Der Fair Value (innere Wert) ist eine wichtige Kennzahl in der Finanzanalyse und der Investitionsbewertung, da er eine objektive Schätzung des wahren Wertes eines Unternehmens oder eines Vermögenswertes darstellt. Hier sind die Hauptgründe, warum der Fair Value wichtig ist:
- Investitionsentscheidungen
- Vergleich mit dem Marktpreis: Der Fair Value ermöglicht es Investoren, den aktuellen Marktpreis einer Aktie mit ihrem geschätzten inneren Wert zu vergleichen. Wenn der Marktpreis unter dem Fair Value liegt, kann die Aktie als unterbewertet betrachtet werden und eine Kaufgelegenheit darstellen. Umgekehrt kann ein Preis über dem Fair Value auf eine Überbewertung hinweisen und eine Verkaufsmöglichkeit bieten.
- Identifizierung von Chancen und Risiken: Durch die Bewertung des Fair Value können Investoren potenzielle Investitionschancen identifizieren und gleichzeitig Risiken besser einschätzen.
- Portfoliomanagement
- Strategische Allokation: Portfoliomanager verwenden den Fair Value, um die strategische Allokation von Vermögenswerten zu planen und zu optimieren. Durch die Berücksichtigung des inneren Wertes können sie fundiertere Entscheidungen über die Gewichtung von Aktien in einem Portfolio treffen.
- Risikomanagement: Der Fair Value hilft dabei, das Risiko eines Portfolios zu steuern, indem er Überbewertungen oder Unterbewertungen von Vermögenswerten identifiziert.
- Fundamentalanalyse
- Bewertung der finanziellen Gesundheit: Der Fair Value bietet eine Einschätzung der finanziellen Gesundheit und der zukünftigen Ertragskraft eines Unternehmens. Er basiert auf fundamentalen Daten wie Erträgen, Cashflows und Wachstumsraten.
- Langfristige Perspektive: Durch die Fokussierung auf den inneren Wert können Analysten und Investoren eine langfristigere Perspektive einnehmen, die weniger von kurzfristigen Marktvolatilitäten beeinflusst wird.
- Unternehmensbewertung
- M&A-Aktivitäten: Bei Fusionen und Übernahmen ist der Fair Value entscheidend, um einen angemessenen Preis für die Transaktion zu ermitteln. Sowohl Käufer als auch Verkäufer verwenden den Fair Value, um sicherzustellen, dass die Transaktion zu einem fairen Preis erfolgt.
- Finanzberichterstattung: Unternehmen müssen den Fair Value für verschiedene Vermögenswerte und Verbindlichkeiten in ihren Bilanzen ausweisen, um eine genaue und transparente Finanzberichterstattung zu gewährleisten.
- Regulatorische Anforderungen
- Rechenschaftspflicht und Transparenz: Regulatorische Behörden verlangen von Unternehmen die Offenlegung des Fair Value für bestimmte Vermögenswerte und Verbindlichkeiten, um Transparenz und Rechenschaftspflicht in der Finanzberichterstattung zu gewährleisten.
- Bilanzierungsstandards: Internationale Bilanzierungsstandards wie IFRS und US-GAAP erfordern die Bewertung von Vermögenswerten zum Fair Value, insbesondere bei Finanzinstrumenten.
- Vergleichsanalyse
- Benchmarking: Der Fair Value ermöglicht den Vergleich zwischen verschiedenen Unternehmen oder Sektoren. Investoren können Unternehmen mit ähnlichen Eigenschaften vergleichen, um diejenigen zu identifizieren, die unter- oder überbewertet sind.
- Markttrends: Durch die Analyse des Fair Value über verschiedene Unternehmen hinweg können Trends und Muster in der Marktbewertung erkannt werden.
Fazit:
Der Fair Value ist ein zentrales Instrument für Investoren, Analysten und Manager, um fundierte Entscheidungen zu treffen und den wahren Wert von Vermögenswerten zu ermitteln. Er bietet eine objektive Grundlage für die Bewertung und trägt zur Verbesserung der Transparenz, Rechenschaftspflicht und Effizienz auf den Finanzmärkten bei.
Die Berechnung des Fair Value (inneren Wertes) wird bei Dividend Radar wie folgt beschrieben:
Fair Value: Der Fair Value wird unter Verwendung des durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnisses (P/E) oder AFFO berechnet, zu dem eine Aktie in den letzten 10 Jahren gehandelt wurde.
Schritte zur Berechnung des Fair Value:
Für Non-GAAP EPS:
- Schritt 1: Berechne den durchschnittlichen Non-GAAP-basierten P/E über die letzten 10 Jahre.
- Schritt 2: Multipliziere diesen durchschnittlichen P/E-Wert mit dem zuletzt berichteten Non-GAAP EPS-Wert, um den ersten Fair Value-Preisbereich zu erhalten.
