ETF Ländervergleich 04/2025

ETF Länder YTD-Vergleich

Der jüngste Einbruch an den globalen Aktienmärkten hat viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Besonders auffällig war die Korrektur in den USA, wo der breite Markt über ETFs wie den EUSA deutlich Federn lassen musste (–6,71 % im letzten Monat, –7,42 % YTD). Auch in Europa gab es klare Bremsspuren, doch Polen und Spanien stellen bemerkenswerte Ausnahmen dar – mit völlig gegenläufigen Tendenzen.

🇵🇱 Polen trotzt dem globalen Trend

Trotz des jüngsten Marktabschwungs verzeichnet Polen ein YTD-Plus von +35,55 %, das sich im Vergleich zu vielen anderen Märkten geradezu leuchtend abhebt. Auffällig ist dabei:

  • Relative Stärke trotz negativem Monatsverlauf (–2,48 %): Die Konsolidierung der letzten Wochen ist vergleichsweise moderat ausgefallen.
  • Solider Aufwärtstrend seit 2023: Der ETF EPOL ist nicht nur im aktuellen Jahr, sondern auch auf 3-Jahres-Sicht (+53,67 %) einer der stärksten europäischen Märkte.

Mögliche Gründe:

  1. Politische Stabilisierung nach dem Regierungswechsel 2023 (Tusk-Regierung) hat das Investorenvertrauen gestärkt.
  2. Inflationsrückgang und gleichzeitig moderate Zinssenkungen der Notenbank haben dem Binnenkonsum Auftrieb gegeben.
  3. Geografische Nähe zur Ukraine könnte Polen als geopolitischen Gewinner im Kontext von Wiederaufbau und militärischer Unterstützung positionieren.

🇪🇸 Spanien zeigt wirtschaftliche Resilienz

Mit +26,41 % YTD gehört auch Spanien zu den ganz großen Gewinnern in diesem Jahr. Und das trotz der europaweit spürbaren geldpolitischen Straffung durch die EZB und zuletzt gestiegener Energiepreise.

Bemerkenswert:

  • Die Performance bleibt auch im April positiv: +2,40 % in einem Monat, in dem viele andere Länder stark eingebrochen sind.
  • Die Konsistenz über alle Zeiträume (1 Jahr: +27,52 %, 3 Jahre: +52,07 %) zeugt von nachhaltigem Momentum.

Erklärungsansätze:

  1. Tourismus-Boom: Spanien profitiert stark vom wiedererstarkten Reiseverkehr, der mittlerweile über das Vor-Corona-Niveau hinausgeht.
  2. Bankensektor mit Rückenwind: Anders als in Deutschland sind viele spanische Banken auch stark im Ausland aktiv (Lateinamerika), was sich nun auszahlt.
  3. Arbeitsmarkt und Wachstum: Erstaunlich stabile Konjunkturdaten, gepaart mit einem moderaten Lohnanstieg, wirken inflationsdämpfend und wachstumsfördernd.

Gegenläufige Entwicklungen in Europa

Während Polen und Spanien wachsen, sieht es bei anderen europäischen Märkten anders aus:

  • Deutschland (EWG): –4,18 % im letzten Monat, aber immerhin noch +17,54 % YTD. Der Einbruch deutet jedoch auf schwächelnde Industrie- und Exportwerte hin.
  • Frankreich (EWQ): –5,90 % im Monat April, YTD nur +9,31 %. Trotz LVMH & Co. scheint der Konsum nachzulassen.
  • Schweden und Dänemark: Bereits im negativen Bereich auf YTD-Basis (EDEN: –5,73 %), was auf exportorientierte Schwächen (z. B. Maschinenbau, Pharma) hindeuten könnte.

Einordnung im Makro-Kontext

Die jüngste Korrektur an den Märkten wurde maßgeblich ausgelöst durch:

  • Persistente US-Inflation, die Zinssenkungserwartungen der Fed zunichte machte.
  • Zinsschock am langen Ende: Die US-Renditen (10-jährige Treasuries) steigen erneut, was insbesondere wachstumsstarke Tech-Aktien belastet.
  • Geopolitische Spannungen (Naher Osten, Taiwan-Straße), die das Risikobewusstsein schärfen.

Gerade in diesem Kontext zeigen Länder wie Polen und Spanien eine bemerkenswerte Eigenständigkeit – sie entziehen sich zumindest kurzfristig dem globalen Risiko-Off-Modus.

