Die US-Notenbank (Federal Reserve) steht vor ihrer nächsten Entscheidung über die Zinspolitik, und der politische Druck auf Fed-Chef Jerome Powell wächst. Präsident Donald Trump und Vizepräsident JD Vance fordern vehement eine Zinssenkung, um die Wirtschaft anzukurbeln. Trump nannte Powell auf seiner Plattform Truth Social „Mr. Too Late“ und forderte eine kräftige Zinssenkung um einen vollen Prozentpunkt, um „Raketenantrieb“ für das Wirtschaftswachstum zu liefern und die Zinslast auf Staatsschulden zu reduzieren. Vance unterstützte diese Forderung und bezeichnete das Festhalten an den aktuellen Zinsen als „monetäre Misswirtschaft“.
Die Fed wird jedoch voraussichtlich die Zinssätze bei ihrer Sitzung am Mittwoch unverändert bei 4,25 % bis 4,5 % belassen – das wäre die vierte Sitzung in Folge ohne Änderung. Diese Entscheidung spiegelt die Unsicherheit wider, die durch die Handelspolitik der Trump-Regierung entsteht, insbesondere durch neue Zölle, die die Verbraucherpreise in den kommenden Monaten steigen lassen könnten. Die Inflation ist zwar von den Höchstständen 2022 zurückgegangen, liegt aber immer noch über dem Ziel der Fed von 2 %.
Powell betonte wiederholt, dass die Fed ihre Entscheidungen unabhängig von politischem Druck trifft. Er verwies darauf, dass die Fed die Risiken für ihr doppeltes Mandat – maximale Beschäftigung und stabile Preise – sorgfältig abwägt. Besonders die Zollpolitik der Regierung sorgt für Unsicherheit, da sie die Inflation anheizen oder den Arbeitsmarkt schwächen könnte. „Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt“, sagte Powell im Mai und betonte, dass die Fed flexibel auf neue Daten reagieren werde.
Die Finanzmärkte erwarten laut dem CME FedWatch Tool mit 98,7 % Wahrscheinlichkeit keine Zinssenkung in dieser Woche. Für die Juli-Sitzung liegt die Wahrscheinlichkeit einer Senkung bei 23,4 %, während die September-Sitzung mit 58,7 % als der wahrscheinlichste Zeitpunkt für eine Senkung um 25 Basispunkte auf 4 % bis 4,25 % gilt.
Trotz des Drucks von Trump und Vance bleibt die Fed bei ihrer Linie, ihre Unabhängigkeit zu wahren. Goldman Sachs warnt, dass eine Untergrabung der Unabhängigkeit der Zentralbank wirtschaftliche Folgen haben könnte. Powell selbst wies Kommentare von Trump zurück, die eine direkte Einflussnahme auf die Zinspolitik forderten, und betonte, dass Entscheidungen allein auf der Analyse wirtschaftlicher Daten basieren.