Funds From Operations (FFO) ist eine zentrale betriebswirtschaftliche Kennzahl, die insbesondere in der Immobilienwirtschaft – vor allem bei Real Estate Investment Trusts (REITs) – zur Bewertung der operativen Ertragskraft eines Unternehmens herangezogen wird. Sie dient als Alternative zum klassischen Jahresüberschuss nach HGB oder IFRS, da sie die spezifischen Eigenheiten von Immobiliengesellschaften berücksichtigt und ein realistischeres Bild der nachhaltigen Ertragskraft vermitteln soll.
Definition und Berechnung
Funds From Operations lässt sich im Kern wie folgt berechnen:
FFO = Jahresüberschuss
- Abschreibungen auf Immobilien
± Gewinne/Verluste aus dem Verkauf von Immobilien oder Beteiligungen
± nicht-operative oder periodenfremde Einflüsse
Je nach Auslegung oder Berichtsstandard (z. B. EPRA – European Public Real Estate Association) gibt es Varianten wie:
- FFO I: ausschließlich das operative Ergebnis (ohne Bewertungseffekte und Einmaleffekte)
- FFO II: inklusive Gewinne aus Verkäufen (weiter gefasst, aber weniger konservativ)
Warum ist FFO wichtig?
Die klassische Gewinn- und Verlustrechnung weist bei Immobiliengesellschaften oft erhebliche Schwankungen auf, bedingt durch:
- hohe Abschreibungen auf Immobilienvermögen, obwohl reale Wertsteigerungen vorliegen können,
- Bewertungsgewinne oder -verluste nach IFRS (z. B. durch Marktwertanpassungen),
- Einmaleffekte wie der Verkauf von Objekten.
Diese Effekte verzerren das Bild der operativen Geschäftstätigkeit. FFO eliminiert diese Schwankungen und fokussiert sich auf den nachhaltig erzielbaren Cashflow aus der Immobilienbewirtschaftung.
Kritische Betrachtung
Vorteile:
- Vergleichbarkeit: FFO ermöglicht eine bessere Vergleichbarkeit zwischen Immobilienunternehmen, da operative Unterschiede stärker im Fokus stehen als bilanzielle Bewertungsansätze.
- Cashflow-Orientierung: Da Immobilienunternehmen kapitalintensiv sind, ist der tatsächliche Mittelzufluss entscheidend für die Beurteilung von Dividendenfähigkeit und Investitionsspielraum.
- Transparenz: FFO schärft den Blick auf das Kerngeschäft – die Vermietung und Verwaltung von Immobilien.
Nachteile und Kritik:
- Kein einheitlicher Standard: Es gibt keine gesetzliche Regelung zur Ermittlung des FFO. Unterschiede in der Berechnung (z. B. ob Zinsaufwendungen angepasst werden) können zu Intransparenz führen.
- Manipulationsspielraum: Unternehmen könnten den FFO durch strategisches Herausrechnen von negativen Einmaleffekten „schönrechnen“.
- Abkopplung vom bilanziellen Ergebnis: FFO ignoriert Wertberichtigungen, die unter Umständen reale Risiken (z. B. sinkende Marktpreise) abbilden.
Fazit
Der Funds From Operations ist eine etablierte, aber keineswegs kritikfreie Kennzahl zur Beurteilung der operativen Leistungsfähigkeit von Immobilienunternehmen. Für Analysten, Investoren und Kreditgeber bietet sie einen wertvollen Zusatz zum IFRS-Ergebnis – allerdings nur, wenn die Herleitung nachvollziehbar und konsistent ist.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser Kennzahl setzt ein kritisches Hinterfragen der Anpassungen voraus – insbesondere in einem Marktumfeld, in dem Marktwerte volatil und Zinsen hoch sind.
Was ist AFFO?