NameSymbol1 MonthYTD1 Year3 Years
PolandEPOL-2,48 %35,55 %23,43 %53,67 %
SpainEWP2,40 %26,41 %27,52 %52,07 %
GreeceGREK-2,57 %22,04 %24,78 %73,92 %
AustriaEWO-4,54 %21,37 %18,43 %21,65 %
ChileECH-2,47 %19,61 %15,68 %7,58 %
GermanyEWG-4,18 %17,54 %24,05 %37,65 %
MexicoEWW3,10 %17,32 %-15,39 %4,31 %
ItalyEWI-3,22 %17,13 %16,87 %44,93 %
ColombiaGXG-4,81 %17,11 %5,74 %-22,99 %
South AfricaEZA0,34 %14,29 %25,03 %-9,09 %
FinlandEFNL-5,08 %13,89 %6,87 %-8,53 %
SwitzerlandEWL-2,59 %13,03 %14,53 %5,48 %
SwedenEWD-6,83 %12,24 %8,94 %9,66 %
BrazilEWZ-4,65 %12,04 %-16,41 %-32,28 %
BelgiumEWK-1,32 %10,79 %12,07 %0,99 %
NorwayNORW-4,97 %10,38 %6,10 %-20,92 %
KuwaitKWT1,25 %9,39 %10,16 %-11,21 %
FranceEWQ-5,90 %9,31 %-1,33 %14,38 %
PeruEPU-2,09 %9,06 %9,65 %23,64 %
United KingdomEWU-2,63 %9,06 %10,66 %8,42 %
South KoreaEWY-6,14 %6,72 %-10,79 %-20,98 %
SingaporeEWS-2,33 %5,72 %28,62 %14,30 %
NetherlandsEWN-5,41 %4,63 %-2,02 %15,65 %
ArgentinaARGT1,29 %3,71 %61,68 %143,51 %
ChinaGXC-15,70 %2,93 %20,41 %-10,48 %
VietnamVNM-8,07 %2,18 %-3,22 %-36,73 %
CanadaEWC1,01 %1,99 %11,78 %3,58 %
United Arab EmiratesUAE-1,99 %1,82 %15,59 %-11,19 %
JapanEWJ-4,25 %1,45 %1,46 %16,56 %
PhilippinesEPHE-2,69 %1,09 %1,78 %-15,18 %
IrelandEIRL-5,90 %-0,10 %-10,53 %23,55 %
AustraliaEWA-1,09 %-1,05 %0,47 %-10,53 %
QatarQAT-2,53 %-1,17 %1,78 %-28,61 %
Hong KongEWH-10,66 %-1,38 %12,15 %-25,62 %
IndiaPIN5,05 %-1,59 %-4,55 %-1,57 %
Saudi ArabiaKSA-2,29 %-1,59 %-6,75 %-19,80 %
IsraelEIS-5,06 %-2,31 %30,34 %3,07 %
New ZealandENZL1,71 %-3,72 %-2,60 %-18,14 %
DenmarkEDEN-10,00 %-5,73 %-14,62 %1,33 %
MalaysiaEWM-2,86 %-7,17 %5,81 %-10,88 %
United StatesEUSA-6,71 %-7,42 %3,34 %6,16 %
TurkeyTUR-17,22 %-11,02 %-15,40 %38,08 %
TaiwanEWT-11,50 %-13,29 %-4,18 %-23,58 %
ThailandTHD-2,34 %-13,78 %-9,80 %-31,71 %
IndonesiaIDX-3,57 %-15,27 %-20,10 %-41,70 %

Die Analyse der Länder-ETFs nach ihrer Year-to-Date-Performance (YTD) offenbart ein differenziertes Bild globaler Markttrends im bisherigen Jahresverlauf. Die Daten zeigen sowohl bemerkenswerte Gewinner als auch erhebliche Verlierer – ein Spiegel geopolitischer, wirtschaftlicher und sektoraler Entwicklungen.

Top-Performer (YTD-Rangliste)

1. Polen (EPOL): +35,55 %

  • Nach Jahren eher verhaltener Entwicklung erlebt Polen eine markante Rallye. Treiber könnten politische Stabilisierung, fallende Zinsen sowie eine wirtschaftliche Resilienz trotz geopolitischer Nähe zu Krisenregionen (Ukraine) sein.
  • Auffällig: Auch auf 3-Jahres-Sicht stark (+53,67 %).

