Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 % gesenkt. Grund dafür seien zunehmende Unsicherheiten infolge des sich zuspitzenden globalen Handelskonflikts, der durch die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle befeuert wird. Dies ist die siebte Zinssenkung innerhalb eines Jahres.
In ihrer Mitteilung betonte die EZB, dass die 20 Euro-Länder zwar eine gewisse Resilienz gegenüber globalen Schocks entwickelt hätten, jedoch habe sich der wirtschaftliche Ausblick deutlich eingetrübt. Ausschlaggebend seien hierbei insbesondere die steigenden Handelshemmnisse, die Investitionen hemmen und das Konsumverhalten belasten könnten.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde erläuterte in einer Pressekonferenz, dass geopolitische Unsicherheiten sowie Spannungen an den Finanzmärkten die Unternehmen verunsicherten. Dies führe zu einem Rückgang der Investitionstätigkeit, während Verbraucher aus Vorsicht möglicherweise ihre Ausgaben einschränkten.
Auch internationale Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF), die Welthandelsorganisation (WTO) und die US-Notenbank (Fed) warnen vor den Folgen protektionistischer Maßnahmen. Laut der Chefökonomin von KPMG, Yael Selfin, könnten die Handelsstörungen zu einem globalen Überschuss an Industriegütern führen – mit der Folge, dass die Preise für Konsumgüter in deflationäre Bereiche abrutschen.
Im Kontrast dazu hat die US-Notenbank Fed bei ihrer letzten Sitzung im März die Zinsen unverändert gelassen. Fed-Chef Jerome Powell deutete an, dass die anhaltende Unsicherheit über Handelsfragen eine Zinserhöhung auf absehbare Zeit ausschließt. In einer Rede in Chicago bezeichnete Powell Trumps Zollpolitik als „fundamentale politische Kursänderung“ und warnte vor den Folgen für die US-Wirtschaft.
Trump reagierte darauf am Donnerstag mit scharfer Kritik auf der Plattform X (ehemals Twitter). Er warf Powell vor, „immer zu spät und falsch“ zu handeln, und forderte erneut dessen Absetzung. Christine Lagarde hingegen stellte sich demonstrativ hinter Powell: Sie schätze ihn als „geschätzten Kollegen und Freund“ und betonte die Unabhängigkeit der Zentralbanken als essenziell – sowohl gesetzlich verankert als auch praktisch umgesetzt.
Ihr deutlicher Appell: Politische Einflussnahme auf Notenbanken untergräbt die Stabilität des Währungsraums – eine Lehre, die besonders für potenzielle Beitrittsländer zur Eurozone verbindlich sei.