Energiearmut in Deutschland rückläufig – Preise stabilisieren sich, aber Risiken bleiben

Die Zahl der Menschen in Deutschland, die ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht ausreichend heizen können, ist 2024 deutlich gesunken. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts lebten rund 5,3 Millionen Menschen, also 6,3 Prozent der Bevölkerung, in Haushalten, die angaben, ihr Zuhause nicht angemessen warm halten zu können. Im Jahr zuvor lag dieser Anteil noch bei 8,2 Prozent. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich unter dem EU-Durchschnitt von 9,2 Prozent.

Besonders stark betroffen bleiben Länder wie Bulgarien und Griechenland mit jeweils rund 19 Prozent der Bevölkerung. In Finnland (2,7 Prozent), Slowenien und Polen (je 3,3 Prozent) ist das Risiko von Energiearmut am geringsten. Die Zahlen basieren auf der EU-weiten Erhebung EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions), die Daten zu Einkommen und Lebensbedingungen erfasst.

Ein wesentlicher Grund für die Entlastung in Deutschland dürfte die Entwicklung der Energiepreise sein. Laut Destatis lagen die Preise für Haushaltsenergie im September 2025 um 1,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau, während die allgemeine Inflation 2,4 Prozent betrug. Fernwärme, Strom und feste Brennstoffe verbilligten sich, Erdgas und leichtes Heizöl verteuerten sich nur leicht.

Trotz dieser Entspannung bleibt der langfristige Trend spürbar: Seit 2020 sind die Haushaltsenergiepreise um 50 Prozent gestiegen – deutlich stärker als die allgemeinen Verbraucherpreise (+19,3 Prozent). Besonders stark fiel der Anstieg bei leichtem Heizöl (+99 Prozent) und Erdgas (+90 Prozent) aus.

Aus marktwirtschaftlicher Perspektive zeigt sich: Energie bleibt ein preissensitiver Faktor für die soziale Stabilität. Staatliche Eingriffe und Preisdeckelungen während der Energiekrise konnten kurzfristig entlasten, bergen aber langfristig Risiken für Investitionsbereitschaft und Versorgungssicherheit. Der Rückgang der Energiearmut ist positiv, doch er sollte nicht über strukturelle Probleme hinweg täuschen. Entscheidend wird sein, ob sich Haushalte künftig auch ohne staatliche Subventionen auf einem stabilen Energieniveau halten können.

Denn Energiearmut ist nicht nur eine soziale, sondern auch eine ökonomische Frage der Wettbewerbsfähigkeit. Eine stabile Energieversorgung zu marktkonformen Preisen bleibt die Grundlage für Wohlstand und industrielle Stärke – gerade in einem Hochlohnland wie Deutschland.


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