Entstehung der Hamas und die Rolle Israels

Gründung der Hamas

Die Hamas (arabisch für „Islamische Widerstandsbewegung“) wurde im Dezember 1987 während der Ersten Intifada im Gazastreifen gegründet. Sie entstand als regionaler Ableger der ägyptischen Muslimbruderschaft durch Scheich Ahmed Yassin und weitere Muslimbrüder. Yassin war bereits seit 1968 Anführer der Muslimbrüder im Gazastreifen und gründete 1973 das „Islamische Zentrum“ (al-Mujamma‘ al-Islami), eine unmittelbare Vorläuferorganisation der Hamas, die sich zunächst auf sozialkaritative und erzieherische Aktivitäten konzentrierte. Ihr erklärtes Ziel bei der Gründung der Hamas als politische und militante Organisation war es, den säkularen, von der PLO dominierten palästinensischen Widerstand herauszufordern und durch eine islamistische Ausrichtung zu ersetzen, mit dem Endziel, Israel zu vernichten und einen islamischen Staat in Palästina zu errichten.

Konkurrenz zur PLO

Von Anfang an verstand sich die Hamas als religiös motivierte Alternative zur damals dominierenden, eher säkular-nationalistischen PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) unter Jassir Arafat. Die Hamas lehnte die weltlichen palästinensischen Parteien und deren Verhandlungsbereitschaft mit Israel ab und betonte stattdessen die Religion und den bewaffneten Kampf (Dschihad) als zentrale Elemente des Widerstands gegen Israel. Diese Konkurrenz führte auch zu innerpalästinensischen Konflikten.

Die Rolle Israels bei der Entstehung der Hamas

Unterstützung als Gegengewicht zur PLO
Mehrere Quellen berichten, dass Israel in den 1970er und 1980er Jahren islamistische Gruppierungen im Gazastreifen, insbesondere die Organisation Mujama al-Islamiya von Scheich Yassin, zumindest indirekt förderte oder tolerierte. Ziel war es, die PLO und insbesondere die Fatah von Jassir Arafat zu schwächen, indem man eine konkurrierende religiöse Kraft im palästinensischen Lager unterstützte. Die Süddeutsche Zeitung wird mit der Aussage zitiert: „Geboren als Konkurrenz zur PLO und in dieser Rolle einst von Israel gefördert: der Aufstieg der radikalislamischen Hamas“. Der britisch-israelische Historiker Avraham Shlaim betonte ebenfalls, Israel habe die aufsteigende Hamas unterstützt, um Arafats säkulare Nationalistenbewegung Fatah zu schwächen. Es gibt Berichte, dass israelische Offizielle wie Brigadegeneral Yitzhak Segev, ehemaliger Militärgouverneur in Gaza, später zugaben, die (indirekte) Finanzierung islamistischer Gruppen als Gegengewicht zur PLO sei Teil ihrer Strategie gewesen.

Konkrete Maßnahmen

Diese Unterstützung manifestierte sich vor allem in der Duldung und offiziellen Anerkennung von Mujama al-Islamiya im Jahr 1979. Dies erlaubte der Organisation, ein Netzwerk aus Schulen, Kliniken, Moscheen und anderen sozialen Einrichtungen aufzubauen, was ihr erheblichen Einfluss in der Bevölkerung verschaffte. Israel betrachtete diese Gruppen damals als weniger bedrohlich als die PLO. Die eigentliche Gründung der Hamas als politische und militante Organisation erfolgte jedoch durch die palästinensischen Islamisten selbst. Es gibt keine Beweise dafür, dass Israel die Hamas direkt gründete oder finanzierte, um Terroranschläge zu verüben. Vielmehr ging es darum, die PLO durch die Stärkung einer rivalisierenden islamistischen Bewegung zu marginalisieren.

Fazit

Die Hamas wurde nicht vom israelischen Geheimdienst gegründet. Sie entstand aus der palästinensischen Muslimbruderschaft heraus. Allerdings wurde die Bewegung, aus der die Hamas hervorging (Mujama al-Islamiya), in ihrer Frühphase von Israel als potenzielles Gegengewicht zur PLO geduldet und indirekt gefördert, indem soziale und religiöse Aktivitäten toleriert und teilweise unterstützt wurden. Ziel dieser israelischen Politik war es, die damals als Hauptgegner angesehene PLO zu schwächen und die palästinensische Nationalbewegung zu spalten. Diese Strategie wird heute von vielen Beobachtern als schwerwiegender strategischer Fehler Israels betrachtet, der langfristig zur Stärkung einer radikaleren Kraft beigetragen hat. Auch die spätere Politik unter Ministerpräsident Netanjahu, die Geldflüsse aus Katar an die Hamas im Gazastreifen zuließ, wird in diesem Kontext kritisch gesehen, da sie die Hamas weiter gestärkt haben soll, um einen Palästinenserstaat zu verhindern.


Die Behauptung, dass der israelische Geheimdienst die Hamas gegründet hat, wurde von Gregor Gysi (LINKE) in einer Rede im Bundestag aufgestellt.

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