Nach Monaten beispielloser Kursgewinne hat der Goldpreis am Montag deutlich nachgegeben und ist erstmals seit Anfang Oktober wieder unter die Marke von 4000 US-Dollar gefallen. Auslöser der Korrektur sind Fortschritte im Handelsstreit zwischen den USA und China, die Anleger hoffen lassen, dass sich die geopolitischen Spannungen entspannen – und damit das Bedürfnis nach „sicheren Häfen“ wie Gold nachlässt.
Noch Mitte Oktober hatte der Preis für eine Feinunze Gold ein Rekordhoch von über 4380 US-Dollar erreicht, bevor Gewinnmitnahmen und algorithmische Verkaufswellen den Markt nach unten zogen. Am Montagnachmittag notierte das Edelmetall zeitweise bei 3988 Dollar – ein Rückgang um mehr als drei Prozent binnen weniger Tage. Analysten sprechen von einer „überfälligen Korrektur“ nach einer Rally, die von Angst, Liquiditätsflucht und spekulativen Käufen getragen war.
Auch die Aussicht auf ein mögliches Abkommen zwischen Washington und Peking dämpfte die Nachfrage nach Krisenmetallen. Zugleich sorgt die Erwartung einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve für einen festeren Dollar, was Gold in Dollar gerechnet zusätzlich belastet. John Reade, Chefstratege des World Gold Council, bezeichnete auf der Konferenz der London Bullion Market Association in Kyoto eine Preiskorrektur bis 3500 US-Dollar als „gesund – und immer noch lächerlich hoch“.
Die meisten Experten sehen in der Entwicklung keinen Bruch des Aufwärtstrends, sondern eine Atempause. Seit Jahresbeginn liegt Gold trotz des jüngsten Rückgangs rund 50 Prozent im Plus. Das Handelsblatt verweist auf anhaltende strukturelle Treiber: hohe Staatsverschuldung, expansive Geldpolitik und steigende Zentralbankkäufe. Nach Einschätzung von Goldman Sachs dürfte die Goldnachfrage von Notenbanken in den kommenden Jahren weiter zunehmen, insbesondere in Schwellenländern, deren Goldanteil an den Reserven bislang niedrig ist.
Damit setzt sich die Diskrepanz zwischen kurzfristiger Marktreaktion und langfristiger Fundamentallage fort. Während kurzfristig technischer Druck und geopolitischer Optimismus auf die Kurse wirken, bleiben die makroökonomischen Argumente für Gold als Stabilitätsanker bestehen. Eine Rückkehr auf höhere Niveaus gilt daher als wahrscheinlich – doch der Markt wird vorerst nüchterner, vorsichtiger, rationaler.
Fazit:
Der Rückgang unter 4000 Dollar ist kein Menetekel, sondern Ausdruck einer Marktreinigung nach einer überhitzten Phase. Gold verliert an Glanz – aber nicht an Bedeutung.
