MongoDB – Nach schwachen Quartalszahlen mit 35 % Potenzial laut Analysten. Dreiviertel raten zum Kauf.
  5. Alphabet (Google) – Trotz Zugewinnen zuletzt noch 16 % im Minus seit Jahresbeginn. Acht von zehn Analysten halten das für übertrieben und erwarten ein Kurspotenzial von 21 %.
  6. Adobe – Gilt als KI-Enttäuschung, konnte sich im Bereich Grafiksoftware noch nicht als Gewinner positionieren. Zwei Drittel der Analysten bleiben optimistisch, mit einem Kurspotenzial von 27 %.
  7. Diamondback Energy – Öl- und Gasförderer mit einem Minus von 11 %. Sollte der Ölpreis infolge geopolitischer Entwicklungen steigen, sehen Analysten ein Potenzial von 25 %.
  8. Regeneron Pharmaceuticals – Biotechunternehmen mit fast 20 % Verlust im laufenden Jahr. Analysten sehen 37 % Aufwärtspotenzial, falls sich die Stimmung im Biotech-Sektor wieder aufhellt.
  9. Warner Bros. Discovery – Hoch verschuldetes, konjunktursensibles Medienhaus, das ebenfalls auf der Liste steht. Analysten trauen der Aktie bei einem ausbleibenden Wirtschaftsabschwung 47 % Kursplus zu.

Fazit: Die Auswahl zeigt, dass Nachzügler nicht zwangsläufig schlechte Investments sein müssen. Viele dieser Titel haben aus Sicht von Analysten noch deutliche Aufholchancen – insbesondere dann, wenn sich das Marktumfeld stabilisiert oder bessert. Die Liste bietet interessante Optionen für risikobereite Anleger mit mittelfristigem Anlagehorizont.

Quelle: WELT-Netzreporter


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