Früh sparen, klug investieren: Das Kinderdepot als Schlüssel zur Million

Ein Konto für die Kleinsten – sinnvoller Start in die Finanzbildung oder nur ein Marketingtrick der Banken? Was Kinderkonten und Kinderdepots in Deutschland heute bieten – und wo es hakt.

Die Idee ist verlockend: Wer schon früh – idealerweise im Kindesalter – regelmäßig kleine Beträge spart oder investiert, kann langfristig vom Zinseszins profitieren. Doch während der Gedanke ökonomisch einleuchtet, ist der Weg zur Umsetzung für viele Familien alles andere als leicht. Immer wieder ist zu hören, dass es kaum kostenlose oder kindgerechte Finanzlösungen gibt. Aber stimmt das überhaupt?

Kinderkonten: Kostenlos, aber nicht für alles geeignet

Ein Kinderkonto – meist ein klassisches Giro- oder Sparkonto – ist in Deutschland bei nahezu allen Banken kostenlos. Dies hat jedoch weniger mit Großzügigkeit der Institute zu tun als mit rechtlichen Vorgaben und Marktlogik: Minderjährige dürfen in der Regel keine Kreditverträge abschließen, weshalb Dispositionsrahmen oder Kreditkarten ausgeschlossen sind. Damit entfällt ein zentrales Geschäftsmodell der Banken – und Gebühren wären juristisch und politisch schwer vermittelbar.

Solche Kinderkonten dienen daher hauptsächlich der Aufbewahrung kleiner Beträge – etwa von Taschengeld oder Geldgeschenken – und bieten allenfalls rudimentäre Funktionen. Eine Verzinsung gibt es kaum noch, Sparzinsen bewegen sich seit Jahren nahe null. Auch das bedeutet: Allein mit einem klassischen Kinderkonto lässt sich kein nennenswerter Vermögensaufbau erzielen.

Kinderdepots: Zugang zu Aktien und ETFs – aber unter Auflagen

Anders sieht es bei Kinderdepots aus, also Wertpapierkonten, über die für Kinder in Aktien, Fonds oder ETFs investiert werden kann. Diese Depots unterliegen besonderen rechtlichen Anforderungen. Zwar sind Kinder juristisch die Eigentümer des Depots, jedoch haben ausschließlich die Erziehungsberechtigten Verfügungsgewalt. Erst mit Volljährigkeit geht die Kontrolle auf das Kind über.

Die Einrichtung solcher Depots ist grundsätzlich bei vielen Banken möglich – etwa bei ING, Flatex, Comdirect oder DKB – und oftmals kostenlos. Doch der Teufel steckt im Detail: Während das Depot selbst gebührenfrei sein mag, fallen häufig Kosten für einzelne ETF- oder Fondskäufe an. Einige Anbieter bieten lediglich ausgewählte ETFs im Rahmen von Aktionsangeboten ohne Kaufgebühren an. Wer außerhalb dieser Auswahl investieren möchte, zahlt teils spürbare Gebühren. Damit werden flexible Anlagestrategien erschwert oder unnötig verteuert.

Zinseszins: Ja – aber realistisch betrachtet

Die Finanzbranche rühmt gerne die „Magie“ des Zinseszinses – vor allem, wenn es um die frühe Geldanlage für Kinder geht. Der Effekt ist tatsächlich mathematisch beeindruckend: Wer in jungen Jahren mit regelmäßigen Sparraten beginnt, kann – bei konstanter Wertentwicklung – über Jahrzehnte beachtliche Summen aufbauen. Doch solche Berechnungen sind stets retrospektiv und oft geschönt. Sie ignorieren Börsenschwankungen, Inflation, Steuerabzüge oder geänderte Lebenssituationen. Zudem ist nicht jede Familie in der Lage, über 18 Jahre hinweg monatlich Beträge in der Größenordnung von 100 € oder mehr zu investieren.