AFFO steht für „Adjusted Funds From Operations“, also „bereinigter operativer Cashflow“ – eine erweiterte Version des klassischen FFO (Funds From Operations), die noch präziser abbilden soll, wie viel tatsächlich zur Verfügung stehender, nachhaltiger Cashflow einem Immobilienunternehmen oder Real Estate Investment Trust (REIT) verbleibt.
Diese Kennzahl wird vor allem im angelsächsischen Raum verwendet und gewinnt auch im deutschsprachigen Raum zunehmend an Bedeutung – insbesondere bei der Beurteilung der Ausschüttungsfähigkeit und Dividendenstabilität von Immobiliengesellschaften.
Definition und Berechnung
Der AFFO geht über den FFO hinaus, indem er weitere notwendige, aber oft nicht in der FFO-Definition enthaltene Abzüge berücksichtigt, wie z. B.:
- Instandhaltungsausgaben (Capex), die nicht werterhöhend sind (sogenanntes „Maintenance Capex“),
- Mietanreize, wie z. B. mietfreie Zeiten oder Einmalzahlungen zur Mietergewinnung,
- geringwertige Investitionen, die nicht aktiviert werden,
- nicht zahlungswirksame Erträge (z. B. latente Steuern),
- teilweise auch Verwaltungskosten außerhalb des Kerngeschäfts.
Formel (vereinfacht):
[math]\text{AFFO} = \text{FFO} – \text{Wartungskapitalausgaben} – \text{sonstige wiederkehrende Anpassungen}[/math]
Zweck und Nutzen von AFFO
Der AFFO versucht, dem Anleger ein realistisches Bild davon zu geben, wie viel Cash tatsächlich zur Ausschüttung oder zur Rückführung von Verbindlichkeiten zur Verfügung steht – also jenseits von buchhalterischen oder temporären Verzerrungen.
Besonders bei REITs, die zur Ausschüttung eines Großteils ihrer Gewinne verpflichtet sind, ist der AFFO ein entscheidender Indikator für die Dividendendeckung.
Beispiel:
Ein REIT weist aus:
- FFO: EUR 100 Mio.
- Wartungsinvestitionen: EUR 15 Mio.
- Weitere Anpassungen (z. B. Mietanreize, Verwaltungskosten): EUR 5 Mio.
Dann ergibt sich:
[math]\text{AFFO} = 100\,\text{Mio.} – 15\,\text{Mio.} – 5\,\text{Mio.} = 80\,\text{Mio.}[/math]
Wenn der REIT nun EUR 70 Mio. an Dividenden ausschüttet, ergibt sich eine Payout Ratio bezogen auf den AFFO von 87,5 %. Das ist wesentlich aussagekräftiger als die gleiche Quote auf Basis des FFO oder gar des bilanziellen Gewinns.
Kritische Einordnung
Stärken:
- Höhere Realitätstreue als FFO: Der AFFO nähert sich stärker dem echten Free Cashflow an.
- Relevanz für Dividendenbeurteilung: Wichtige Grundlage für nachhaltige Ausschüttungspolitik.
- Transparenz in der Cash-Nutzung: Zeigt, wie viel Kapital tatsächlich frei verfügbar ist.
Schwächen:
- Noch weniger standardisiert als FFO: Die Definition von „wiederkehrenden Anpassungen“ variiert teils erheblich zwischen Unternehmen.
- Gestaltungsspielraum: Was als „Maintenance Capex“ gilt, ist oft interpretationsbedürftig.
- Verschiebung von Investitionen: Kurzfristige Optimierung des AFFO durch Aufschub von Investitionen ist möglich – mit langfristigen Risiken.
Fazit:
Der AFFO stellt die wohl realitätsnächste Cashflow-Kennzahl im Kontext von Immobilienunternehmen und REITs dar – zumindest im Hinblick auf Dividendendeckung und Ausschüttungsfähigkeit. Dennoch ist er nicht frei von Manipulationsrisiken, insbesondere bei Unternehmen mit kreativer Bilanzpolitik oder aggressivem Reporting.
