Entgeltstatistik 2024

1. Überblick und zentrale Ergebnisse
Das Medianentgelt 2024 betrug 4.013 Euro, ein Anstieg von 5,7 % gegenüber 2023 (3.796 €). Damit überstieg der Entgeltzuwachs die Inflationsrate (2,2 %), was real zu Einkommensgewinnen führte. Der langfristige Anstieg seit 2011 beträgt 43 % (bei einer Preissteigerung von 33 %). Der Median wurde verwendet, da Daten oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze fehlen und Durchschnittswerte verzerren würden.

2. Geschlecht, Alter und Herkunft
Männer erzielten mit 4.138 € deutlich höhere Medianentgelte als Frauen (3.793 €). In Ostdeutschland kehrt sich dieses Muster jedoch um: Frauen verdienen dort im Mittel mehr als Männer (3.606 € vs. 3.501 €), was mit der Branchenstruktur zusammenhängt (mehr Frauen in öffentlichem Dienst und Bildung).
Zwischen Deutschen (4.177 €) und Ausländern (3.204 €) bestehen große Unterschiede, die u. a. auf den höheren Anteil von Helfertätigkeiten unter Migrantinnen und Migranten zurückzuführen sind.
Nach Altersgruppen steigt das Entgelt von 3.061 € (unter 25 Jahre) auf 4.165 € (55 Jahre und älter).

3. Bildungsstand und Anforderungsniveau
Der berufliche Abschluss hat den stärksten Einfluss:

  • Ohne Abschluss: 2.987 €
  • Mit Berufsabschluss: 3.870 €
  • Mit akademischem Abschluss: 5.916 €
    Auch das Tätigkeitsniveau differenziert stark:
  • Helfer: 2.863 €
  • Fachkräfte: 3.720 €
  • Spezialisten: 5.005 €
  • Experten: 6.292 €
    Helfer profitierten seit 2019 besonders stark (+23 %), u. a. durch Mindestlohnerhöhungen.

4. Branchen und Berufe
Spitzenreiter beim Medianentgelt sind Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (5.860 €), gefolgt von Information und Kommunikation (über 5.000 €) und der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie (4.724 €).
Am unteren Ende liegen Arbeitnehmerüberlassung (2.492 €) und Gastgewerbe (2.604 €), was auf hohen Helferanteil und jüngere, ausländische Belegschaften zurückzuführen ist.
Nach Berufen verdienen Beschäftigte in Informatik- und IKT-Berufen (5.907 €) am meisten, Reinigungsberufe liegen mit 2.536 € am niedrigsten.

5. Engpassberufe
Berufe mit Fachkräftemangel zeigen tendenziell stärkere Entgeltzuwächse, jedoch teils niedrigeres absolutes Lohnniveau.
Beispiele für Zuwächse (2016–2024):

  • Fachkräfte insgesamt: +34,7 %
  • Spezialisten: +26,9 %
  • Experten: +27,1 %
    Besonders starke Steigerungen: Tiermedizinische Fachangestellte (+53 %), Physiotherapie (+48 %), Softwareentwicklung (+29 %). Dennoch bleiben viele Engpassberufe, vor allem im Gesundheitswesen, unterdurchschnittlich bezahlt, was auf strukturelle Fehlanreize im Arbeitsmarkt hinweist.

6. Betriebsgröße und Beschäftigungsdauer
Das Entgelt steigt mit Betriebsgröße und Beschäftigungsdauer:

  • Betriebe <10 Beschäftigte: 3.048 €
  • Betriebe ≥250 Beschäftigte: 4.825 €
  • Beschäftigungsdauer <1 Jahr: 2.914 €
  • ≥20 Jahre: 4.945 €

7. Regionale Unterschiede
Deutliche Disparitäten bestehen fort:

  • Westdeutschland: 4.117 €
  • Ostdeutschland: 3.539 €
    Spanne auf Länderebene: Mecklenburg-Vorpommern 3.294 € bis Hamburg 4.527 €
    Auf Kreisebene: Erzgebirgskreis 2.965 €, Ingolstadt 5.855 €.
    Die Einkommensunterschiede zwischen Regionen haben langfristig leicht abgenommen, bleiben aber erheblich (Spanne 2024: 197 % zwischen niedrigstem und höchstem Kreiswert).

8. Bewertung und kritische Einordnung
Die Analyse verdeutlicht die anhaltende Lohnspreizung in Deutschland trotz nominaler Zuwächse. Besonders problematisch bleiben:

  • Geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede in Westdeutschland,
  • Deutliche Lohnlücken zwischen In- und Ausländern,
  • Unterdurchschnittliche Bezahlung vieler Engpassberufe, insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen, was trotz Arbeitskräftemangel auf mangelnde Lohnanpassung hinweist,
  • Regionale Disparitäten, die sich zwar abschwächen, aber strukturell fortbestehen.

Fazit:
Die Entgeltstatistik 2024 zeigt ein robustes nominales Lohnwachstum und moderate reale Einkommensgewinne. Die Lohnstruktur bleibt jedoch stark segmentiert nach Geschlecht, Herkunft, Qualifikation, Region und Branche. Eine nachhaltige Verringerung der Lohnungleichheit erfordert strukturelle Reformen in Bildung, Tarifbindung und Arbeitsbewertung, insbesondere in sozialen und pflegerischen Berufen.


Quelle: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt Oktober 2025
Analyse zur Entgeltstatistik 2024

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