Framing

Framing (zu Deutsch: Einrahmung) ist ein zentraler Begriff aus der Kommunikationswissenschaft, der Medienwirkungsforschung, der politischen Rhetorik sowie der kognitiven Psychologie. Er beschreibt den Prozess, durch den bestimmte Aspekte einer Realität hervorgehoben, selektiert und sprachlich oder visuell in einen Deutungsrahmen (Frame) gesetzt werden, um eine spezifische Interpretation, Bewertung oder Reaktion beim Rezipienten hervorzurufen.

1. Grundkonzept des Framings

Der Begriff wurde maßgeblich durch den US-amerikanischen Soziologen Erving Goffman eingeführt (1974, Frame Analysis). Goffman verstand Frames als „Bedeutungsrahmen“, durch die Menschen ihre Erfahrungen strukturieren und interpretieren. Später griffen Kommunikationsforscher wie Robert Entman, Dietram Scheufele oder George Lakoff diese Idee auf und entwickelten sie weiter.

Robert Entman etwa definierte Framing als:

„To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communicating text, in such a way as to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation, and/or treatment recommendation.”

2. Wie funktioniert Framing konkret?

Framing erfolgt durch sprachliche, visuelle oder narrative Mittel. Es geht nicht um die reine Auswahl von Informationen (Agenda-Setting), sondern um deren Einbettung in einen Deutungsrahmen.

Beispiel:

  • „Sozialhilfe“ kann als „staatliche Unterstützung für Bedürftige“ gerahmt werden – oder als „Anreiz zur Leistungsunwilligkeit“.
  • Militäreinsätze können als „Friedensmission“ oder als „Kriegseinsatz“ bezeichnet werden – mit diametral entgegengesetzten emotionalen Reaktionen.

3. Typen des Framings

  • Issue Framing: Ein Thema wird aus einer bestimmten Perspektive dargestellt (z. B. Migration als „Gefahr“ vs. „kulturelle Bereicherung“).
  • Episodisches vs. thematisches Framing: Einzelne Schicksale (episodisch) vs. strukturelle Zusammenhänge (thematisch).
  • Responsibility Framing: Verantwortung für ein Problem wird gezielt Einzelnen oder Strukturen zugeschrieben.
  • Moral Framing: Eine moralische Bewertung wird durch die Wortwahl nahegelegt (z. B. „Abtreibung als Mord“ vs. „Reproduktive Selbstbestimmung“).

4. Framing und politische Kommunikation

Insbesondere in der politischen Kommunikation ist Framing ein zentrales Mittel der Meinungsmache. Politiker und Interessengruppen konkurrieren darum, ihre Frames in den öffentlichen Diskurs zu bringen, da dieser Kampf um die Deutungsmacht (Frame Competition) oft die politische Meinungsbildung entscheidend prägt.

Beispiel aus der Umweltpolitik:

  • Der Begriff „Klimakrise“ erzeugt ein anderes Framing als „Klimawandel“ – ersteres ist alarmistisch, letzteres neutral oder sogar verharmlosend.
  • Die Energiewende kann als „ökologischer Fortschritt“ oder als „ideologisches Abenteuer“ gerahmt werden.

5. Framing als Instrument der Medien

Medien sind nicht nur passive Übermittler von Informationen, sondern aktive Rahmungsinstanzen. Sie prägen durch Auswahl, Wortwahl, Bildkomposition und Narrative ganz wesentlich, wie ein Thema wahrgenommen wird. Die Idee einer „objektiven Berichterstattung“ wird dadurch in ihrer praktischen Umsetzbarkeit infrage gestellt.

Gleichwohl ist Framing kein manipulativer Vorgang per se. Es ist ein unvermeidlicher Bestandteil jeder Kommunikation. Problematisch wird Framing dann, wenn es bewusst ideologisch eingesetzt wird, um pluralistische Debatten zu verengen oder bestimmte Meinungen zu diskreditieren.

6. Kritische Auseinandersetzung

Framing ist ein mächtiges Werkzeug, das sowohl aufklärerisch als auch propagandistisch eingesetzt werden kann. Eine bürgerlich-konservative, auf Aufklärung und individuelle Mündigkeit gerichtete Perspektive sollte daher besonders sensibel auf Framingprozesse reagieren – sowohl in medialen als auch in politischen Diskursen. Gerade in Zeiten digitaler Öffentlichkeit, in denen „Narrative“ und „Erzählungen“ in Konkurrenz stehen, wird die Fähigkeit zur Deutungskritik zum Fundament politischer Urteilskraft.

Ein mündiger Bürger ist sich darüber im Klaren, dass jede Information auch Interpretation ist – und dass Sprache niemals neutral, sondern stets gestaltend wirkt. Daher muss Medienkompetenz auch Framing-Kompetenz sein: die Fähigkeit, Frames zu erkennen, zu dekonstruieren und alternative Rahmungen zu reflektieren.


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