In dieser Woche entscheidet sich womöglich die wirtschaftspolitische Zukunft der Vereinigten Staaten – und mit ihr das Wohl zahlreicher Volkswirtschaften, die im transatlantischen und pazifischen Handelssystem eingebunden sind. Die geballte Dichte wirtschaftlicher Signale, politischer Entscheidungen und globaler Verflechtungen, wie sie sich in den kommenden Tagen zuspitzt, ist ohne Beispiel in den vergangenen Jahren. Präsident Donald Trump steht im Zentrum eines ökonomischen Sturmfelds, das er selbst zu großen Teilen entfacht hat.
Eine Woche der Wahrheit
Es ist nicht übertrieben, von einer Woche der Wahrheit zu sprechen: Das US-Bruttoinlandsprodukt des zweiten Quartals wird veröffentlicht, ebenso wie der monatliche Arbeitsmarktbericht, die neuesten Inflationsdaten, das Verbrauchervertrauen und die Quartalsberichte großer Technologiekonzerne. Parallel entscheidet die Federal Reserve über die weitere Zinspolitik. Gleichzeitig läuft Trumps Frist zur Festlegung neuer Zolltarife für über 200 Handelspartner aus.
Die Gemengelage ist brisant. Das amerikanische Wirtschaftswachstum war zuletzt rückläufig, obwohl der Arbeitsmarkt weiterhin robuste Zahlen liefert. Doch der Schein trügt: Die Industrie verliert erneut Stellen, und die schrumpfende Erwerbsbevölkerung deutet auf strukturelle Schäden hin, die aus einer aggressiven Abschiebungspolitik resultieren könnten. Gerade die technologisch weniger entwickelten Sektoren leiden zunehmend unter Arbeitskräftemangel und steigenden Kosten infolge erhöhter Einfuhrzölle.
Die Politik der Zölle – Rückkehr in die 1930er?
Die Wiederbelebung protektionistischer Maßnahmen hat die effektive US-Zollrate auf den höchsten Stand seit 1934 getrieben – eine ökonomische Zeitenwende, die im Widerspruch steht zu den Lehren der Globalisierung der letzten Dekaden. Im Kern geht es Trump um eine Reduktion der amerikanischen Handelsdefizite, vor allem gegenüber China. Doch die Antwort Pekings – ein 125%-Zoll auf US-Waren – lässt Zweifel aufkommen, ob die Eskalation der wirtschaftlichen Konfrontation amerikanische Interessen langfristig dient.
Die angekündigten Tarifbriefe an 200 Nationen mit pauschalen Sätzen von „10 %, 15 % oder vielleicht weniger“ – wie Trump selbst salopp sagte – offenbaren eine erschreckende Willkür in der Außenwirtschaftspolitik. Derartige Maßnahmen entwerten Verträge, schwächen das Völkerrecht und unterminieren das Vertrauen in die Verlässlichkeit der USA als Handelspartner.
Die Fed zwischen Verantwortung und Repression
Während Trump die US-Notenbank offen attackiert, hält sich die Fed bemerkenswert stabil – vorerst. Die Mehrheit ihrer Mitglieder will die Zinsen beibehalten, obwohl die Inflation steigt und das Konsumverhalten bereits erkennbar unter Druck steht. Eine Zinssenkung im Herbst erscheint wahrscheinlich, doch die institutionelle Unabhängigkeit der Fed steht zunehmend unter politischem Dauerfeuer. Zwei abweichende Stimmen in der kommenden Entscheidung könnten dabei ein institutionelles Warnsignal aussenden: Die Stabilitätskultur der US-Zentralbank ist gefährdet.
Eine Wirtschaft unter politischer Dauerbelastung
Die Bilanz ist gemischt – aber zunehmend kritisch zu bewerten. Zwar profitiert die Börse aktuell noch von den starken Ergebnissen der Technologiekonzerne. Doch diese Sonderkonjunktur verdeckt strukturelle Probleme: Konsumenten halten sich bei größeren Anschaffungen zurück, die Inflationsangst kehrt zurück, und das internationale Vertrauen in die wirtschaftspolitische Verlässlichkeit der USA schwindet. Sollte Trump die angekündigten neuen Tarife in voller Härte durchsetzen, droht eine empfindliche Korrektur an den Kapitalmärkten – ein Szenario, das auch Europas exportabhängige Wirtschaft empfindlich treffen würde.
Fazit
Diese Woche könnte zur wirtschaftspolitischen Nagelprobe für Präsident Trump werden. Seine Konfrontationsstrategie im Welthandel, gekoppelt mit innenpolitischer Polarisierung und wachsendem Druck auf unabhängige Institutionen, ist ein riskantes Spiel. Kurzfristig mag es politisch lohnend erscheinen – langfristig aber droht ein Wohlstandsverlust für breite Schichten der Bevölkerung, ein Investitionsstau in der Realwirtschaft und ein Vertrauensverlust in die internationale Führungsrolle der Vereinigten Staaten.
Was derzeit auf dem Spiel steht, ist mehr als ein Quartalswert. Es geht um die wirtschaftliche Substanz einer Supermacht – und damit um die Stabilität eines globalen Ordnungsmodells. Sollte diese Woche nicht besonnen und marktorientiert gestaltet werden, könnte sie als eine der folgenreichsten in die ökonomische Geschichte der Vereinigten Staaten eingehen.