2. Spanien (EWP): +26,41 %

  • Profitiert möglicherweise von stabilen Energiepreisen, Tourismus und einer Erholung des Bau- und Dienstleistungssektors.
  • Kontinuität zeigt sich auch auf 1- und 3-Jahres-Sicht (beide > +50 %).

3. Griechenland (GREK): +22,04 %

  • Der Markt honoriert Strukturreformen, Rückkehr zur fiskalischen Disziplin und positive Tourismuszahlen. Bemerkenswert ist der 3-Jahres-Zuwachs von fast +74 %.

4.–10. Platz: Österreich, Chile, Deutschland, Mexiko, Italien, Kolumbien, Südafrika

  • Zwischen +14 % und +21 % YTD.
  • Mexiko fällt dabei durch gegenläufige 1-Jahres-Performance auf (–15,39  %), was auf Sondereffekte (z. B. Peso-Schwankungen, Exportverlagerungen) hinweisen könnte.

Schlusslichter im YTD-Vergleich

1. Indonesien (IDX): –15,27 %

  • Schwache Rohstoffmärkte und politische Unsicherheit dürften hier die treibenden Faktoren sein.
  • Auch auf 3-Jahres-Basis erschreckend: –41,70  %.

2. Thailand (THD): –13,78 %

  • Politische Instabilität, nachlassende chinesische Nachfrage und Währungsdruck belasten.

3. Taiwan (EWT): –13,29 %

  • Trotz Halbleiterdominanz leiden Tech-Exporte unter globaler Nachfrageflaute und geopolitischen Spannungen (China/USA).

Weitere Schwächekandidaten:

  • Türkei (TUR), USA (EUSA), Malaysia (EWM), Dänemark (EDEN), Neuseeland (ENZL) – alle mit YTD-Verlusten zwischen –5 % und –11 %.

Kritische Beobachtungen & Interpretationen

1. USA mit schwachem Jahr: –7,42 %

  • Trotz der vermeintlichen Tech-Rallye in den großen Indizes (Nasdaq, S&P 500) liefert der breit diversifizierte ETF EUSA eine schwache Performance. Mögliche Gründe:
    • Sektorrotation weg von Tech/Big-Cap
    • Bewertungsüberhitzung in Wachstumswerten
    • Zinshochphase der Fed

2. China mit minimalem Plus (+2,93 %) trotz tiefer Monatsverluste

  • Ein Rückfall von –15,70 % im letzten Monat (!) zeigt enorme Volatilität. Peking wirkt politisch und wirtschaftlich instabil, der Immobiliensektor bleibt ein Klotz am Bein.

3. Israel mit –2,31 % YTD trotz +30 % auf 1 Jahr

  • Der Rücksetzer ist womöglich durch geopolitische Risiken (Gaza-Konflikt, Iran-Spannungen) erklärbar. Die starke 1-Jahres-Performance zeigt aber wirtschaftliche Widerstandskraft, vor allem im Tech- und Gesundheitssektor.

Langfristige Gewinner (3 Jahre)

  • Argentinien (ARGT): +143,51 % – trotz hoher Inflation und politischer Turbulenzen. Spekulativer Markt oder Aufholeffekt?
  • Griechenland, Spanien, Polen, Italien, Türkei – allesamt mit überdurchschnittlicher 3-Jahres-Performance. Europa ist langfristig besser gelaufen, als oft angenommen wird.

Fazit

  • Europa überrascht mit starken YTD-Zahlen (v. a. Polen, Spanien, Griechenland, Deutschland).
  • Asien kämpft: China, Taiwan, Südkorea, Thailand und Indonesien sind deutlich unter Druck.
  • USA enttäuschen – ein Warnzeichen angesichts der globalen Dominanz der US-Tech-Werte.
  • Geopolitik bleibt ein starker Treiber: Von Nahost (Israel, Kuwait, Saudi-Arabien) bis Ostasien beeinflussen politische Spannungen die Performance teils stärker als fundamentale Daten.

Während viele Märkte in den letzten Wochen einknickten, konnten sich Polen und Spanien als „Safe Havens“ in Europa positionieren – ein überraschender, aber substanzieller Trend. Beide Länder kombinieren politische Stabilität, wirtschaftliche Resilienz und Marktvertrauen in einer Phase, in der global Unsicherheit dominiert.


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