Goldrausch mit Panzerlack – warum der neue Rüstungsboom keine Zukunft hat

Wenn man Armin Papperger zuhört, klingt die Welt plötzlich nach grenzenlosen Möglichkeiten. Mehr Aufträge, mehr Arbeitsplätze, mehr Wachstum. Hunderttausende neue Jobs, Milliardenumsätze, glänzende Aussichten. Alles scheint im Aufwind zu sein, seit der Krieg in Europa wieder zum Alltag gehört. Doch bei all dem Jubel über die angeblich goldene Zukunft der Rüstungsindustrie bleibt ein schaler Nachgeschmack. Kann eine Branche, die von Krieg, Angst und Aufrüstung lebt, wirklich nachhaltig sein. Oder ist sie nur der glänzende Lack auf einem rostenden moralischen Gerüst.

Natürlich kann man sagen, dass die Welt sich verändert hat. Russland führt Krieg, China rüstet auf, die USA wanken zwischen Abschreckung und Chaos. Deutschland hat lange geglaubt, Frieden ließe sich exportieren wie Autos oder Bier. Jetzt wird investiert, produziert, rekrutiert. Die Panzer sollen wieder rollen, die Munitionslager wieder gefüllt werden. Alles im Namen der Sicherheit. Doch wer genau hinschaut, merkt schnell, dass hinter diesem neuen Eifer vor allem eines steckt. Geld.

Rheinmetall ist der Gewinner dieser Zeitenwende. Der Aktienkurs hat sich vervielfacht, der Konzernchef spricht von einer „Hightech-Zukunft“. Aber was ist das für eine Zukunft, wenn sie davon abhängt, dass Konflikte andauern. Wenn der wirtschaftliche Erfolg auf der Erwartung von Unsicherheit basiert. Ein Unternehmen, das Waffen baut, kann kaum hoffen, dass Frieden einkehrt. Denn Frieden bedeutet Stillstand im Geschäft. Wer also profitiert, wenn neue Bedrohungen entstehen. Die Rüstungsindustrie lebt von der Angst, und sie hat kein Interesse daran, dass diese verschwindet.

Papperger verspricht hunderttausende Jobs, als wäre er ein sozialer Wohltäter. Aber sind das wirklich Arbeitsplätze mit Zukunft. Oder nur kurzfristige Blasen, die platzen, wenn sich die politischen Winde drehen. Was passiert, wenn die Welt in zehn Jahren genug Waffen hat. Was, wenn die Regierungen sparen müssen. Dann stehen Hallen leer, Fabriken still und Menschen wieder auf der Straße. Nachhaltigkeit bedeutet, dass etwas Bestand hat, dass es auch dann Sinn ergibt, wenn sich die Umstände ändern. Doch der Rüstungsboom lebt von Krisen. Und Krisen kann man nicht planen, ohne moralisch abzustürzen.

Dazu kommt die Frage, was dieser Boom mit uns als Gesellschaft macht. Wir reden plötzlich über Panzer wie über neue Autos. Über Drohnen wie über Handys. Über Kriegstechnologie wie über Fortschritt. Das klingt modern, effizient, logisch. Aber es ist auch gefährlich. Wenn Aufrüstung zur Normalität wird, dann verroht der Blick auf das, worum es eigentlich geht. Krieg bedeutet Leid, Tod, Zerstörung. Jeder Auftrag, jeder neue Vertrag, jede neue Produktionslinie steht im Schatten dieser Realität. Man kann das verdrängen, aber man kann es nicht wegreden.

Natürlich brauchen wir Sicherheit. Niemand will wehrlos sein. Aber Sicherheit ist mehr als Abschreckung. Sie braucht Diplomatie, Vertrauen, soziale Stabilität. Wenn wir alles auf Rüstung setzen, verlieren wir den Blick für die Ursachen der Unsicherheit. Wir bekämpfen Symptome, statt Probleme zu lösen. Und wir gewöhnen uns daran, dass Konflikte eben dazugehören, dass sie unser Wirtschaftsmotor sind. Das ist eine gefährliche Normalität.

Vielleicht ist das Schlimmste an diesem Rüstungsboom, dass er sich so vernünftig anhört. Er schafft Jobs, er stärkt die Industrie, er sichert angeblich Frieden. Doch in Wahrheit nährt er eine Spirale, die sich immer weiter dreht. Mehr Waffen führen zu mehr Angst, mehr Angst zu mehr Waffen. Das hat noch nie zu Stabilität geführt, sondern nur zu neuen Rüstungswettläufen. Nachhaltig ist daran nichts. Nachhaltig ist nur die Angst, die bleibt.

Wenn wir also heute in den Himmel schauen und dort Drohnen fliegen sehen, sollten wir uns fragen, wohin wir als Gesellschaft eigentlich steuern. Wollen wir eine Zukunft, die sich von Konflikten ernährt. Oder eine, die Wege sucht, sie zu beenden. Rüstung mag kurzfristig glänzen, aber sie rostet schnell, wenn der Frieden wieder anklopft. Und dieser Tag wird kommen. Hoffentlich früher, als es den Börsen lieb ist.


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