Für Investoren ist es entscheidend, nicht nur den AFFO-Wert selbst, sondern auch dessen Herleitung, Entwicklung über die Zeit und Kontext (z. B. Investitionsverhalten, Leerstand, Mietpreisentwicklung) zu prüfen. Der AFFO ist somit ein wichtiges Puzzlestück, aber kein Selbstläufer.
Was ist P/FFO?
P/FFO steht für „Price to Funds From Operations“ – also das Verhältnis des Aktienkurses eines Immobilienunternehmens (bzw. REITs) zu dessen operativem Cashflow pro Aktie. Die Kennzahl ist analog zum Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), ersetzt den bilanziellen Gewinn jedoch durch den FFO (Funds From Operations). Damit versucht sie, eine realistischere Bewertung für kapitalintensive Immobiliengesellschaften zu ermöglichen, bei denen der Jahresüberschuss oft durch nicht-operative oder nicht-liquiditätswirksame Faktoren verzerrt ist.
Formel:
[math]\text{P/FFO} = \frac{\text{Aktienkurs}}{\text{FFO je Aktie}}[/math]
Alternativ: [math]\text{P/FFO} = \frac{\text{Marktkapitalisierung}}{\text{Gesamter FFO}}[/math]
Beispielhafte Anwendung:
Ein Immobilien-REIT erzielt einen FFO von EUR 2,00 je Aktie. Der aktuelle Aktienkurs liegt bei EUR 20,00.
[math]\text{P/FFO} = \frac{20,00}{2,00} = 10[/math]
Das bedeutet: Investoren zahlen aktuell das 10-Fache des jährlich generierten operativen Cashflows.
Interpretation und Bedeutung:
Niedriger P/FFO-Wert:
- Könnte auf eine Unterbewertung hinweisen.
- Oder auf Zweifel an der Nachhaltigkeit des FFO (z. B. sinkende Mieteinnahmen, steigende Finanzierungskosten, Leerstand).
- Könnte auch durch einen schwachen Immobilienmarkt oder allgemeine Konjunktursorgen bedingt sein.
Hoher P/FFO-Wert:
- Deutet auf hohe Bewertung und große Erwartungen an zukünftige FFO-Steigerungen hin.
- Kann aber auch auf einen sehr stabilen Cashflow oder Premium-Immobilienportfolio hinweisen (z. B. Innenstadtlagen, langlaufende Mietverträge).
Kritische Einordnung:
Vorteile:
- Branchenspezifisch sinnvoller als das klassische KGV bei Immobilienunternehmen.
- Fokussiert sich auf reale, operative Ertragskraft – insbesondere in Bezug auf Dividendenpotenzial.
- Gut geeignet zur Vergleichsanalyse zwischen REITs oder Immobilienaktien.
Nachteile:
- Kein Standard-FFO: Unterschiede in der FFO-Ermittlung führen zu eingeschränkter Vergleichbarkeit.
- Manipulationspotenzial: Unternehmen könnten FFO „glätten“ oder durch Einmaleffekte verzerren.
- Ignoriert Verschuldung, Immobilienqualität, Kapitalstruktur und Bewertungsrisiken – Aspekte, die für langfristige Anleger essenziell sind.
Fazit:
P/FFO ist ein zentrales Bewertungsinstrument für Immobilienaktien und REITs – präziser als das klassische KGV, aber nicht frei von Schwächen. Als alleinige Bewertungsgrundlage ist es gefährlich, da es qualitative Faktoren (Lage, Diversifikation, Mieterbonität) und bilanzielle Risiken (hohe Fremdkapitalquoten, Zinsänderungsrisiken) ausblendet.
Für eine ganzheitliche Analyse sollte P/FFO stets im Zusammenspiel mit anderen Kennzahlen wie dem Net Asset Value (NAV), der Loan-to-Value-Quote (LTV), der Dividendenrendite und qualitativen Aspekten betrachtet werden.