Handelsbilanz des Euroraums und der EU für Juni 2025

Die Pressemitteilung von Eurostat vom 18. August 2025 zur Handelsbilanz des Euroraums und der EU für Juni 2025 bietet einen differenzierten Einblick in die Entwicklung des internationalen Warenverkehrs. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Euroraum (ER20):
Im Juni 2025 verzeichnete der Euroraum einen Außenhandelsüberschuss von 7,0 Mrd. EUR – ein markanter Rückgang gegenüber den 20,7 Mrd. EUR im Juni 2024 und den 16,5 Mrd. EUR im Mai 2025. Dieser Rückgang ist maßgeblich auf einen schwächelnden Überschuss bei „Chemischen Erzeugnissen & verwandten Produkten“ zurückzuführen (von 24,4 auf 15,1 Mrd. EUR), ergänzt durch Rückgänge bei „Maschinen & Fahrzeuge“ sowie einem Defizit bei „Anderen Erzeugnissen“.

Insgesamt stiegen die Ausfuhren gegenüber Juni 2024 leicht um 0,4 % auf 237,2 Mrd. EUR, während die Einfuhren um 6,8 % auf 230,2 Mrd. EUR zunahmen. Auch im Halbjahresvergleich (Januar–Juni) fiel der Saldo: von 102,0 Mrd. EUR (2024) auf 93,3 Mrd. EUR (2025).

Europäische Union (EU27):
Die EU erzielte im Juni 2025 einen Warenhandelsüberschuss von 8,0 Mrd. EUR, verglichen mit 20,3 Mrd. EUR im Vorjahresmonat. Auch hier ist der Rückgang vor allem auf geringere Überschüsse in den Sektoren „Maschinen & Fahrzeuge“ sowie „Chemische Erzeugnisse“ zurückzuführen. „Andere Erzeugnisse“ rutschten ins Defizit. Gleichzeitig milderte ein leicht sinkendes Energiedefizit (von -26,5 auf -23,4 Mrd. EUR) den negativen Gesamteffekt geringfügig ab.

Im Vergleich zum Juni 2024 blieben die Exporte konstant bei 213,7 Mrd. EUR, während die Importe um 6,4 % auf 205,7 Mrd. EUR stiegen. Im Zeitraum Januar bis Juni 2025 verzeichnete die EU einen Rückgang des kumulierten Handelsüberschusses von 92,9 Mrd. EUR (2024) auf 80,1 Mrd. EUR (2025).

Regionale & sektorale Betrachtung:

  • Der intra-europäische Handel stieg moderat (Intra-EU: +1,4 %, Intra-ER: +1,3 % im ersten Halbjahr).
  • Sektorale Einbrüche zeigten sich besonders bei chemischen Produkten und Maschinenexporten.
  • Energieimporte blieben trotz Rückgangs im Preisniveau weiterhin ein erheblicher Negativposten.
  • Ausfuhrmärkte wie die USA, das Vereinigte Königreich und die Schweiz entwickelten sich stabil oder positiv, während das Handelsdefizit mit China weiter anwuchs.

Saisonbereinigte Daten:
Sowohl im Euroraum als auch in der EU sanken die saisonbereinigten Exporte im Juni 2025 gegenüber Mai deutlich, während die Importe stiegen. Dies führte zu einem scharfen Rückgang der Handelsüberschüsse – in der EU von 12,7 auf 1,8 Mrd. EUR, im Euroraum von 15,6 auf 2,8 Mrd. EUR.

Kritische Einordnung:
Die Daten deuten auf eine strukturelle Abschwächung der Exportdynamik im Euroraum und der EU hin, gepaart mit einer wieder anziehenden Importnachfrage. Diese Entwicklung könnte auf konjunkturelle Schwäche in wichtigen Drittstaaten, auf verschärfte Wettbewerbsbedingungen oder auch auf geopolitisch bedingte Unsicherheiten zurückzuführen sein – etwa in der Lieferkette und im Energiesektor. Insbesondere die Exportindustrien – das Rückgrat der europäischen Wettbewerbsfähigkeit – scheinen im globalen Markt zunehmend unter Druck zu geraten. Der Rückgang bei „Maschinen & Fahrzeuge“ ist besonders alarmierend, da diese Produktgruppe traditionell einen starken positiven Beitrag zur Handelsbilanz leistet. Das wachsende Defizit gegenüber China unterstreicht zudem die Herausforderungen einer asymmetrischen Handelsbeziehung.

Die Zahlen zeigen somit nicht nur eine temporäre Schwäche, sondern werfen grundsätzliche Fragen zur langfristigen Handelsstrategie der EU und des Euroraums auf. Eine robuste Exportpolitik und eine Diversifizierung der Handelspartner erscheinen dringlicher denn je.


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