Trumps Wirtschaftspolitik: Ein Blick zurück, wenn die Zukunft ruft
Donald Trump will Amerika wieder groß machen – doch sein wirtschaftspolitischer Kompass zeigt beunruhigend oft in die falsche Richtung. Während die Welt mit rasanter Geschwindigkeit auf ein Zeitalter der Künstlichen Intelligenz zusteuert, scheint Trump sich nach den Hochzeiten des industriellen Amerika in den 1950er-Jahren zu sehnen. Seine jüngsten wirtschaftspolitischen Entscheidungen, insbesondere hohe Importzölle und der Angriff auf wissenschaftliche Institutionen, werfen die Frage auf: Plant Trump für die Zukunft – oder verklärt er lediglich die Vergangenheit?
Protektionismus statt Innovationsförderung
Trumps massive Zollerhöhungen, mit denen er die heimische Industrieproduktion ankurbeln will, wirken wie ein wirtschaftspolitischer Anachronismus. Die Vorstellung, dass man durch Abschottung Wohlstand generieren könne, mag in einer vormodernen Wirtschaft noch Gültigkeit gehabt haben – im globalisierten 21. Jahrhundert ist sie schlicht überholt. Bereits die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre zeigte, wie fatal protektionistische Maßnahmen wirken können: Der Smoot-Hawley Tariff Act löste eine weltweite Eskalation von Handelsbarrieren aus und verschärfte die Große Depression dramatisch.
Die aktuellen Zölle drohen, genau diesen Fehler zu wiederholen. Statt Arbeitsplätze zu schaffen, gefährden sie sie – und zwar durch steigende Produktionskosten, volatile Märkte und das Risiko einer wirtschaftlichen Stagnation bei gleichzeitig wachsender Inflation: das klassische Szenario einer „Stagflation“.
KI statt Karosserie: Die wahre Industrie von morgen
Während Trump den Wiederaufbau einer Industriegesellschaft anstrebt, wie sie zuletzt in den 1970er-Jahren existierte, haben sich die wirtschaftlichen Spielregeln längst verändert. Heute entstehen Wertschöpfung und Innovation nicht mehr primär in der Fertigung, sondern in der Forschung, im digitalen Sektor und in datengetriebenen Geschäftsmodellen. Laut dem Weltwirtschaftsforum werden künftig vor allem Berufe gefragt sein, die mit Technologien wie Künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Automatisierung zu tun haben.
Doch genau in diesem zukunftsentscheidenden Bereich sendet die Trump-Administration widersprüchliche Signale. Zwar kündigte sie Investitionen in die KI-Infrastruktur an – gleichzeitig aber torpediert sie zentrale Säulen der Innovationslandschaft:
- Forschungsförderung wird gekürzt: Universitäten wie Harvard oder Princeton verlieren staatliche Mittel – aus ideologischen Gründen.
- Talente werden ausgewiesen: Hunderte ausländische Studierende, viele davon in MINT-Fächern und der KI-Forschung tätig, verlieren ihre Visa.
- Zukunftsgesetze werden rückabgewickelt: Der CHIPS and Science Act, ein Meilenstein der US-Technologiepolitik, soll gestrichen werden – obwohl er massive Investitionen, unter anderem von TSMC, ins Land gebracht hat.
Ein Rückblick als Risiko
Trumps Politik folgt einem gefährlichen Muster: Statt sich an den Realitäten und Chancen des digitalen Zeitalters zu orientieren, versucht sie, die Uhr zurückzudrehen. Dabei riskiert er nicht nur ökonomische Fehlentwicklungen, sondern auch eine strategische Schwächung der USA im globalen Wettbewerb – insbesondere gegenüber China, das mit Projekten wie DeepSeek bereits enorme Fortschritte in der KI-Entwicklung gemacht hat.
Das Paradoxe: Während Trump vorgibt, amerikanische Stärke zu schützen, greift er genau die Grundlagen an, auf denen diese in der Zukunft beruhen würde – Talente, Forschung, offene Märkte und technologische Führerschaft.
Fazit: Fortschritt braucht Vision, keine Nostalgie
Die Wirtschaft von morgen wird nicht durch Schutzzölle und Retro-Rhetorik gewonnen, sondern durch Bildung, Forschung und strategische Investitionen. Wer heute noch glaubt, wirtschaftliche Großmacht könne durch den Rückgriff auf vergangene Industrien wiedererlangt werden, verkennt die tektonischen Verschiebungen in der globalen Wertschöpfung.
Trump sollte sich weniger mit dem Wiederaufbau der alten Industriewelt beschäftigen – und stattdessen beginnen, die Grundlagen für das Amerika von 2050 zu legen.
Trump greift ein nationales Bedürfnis nach wirtschaftlicher Sicherheit und industrieller Souveränität auf – jedoch mit Rezepten aus einer vergangenen Ära. In einer zunehmend vernetzten und wissensbasierten Weltwirtschaft wirkt der Versuch, über Zölle und Isolation wirtschaftliche Stärke zurückzugewinnen, anachronistisch. Der Rückzug aus Bildung und Wissenschaft trifft ausgerechnet jene Bereiche, die die Grundlage für technologische Dominanz im 21. Jahrhundert bilden.