Finanzbildung beginnt nicht mit Volljährigkeit

Was in der Debatte oft übersehen wird: Ein Depot allein ist noch keine Lösung. Der Zugang zum Kapitalmarkt muss begleitet werden von Aufklärung und Bildung – altersgerecht, transparent und ohne überzogene Erwartungen. Viele Banken bieten bislang keine kindgerechten Interfaces, keine Lesezugänge und keine spielerischen Lernmöglichkeiten an. Wenn Kinder von der Welt der Finanzen ausgeschlossen bleiben, ist auch ein Depot nur ein passives Instrument, verwaltet von den Eltern.

Fazit: Kinderkonten – ja. Aber bitte mit Konzept

Kostenlose Kinderkonten gibt es durchaus – allerdings hauptsächlich als Sparkonten ohne Anlagefunktion. Kinderdepots bieten einen echten Mehrwert, wenn sie kostengünstig, flexibel und pädagogisch sinnvoll gestaltet sind. Der rechtliche Rahmen ist eindeutig: Eltern verwalten, Kinder besitzen. Doch um aus dem Sparen auch ein Lernen zu machen, braucht es mehr als ein technisches Produkt. Die Finanzbranche ist gefordert, kindgerechte Lösungen nicht nur anzubieten, sondern sie aktiv mitzugestalten – und dabei weder in Werbung noch in Versprechungen zu übertreiben.

Hier ist eine aktuelle Übersicht empfehlenswerter Kinderdepots in Deutschland (Stand: Mai 2025), basierend auf den verfügbaren Informationen:

AnbieterDepotgebührETF-Sparpläne (kostenlos/gesamt)SparplangebührMindestsparrateBesonderheiten
ING Direkt-Depot Junior0 €1.164 / 1.1640 %1 €Über 2.000 sparplanfähige ETFs, Fonds & Aktien – viele davon dauerhaft vergünstigt.
finvesto U18 Depot0 €0 / 1.4830,2 %0,01 €Sehr niedrige Mindestsparrate, breite Auswahl an Sparplänen.
Consorsbank Junior-Depot0 €560 / 1.9521,5 %10 €Inklusive verzinstem Tagesgeldkonto.
Flatex Depot0 €1.710 / 1.7100 %25 €Antrag läuft über E-Mail.
maxblue Wertpapier Sparplan0 €383 / 3831,25 %25 €Angebot der Deutschen Bank.
S Broker Minderjährigendepot0 €722 / 1.8971,25 %20 €Breite Auswahl an Sparplänen.
comdirect Junior Depot0 €555 / 2.0951,5 %1 €Filialbesuch zur Eröffnung notwendig.
Scalable Capital Junior Depot0 €Nicht spezifiziertAbhängig vom Broker-Modell1 €ETF-Sparpläne ab 1 €, kostengünstiger Handel mit Aktien, Fonds und ETFs.

Hinweis: Die Angaben zu den ETF-Sparplänen und Sparplangebühren können je nach Anbieter variieren und sollten vor der Eröffnung eines Depots direkt beim jeweiligen Anbieter überprüft werden.

Fazit:

  • ING Direkt-Depot Junior und Flatex Depot bieten eine breite Auswahl an kostenlosen ETF-Sparplänen mit niedrigen Mindestsparraten, was sie besonders attraktiv für den langfristigen Vermögensaufbau macht.
  • finvesto U18 Depot zeichnet sich durch eine sehr niedrige Mindestsparrate von 0,01 € aus, was Flexibilität beim Sparen ermöglicht.
  • Scalable Capital Junior Depot bietet moderne digitale Lösungen mit kostengünstigem Handel, allerdings sollten die spezifischen Konditionen direkt beim Anbieter erfragt werden.

Bei der Auswahl eines Kinderdepots sollten neben den Gebühren auch Faktoren wie Benutzerfreundlichkeit, Angebot an Sparplänen und zusätzliche Services berücksichtigt werden.


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