US-Präsident Donald Trump hat erneut mit hohen Strafzöllen gedroht, diesmal mit 50-Prozent-Abgaben auf EU-Waren ab dem 1. Juni 2025, wie er auf seiner Plattform Truth Social ankündigte. Diese Drohung reiht sich in eine lange Liste ähnlicher Ankündigungen ein, die oft als Verhandlungstaktik dienen, um Handelspartner zu Zugeständnissen zu zwingen. Doch während Trump mit solchen Aussagen früher für erhebliche Marktturbulenzen sorgte, scheinen die Börsen mittlerweile an sein erratisches Verhalten gewöhnt zu sein. Die jüngsten Reaktionen an den Finanzmärkten waren vergleichsweise moderat, was auf eine wachsende Abstumpfung gegenüber Trumps Zollrhetorik hinweist.
Trumps Muster: Drohen, zurückziehen, verhandeln
Trump hat in der Vergangenheit wiederholt hohe Zölle angekündigt, nur um sie später auszusetzen oder zu reduzieren. Anfang April 2025 schockierte er die Märkte mit der Ankündigung pauschaler Zölle auf Importe aus aller Welt, gewährte aber kurz darauf vielen Ländern eine 90-tägige Aussetzung, um Verhandlungen zu ermöglichen. Ähnliches zeigte sich in Deals mit Großbritannien und China, wo nach Drohungen Kompromisse folgten. Auch die jüngste Drohung gegen die EU wird von Experten wie denen von JPMorgan als Teil dieses Musters interpretiert: ein strategischer Schachzug, um Druck vor einem geplanten Gespräch zwischen US-Handelsbeauftragtem Jamieson Greer und EU-Handelskommissar Maros Sefcovic aufzubauen.
Trump selbst zeigte sich wenig kompromissbereit und betonte: „Ich bin nicht auf der Suche nach einem Deal. Die USA haben den Deal festgelegt: 50 Prozent Zölle.“ Gleichzeitig ließ er Raum für Ausnahmen, etwa für Unternehmen, die Fabriken in den USA bauen, wie er auch Apple-Chef Tim Cook aufforderte, iPhones in den USA zu produzieren, um Zölle zu vermeiden. Dieses Hin und Her zwischen harten Drohungen und flexiblen Ausnahmen ist typisch für Trumps Stil, der darauf abzielt, Handelspartner unter Druck zu setzen.
Gedämpfte Reaktionen an den Börsen
Die Finanzmärkte reagierten auf die jüngste Ankündigung auffallend gelassen. Der deutsche Dax fiel auf ein Zweiwochestief, doch die Verluste blieben begrenzt. In New York verzeichnete der Dow Jones Industrial ein Minus von 0,44 Prozent auf 41.676,42 Punkte, der S&P 500 verlor 0,48 Prozent auf 5.813,80 Punkte und der Nasdaq 100 gab 0,68 Prozent auf 20.969,80 Punkte nach. Im Vergleich zu den Turbulenzen im April, als Trumps weltweite Zolldrohungen die Märkte erschütterten, war die Reaktion diesmal überschaubar. Besonders Apple, direkt von Trumps 25-Prozent-Zolldrohung für ausländische iPhones betroffen, verlor nur 2,7 Prozent – ein moderater Rückgang, den UBS-Analyst David Vogt als wenig einschneidend für das Unternehmensergebnis bewertete.
Diese Zurückhaltung der Märkte deutet darauf hin, dass Investoren Trumps Verhalten inzwischen als berechenbar unberechenbar wahrnehmen. Die Hoffnung, dass die Drohungen erneut in Verhandlungen oder Aussetzungen münden, wie es bei früheren Zollankündigungen der Fall war, scheint die Kursverluste zu begrenzen. Die EU, die Trumps Zölle als Verstoß gegen WTO-Regeln kritisiert, hat bereits Gegenzölle in Aussicht gestellt, was ebenfalls als Teil eines Verhandlungsspiels gesehen wird.
Wirtschaftliche und politische Risiken
Trotz der gelassenen Reaktion der Börsen bleibt Trumps Zollpolitik ein riskantes Spiel. Importzölle wirken wie Steuern und könnten die Preise in den USA in die Höhe treiben, was Verbraucher belastet und innenpolitischen Druck erzeugen könnte. Zudem drohen Gegenzölle der EU, die US-Exporte wie Agrargüter oder Militärtechnik treffen könnten. Die EU hat ein Abkommen zur gegenseitigen Aufhebung von Industriezöllen vorgeschlagen, auf das Trump bisher nicht eingegangen ist. Stattdessen prangert er die EU an, die USA im Handel zu benachteiligen, und kritisiert Handelsbarrieren, Mehrwertsteuern und Währungsmanipulationen.
Deutsche Wirtschaftsministerin Katherina Reiche warnte: „Zollkonflikte kennen keine Sieger. Wir brauchen mehr Handel, nicht weniger.“ Dennoch bleibt die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung bestehen, zumal die EU und die USA in den vergangenen Tagen Positionspapiere ausgetauscht haben, um den Dialog voranzutreiben.
Fazit
Donald Trumps erratisches Verhalten, mit hohen Zöllen zu drohen, um dann Kompromisse einzugehen, ist ein wiederkehrendes Muster, das die Finanzmärkte zunehmend kaltlässt. Die gedämpften Reaktionen von Dax, Dow Jones und Co. zeigen, dass Investoren seine Taktik durchschauen und auf Verhandlungen statt auf eine tatsächliche Umsetzung der Zölle setzen. Dennoch bleibt die Unsicherheit, da Trumps unvorhersehbare Politik sowohl wirtschaftliche als auch politische Risiken birgt. Ob die EU und die USA eine Lösung finden, wird maßgeblich davon abhängen, ob beide Seiten bereit sind, über den Schatten ihrer Drohungen zu springen.