- Schritt 3: Multipliziere den letzten Non-GAAP EPS-Wert mit 15, um den zweiten Fair Value-Preisbereich zu erhalten.
Für Non-GAAP EPS:
- Schritt 1: Berechne den durchschnittlichen Non-GAAP-basierten P/E über die letzten 10 Jahre.
- Schritt 2: Multipliziere diesen durchschnittlichen P/E-Wert mit dem zuletzt berichteten Non-GAAP EPS-Wert, um den ersten Fair Value-Preisbereich zu erhalten.
- Schritt 3: Multipliziere den letzten Non-GAAP EPS-Wert mit 15, um den zweiten Fair Value-Preisbereich zu erhalten.
Für Basic EPS (wenn Non-GAAP EPS nicht verfügbar ist):
- Wenn kein Non-GAAP EPS verfügbar ist, wird stattdessen das Basic EPS verwendet.
Für REITs:
- Anstelle von EPS wird AFFO (Adjusted Funds From Operations) verwendet.
Interpretation des Fair Value:
- Über dem Fair Value: Wenn der letzte Schlusskurs höher ist als beide ermittelten Fair Value-Preisbereiche.
- Im Fair Value-Bereich: Wenn der letzte Schlusskurs innerhalb der beiden ermittelten Fair Value-Preisbereiche liegt.
- Unter dem Fair Value (Margin of Safety): Wenn der letzte Schlusskurs niedriger ist als beide ermittelten Fair Value-Preisbereiche.
Zusammenfassung:
- Non-GAAP EPS:
- Durchschnittlicher Non-GAAP P/E der letzten 10 Jahre * letzter Non-GAAP EPS-Wert = erster Fair Value-Preisbereich.
- Letzter Non-GAAP EPS-Wert * 15 = zweiter Fair Value-Preisbereich.
- Basic EPS:
- Wenn Non-GAAP EPS nicht verfügbar, wird Basic EPS verwendet.
- REITs:
- Verwendung von AFFO anstelle von EPS.
Diese Methode stellt sicher, dass der Fair Value einer Aktie auf historischen Bewertungsmaßstäben basiert, was eine fundierte Grundlage für Investitionsentscheidungen bietet.
Die bei Dividend Radar beschriebene Methode zur Berechnung des Fair Value unter Verwendung des durchschnittlichen P/E-Verhältnisses über die letzten 10 Jahre und des Non-GAAP EPS oder AFFO hat spezifische Vor- und Nachteile. Hier sind diese detailliert dargestellt:
Vorteile:
- Langfristige Perspektive:
- Durch die Berücksichtigung des durchschnittlichen P/E-Verhältnisses der letzten 10 Jahre wird die Bewertungsschwankungen über einen langen Zeitraum geglättet, was zu einer stabileren und realistischeren Schätzung des Fair Value führt.
- Repräsentative Bewertung:
- Die Verwendung des durchschnittlichen P/E-Verhältnisses berücksichtigt historische Bewertungsniveaus, was helfen kann, extreme Bewertungsniveaus zu vermeiden und eine realistische Schätzung des Fair Value zu bieten.
- Flexibilität bei der Gewinnmetrik:
- Die Methode ermöglicht die Verwendung von Non-GAAP EPS oder AFFO (für REITs), was besonders nützlich ist, wenn diese Metriken besser die wirtschaftliche Realität des Unternehmens widerspiegeln als das einfache GAAP EPS.
- Berücksichtigung konservativer Schätzungen:
- Der zweite Fair Value-Preisbereich, der durch die Multiplikation des EPS mit 15 ermittelt wird, bietet eine konservative Schätzung und kann als Sicherheitsmarge dienen.
Nachteile:
- Vergangenheit als Indikator für die Zukunft:
- Die Methode verlässt sich stark auf historische Daten (durchschnittliches P/E-Verhältnis der letzten 10 Jahre), was problematisch sein kann, wenn sich die zukünftigen Geschäftsaussichten oder Marktbedingungen erheblich ändern.
- Nicht-GAAP Metriken:
- Die Verwendung von Non-GAAP EPS kann zu inkonsistenten und weniger transparenten Ergebnissen führen, da Unternehmen unterschiedliche Anpassungen vornehmen können, die nicht immer einheitlich sind.
- Schwierig bei schnellen Veränderungen:
- In Zeiten von schnellen Markt- oder Unternehmensveränderungen kann diese Methode möglicherweise nicht schnell genug reagieren, da sie auf langfristigen Durchschnittswerten basiert.
- Unterschiedliche Branchenanforderungen:
- Die Methode berücksichtigt nicht die Unterschiede zwischen Branchen. Verschiedene Branchen haben unterschiedliche durchschnittliche P/E-Verhältnisse und Wachstumsraten, was die Vergleichbarkeit beeinträchtigen kann.
