Investment in ETFs: Chancen und Risiken im Detail
Exchange Traded Funds (ETFs) haben sich in den letzten Jahren als beliebte Anlageform etabliert. Sie bieten eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, in eine Vielzahl von Märkten zu investieren, und werden von vielen Anlegern als Mittel zur langfristigen Vermögensbildung genutzt. Doch bei aller Beliebtheit sollten die damit verbundenen Risiken und strukturellen Eigenheiten nicht unterschätzt werden. Dieser Artikel beleuchtet sowohl die Vorteile als auch die Nachteile von ETFs und zeigt, worauf Anleger achten sollten.
Die Funktionsweise und Vorteile von ETFs
ETFs sind passiv verwaltete Investmentfonds, die die Wertentwicklung eines Index wie des DAX oder MSCI World abbilden. Anstatt aktiv einzelne Aktien auszuwählen, investiert ein ETF in alle Unternehmen eines Indexes entsprechend ihrer Gewichtung. Dadurch profitieren Anleger von einer breiten Diversifikation, oft mit nur einem einzigen Produkt. ETFs sind zudem börsengehandelt, was bedeutet, dass sie während der Handelszeiten flexibel gekauft und verkauft werden können.
Ein großer Vorteil von ETFs liegt in ihren geringen Kosten. Im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds, die oft hohe Verwaltungs- und Performancegebühren erheben, sind ETFs deutlich günstiger. Diese Kosteneffizienz wirkt sich positiv auf die langfristige Rendite aus. Zudem überzeugen ETFs durch ihre Transparenz: Anleger können jederzeit nachvollziehen, welche Werte ein ETF enthält und wie sich diese entwickeln.
Langfristig betrachtet haben ETFs eine solide Renditehistorie. Globale Indizes wie der MSCI World haben in den vergangenen Jahrzehnten jährliche Renditen zwischen 7 % und 9 % erzielt. Mit einem langen Anlagehorizont von mindestens 15 Jahren lassen sich Marktschwankungen in der Regel ausgleichen, was ETFs besonders für die Altersvorsorge interessant macht.
Die Schattenseiten: Nachteile und Risiken von ETFs
So verlockend ETFs auch klingen mögen, sie sind keineswegs frei von Nachteilen. Ein häufig übersehener Punkt ist, dass ETFs aufgrund ihrer Konstruktion automatisch auch in schwache Unternehmen investieren. Nur etwa 4 % aller Aktien übertreffen laut einer Studie von Hendrik Bessembinder (2017) langfristig die Rendite von sicheren Staatsanleihen. In ETFs sind jedoch sowohl diese sogenannten Outperformer als auch die Verliereraktien enthalten, was die Gesamtrendite drücken kann.
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist die scheinbare Diversifikation. Viele ETFs, insbesondere solche auf marktkapitalisierungsgewichtete Indizes wie den MSCI World, sind stark auf wenige Länder und Branchen konzentriert. So entfallen über 20 % des MSCI World auf die zehn größten Unternehmen, und zwei Drittel des Index bestehen aus US-Unternehmen, vor allem aus dem Technologiesektor. Diese Konzentration widerspricht dem Ziel einer wirklich breiten Risikostreuung. In Krisenzeiten, wie während des Dotcom-Crashs oder der Finanzkrise, kann sich dies negativ auf die Performance auswirken. Ein extremes Beispiel ist der Rücksetzer des MSCI World zwischen 2000 und 2015, bei dem der Index in Euro gerechnet bis zu 62 % verlor und fast 16 Jahre brauchte, um sich zu erholen.
Auch das Crash-Verhalten von ETFs wird kritisch gesehen. Da ETFs passiv einen Index nachbilden, können sie Verluste nicht aktiv abmildern. Während aktive Fondsmanager theoretisch Aktien in Krisenphasen verkaufen können, um Verluste zu begrenzen, folgt ein ETF automatisch den Bewegungen des Marktes – sowohl nach oben als auch nach unten. Diese Passivität hat zwar den Vorteil der Einfachheit, bedeutet aber auch, dass Anleger in turbulenten Phasen höhere Verluste hinnehmen müssen.
Ein oft diskutiertes Risiko ist zudem das sogenannte Herdenverhalten. Da ETFs sehr liquide sind, können sie in Zeiten von Panikverkäufen verstärkend wirken. Wenn viele Anleger ihre ETF-Anteile verkaufen, müssen Anbieter die zugrunde liegenden Aktien unmittelbar veräußern, was den Markt zusätzlich belasten kann. Studien, unter anderem der Deutschen Bundesbank, legen jedoch nahe, dass ETFs keine signifikanten Verursacher von Marktschocks sind. Dennoch bleibt diese Kritik in Fachkreisen präsent.
Konstruktions- und Produktvielfalt: Nicht alle ETFs sind gleich
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vielfalt der ETFs. Während physisch replizierte ETFs tatsächlich die im Index enthaltenen Aktien halten, setzen synthetische ETFs auf Finanzderivate, um die Wertentwicklung des Index nachzubilden. Letztere sind zwar oft günstiger, bergen jedoch ein Kontrahentenrisiko, da sie von der Solvenz der Partnerinstitutionen abhängen. Europäische Regulierungen (z. B. UCITS-Standards) begrenzen diese Risiken, doch Anleger sollten sich der Unterschiede bewusst sein und gezielt physisch replizierte Produkte wählen, wenn sie Risiken minimieren möchten.
Zudem gibt es zunehmend aktiv gemanagte ETFs und Themen-ETFs, die auf bestimmte Branchen oder Trends wie Elektromobilität oder Robotik setzen. Diese Produkte können zwar höhere Renditen bieten, sind jedoch oft teurer und konzentrieren sich auf wenige Werte, was das Risiko von Verlusten erhöht.
Fazit: ETFs sind effektiv, aber keine Wundermittel
ETFs sind ein hervorragendes Instrument für Anleger, die kosteneffizient, transparent und breit gestreut investieren möchten. Sie bieten eine solide Grundlage für die langfristige Vermögensbildung und sind besonders für Privatanleger geeignet, die ohne tiefgehendes Fachwissen in den Kapitalmarkt einsteigen möchten. Dennoch sind ETFs keine risikofreie Anlage. Die Konzentration auf wenige große Unternehmen, das potenzielle Herdenverhalten in Krisen und die automatisch enthaltenen schwachen Aktien sind wichtige Punkte, die Anleger berücksichtigen sollten.
Eine bewusste Auswahl von ETFs, die Orientierung an regulierten Produkten und ein langfristiger Anlagehorizont können helfen, die Risiken zu minimieren und die Vorteile von ETFs optimal zu nutzen. Anleger sollten jedoch stets bedenken, dass auch ein ETF keine Garantie für sichere Gewinne bietet und stets mit einem gewissen Maß an Unsicherheit verbunden ist.