Fünf Fakten zu Anlegers Lieblingen
Frankfurt. Börsennotierte Indexfonds haben sich längst vom Nischenprodukt zum Standardinstrument des modernen Anlegers entwickelt. Doch wie gut ist der Markt wirklich verstanden? Ali Masarwah, Fondsanalyst und Geschäftsführer des Beratungshauses Envestor, liefert fünf prägnante Fakten, die das Wachstum, die Struktur und die Präferenzen im europäischen ETF-Markt beleuchten.
1. Stetiges Wachstum auf Kosten aktiver Fonds
Lässt man Geldmarktfonds beiseite, entfallen mittlerweile knapp 31 Prozent des europäischen Fondsvolumens auf ETFs – vor einem Jahr waren es noch 28 Prozent. Dieser Trend hält an: Während aktiv verwaltete Fonds weiter an Bedeutung verlieren, gewinnen passiv gesteuerte Produkte kontinuierlich dazu. Der Hauptgrund liegt auf der Hand: die niedrigen Kosten. Für Anleger sind die günstigen Gebührenstruktur von ETFs ein entscheidender Vorteil, der auch in Zukunft für weiteres Wachstum sorgen dürfte.
2. Aktien-ETFs im Fokus
Von den insgesamt rund 4,1 Billionen Euro in ETFs entfallen 3,1 Billionen allein auf Aktienprodukte. Fast jeder zweite Euro in Aktienfonds fließt mittlerweile in passive Lösungen. Die Zahlen unterstreichen die klare Marktdynamik: Im laufenden Jahr sammelten Aktien-Indexfonds 175 Milliarden Euro an Zuflüssen – während ihre aktiven Pendants Abflüsse von 25 Milliarden Euro hinnehmen mussten.
3. US-Indizes bleiben Favoriten
Trotz der Beliebtheit des MSCI World setzen europäische Anleger vor allem auf US-Märkte. Mit rund 400 Milliarden Euro ist der S&P-500-ETF das mit Abstand größte Produkt. Demgegenüber liegen im MSCI World nur 292 Milliarden Euro. Selbst der führende europäische Index, der MSCI Europe, kommt lediglich auf etwa 70 Milliarden Euro in ETFs. Diese Ausrichtung spiegelt die langjährige Outperformance der US-Aktien wider – auch wenn sich die Lage 2025 mit einer Erholung europäischer Märkte leicht verschoben hat. Dennoch gilt bei vielen Investoren: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“
4. Starke Performance stützt Vertrauen
Die beliebtesten Indizes – S&P 500, MSCI World und MSCI Europe – überzeugen nicht nur durch Größe, sondern auch durch ein solides Rendite-Risiko-Profil. Das zeigt sich auch in der Qualität der angebotenen Produkte: 64 Prozent des Vermögens in Aktien-ETFs stecken in Morningstar-klassifizierten Fonds mit vier oder fünf Sternen. Bei Renten-ETFs hingegen sieht das Bild weniger rosig aus: Nur 19 Prozent der Mittel fließen in hoch bewertete Produkte, zwei Drittel liegen in durchschnittlichen oder schwach bewerteten Fonds.
5. Aktive und Smart-Beta-ETFs bleiben Nischenphänomene
Trotz lautstarker Marketingkampagnen spielen aktive ETFs weiterhin eine untergeordnete Rolle. Mit 72 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen machen sie gerade einmal zwei Prozent des gesamten ETF-Markts aus. Auch Smart-Beta-Strategien – wie Value, Momentum oder Low Volatility – konnten nach fast zwei Jahrzehnten kaum Fuß fassen. Ihre Gesamtgröße beläuft sich auf rund 165 Milliarden Euro, also etwa vier Prozent des Marktvolumens. Beide Segmente gelten daher als klassische „Scheinriesen“: viel Aufmerksamkeit, wenig Substanz.
Fazit
Der Siegeszug der ETFs setzt sich ungebrochen fort – getrieben von Kostentransparenz, breiter Diversifikation und historisch hoher Performance, insbesondere in den USA. Während aktive Ansätze im ETF-Gewand weiter am Rand agieren, bleibt der Fokus der Anleger klar: einfach, kostengünstig, marktnah.