- Einfachheit versus Genauigkeit:
- Die Methode ist relativ einfach und direkt, was gleichzeitig ein Nachteil sein kann, da sie möglicherweise nicht alle relevanten Faktoren und Feinheiten eines Unternehmens berücksichtigt, die für eine genauere Bewertung erforderlich wären.
Fazit:
Die bei Dividend Radar beschriebene Methode zur Berechnung des Fair Value hat ihre Stärken, insbesondere in Bezug auf Langfristigkeit und Stabilität der Bewertung. Sie ist jedoch nicht ohne Einschränkungen, insbesondere in Bezug auf ihre Abhängigkeit von historischen Daten und potenzielle Inkonsistenzen bei der Verwendung von Non-GAAP Metriken. In der Praxis ist es oft sinnvoll, mehrere Bewertungsmethoden zu verwenden, um ein umfassenderes Bild des Fair Value eines Unternehmens zu erhalten.
Weitere Methoden zur Berechnung des Fair Value
Es gibt mehrere Methoden zur Berechnung des Fair Value (inneren Wertes) eines Unternehmens. Jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und kann je nach Art des Unternehmens und den verfügbaren Daten unterschiedlich gut geeignet sein. Hier sind einige der gängigsten Methoden:
- Discounted Cash Flow (DCF) Analyse:
Beschreibung: Diese Methode berechnet den Fair Value eines Unternehmens, indem die erwarteten zukünftigen Cashflows auf den heutigen Wert abgezinst werden.
Formel:
[math]
\text{Fair Value} = \sum_{t=1}^{n} \frac{CF_t}{(1 + r)^t} + \frac{TV}{(1 + r)^n}
[/math]
wobei [math]( CF_t )[/math] der Cashflow im Jahr ( t ), ( r ) der Abzinsungssatz und ( TV ) der Terminalwert ist.
- Dividend Discount Model (DDM):
Beschreibung: Diese Methode ist besonders für Unternehmen geeignet, die stabile und vorhersehbare Dividenden zahlen. Der Fair Value wird berechnet, indem zukünftige Dividenden auf den heutigen Wert abgezinst werden.
Formel:
Für konstante Dividendenwachstumsrate:
[math]
\text{Fair Value} = \frac{D_1}{r – g}
[/math]
wobei [math]( D_1 )[/math] die erwartete Dividende im nächsten Jahr, ( r ) die Eigenkapitalkosten und ( g ) die Wachstumsrate der Dividenden sind.
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (P/E Ratio) Methode:
Beschreibung: Diese Methode verwendet das durchschnittliche historische P/E-Verhältnis des Unternehmens oder das branchenübliche P/E-Verhältnis, um den Fair Value zu berechnen.
Formel:
[math]
\text{Fair Value} = \text{EPS} \times \text{P/E}
[/math]
wobei [math]( \text{EPS} )[/math] der Gewinn pro Aktie ist.
- Preis-Buchwert-Verhältnis (P/B Ratio) Methode:
Beschreibung: Diese Methode verwendet das Verhältnis von Marktpreis zum Buchwert des Unternehmens, um den Fair Value zu schätzen.
Formel:
[math]
\text{Fair Value} = \text{Buchwert je Aktie} \times \text{P/B}
[/math]
wobei [math]( \text{P/B} )[/math] das Preis-Buchwert-Verhältnis ist.
- Enterprise Value to EBITDA (EV/EBITDA) Methode:
Beschreibung: Diese Methode verwendet das Verhältnis von Unternehmenswert (Enterprise Value) zu EBITDA, um den Fair Value zu schätzen.
Formel:
[math]
\text{Fair Value} = \text{EBITDA} \times \text{EV/EBITDA}
[/math]
- Adjusted Funds From Operations (AFFO) für REITs:
Beschreibung: Für Real Estate Investment Trusts (REITs) wird häufig AFFO anstelle von EPS verwendet, um den Fair Value zu berechnen.
Formel:
[math]
\text{Fair Value} = \text{AFFO} \times \text{P/AFFO}
[/math]
wobei [math]( \text{P/AFFO} )[/math] das Preis-AFFO-Verhältnis ist.
- Sum of the Parts (SOTP) Analyse:
Beschreibung: Diese Methode wird verwendet, um den Fair Value eines Unternehmens mit mehreren Geschäftsbereichen zu berechnen, indem der Wert jedes Geschäftsbereichs separat bewertet und dann addiert wird.
Formel:
[math]
\text{Fair Value} = \sum_{i=1}^{n} \text{Fair Value des Geschäftsbereichs}_i
[/math]
Fazit:
Jede dieser Methoden bietet eine andere Perspektive auf den inneren Wert eines Unternehmens und kann je nach den spezifischen Umständen und verfügbaren Daten verwendet werden. In der Praxis verwenden Analysten oft mehrere Methoden, um eine fundiertere Bewertung zu erhalten und eine breitere Grundlage für ihre Investitionsentscheidungen zu schaffen.