Hat der Markt seinen Tiefpunkt erreicht?

Der S&P 500, ein zentraler Indikator für die Gesundheit des US-amerikanischen Aktienmarktes, steht im Fokus von Anlegern und Analysten, seit eine durch den Handelskrieg von Präsident Donald Trump ausgelöste Korrektur die Märkte erschütterte. Nach einem Allzeithoch im Februar 2025 fiel der Index um 12,5 %, was offiziell als Korrektur gilt – ein Rückgang von mindestens 10 %. Seit diesem Hoch wurden laut Howard Silverblatt, Senior Index Analyst bei S&P Dow Jones Indices, 6,5 Billionen US-Dollar an Marktwert vernichtet. Der bisherige Tiefpunkt wurde am 8. April 2025 erreicht, mit einem Rückgang von 18,9 % gegenüber dem Februar-Hoch. Doch die Frage bleibt: Hat der Markt seinen Boden gefunden, oder sind weitere Rückgänge zu erwarten?

Aktuelle Marktlage: Hohe Unsicherheit und drohender Retest

Die Korrektur begann rasant. Innerhalb von nur 48 Tagen fiel der S&P 500 auf seinen bisherigen Tiefpunkt – ein ungewöhnlich kurzer Zeitraum im Vergleich zu historischen Korrekturen. Die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch, getrieben durch die geopolitischen Spannungen des Handelskriegs. Analysten wie Nick Colas von DataTrek Research halten einen erneuten Test des Tiefpunkts vom 8. April für wahrscheinlich, bevor eine nachhaltige Erholung einsetzen könnte. Die Volatilität ist spürbar: Der Volatilitätsindex (VIX) und der CNN „Fear & Greed Index“ erreichten am 8. April Extremwerte, was auf eine panische Stimmung unter Anlegern hindeutet, aber auch ein mögliches Signal für einen Wendepunkt sein könnte.

Historische Vergleichswerte: Ein ungewöhnlich schneller Rückgang

Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass Korrekturen im S&P 500 keine Seltenheit sind. Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es 24 Korrekturen, die im Durchschnitt 133 Tage bis zum Erreichen des Tiefpunkts und 113 Tage zur Erholung benötigten. Die aktuelle Korrektur ist mit nur 48 Tagen bis zum Tief deutlich schneller verlaufen. Historisch gesehen enden solch schnelle Rückgänge oft früher und weniger tief als langwierige Bärenmärkte. Ein prominentes Beispiel ist der Crash von 1987, bei dem ein Retest des Tiefpunkts stattfand, bevor eine kräftige Rallye folgte. Dennoch schränken Experten ein, dass die einzigartige Natur dieser Korrektur – ausgelöst durch politische Maßnahmen statt wirtschaftlicher Fundamentaldaten – historische Vergleiche erschwert.

Besondere Merkmale: Eine politisch getriebene Korrektur

Im Gegensatz zu früheren Krisen, die häufig durch wirtschaftliche oder finanzielle Ungleichgewichte verursacht wurden, ist die aktuelle Korrektur direkt auf den Handelskrieg zurückzuführen. Präsident Trumps protektionistische Politik hat Unsicherheit geschaffen, die sich in den Märkten widerspiegelt. Analysten wie Ed Yardeni von Yardeni Research betonen, dass die Abhängigkeit von politischen Entwicklungen die Prognosen erschwert. Technische Indikatoren wie die „Death Cross“-Formation, bei der der 50-Tage-Durchschnitt unter den 200-Tage-Durchschnitt fällt, deuten auf mögliche weitere Schwächen hin. Dennoch sehen einige Experten im extremen Pessimismus, wie er am 8. April im VIX und Fear & Greed Index sichtbar wurde, ein Zeichen für einen nahenden Wendepunkt.

Erholungsstrategien: Geduld statt V-förmiger Erholung

Eine schnelle, V-förmige Erholung, wie sie nach der Corona-Krise 2020 zu beobachten war, gilt derzeit als unwahrscheinlich. Anleger verhalten sich defensiv, und das Vertrauen in eine schnelle Rückkehr zu den Februar-Hochs ist gering. Experten wie Yusuf Abugideiri von Evercore ISI empfehlen Geduld und Disziplin. Für langfristig orientierte Anleger könnte die Korrektur eine Einstiegschance bieten, insbesondere in Sektoren, die von den Handelsspannungen weniger betroffen sind. Anleger, die kurz vor dem Ruhestand stehen, sollten jedoch ihre Portfolios defensiver gestalten, etwa durch Umschichtungen in Staatsanleihen oder Geldmarktfonds. Eine nachhaltige Marktwende hängt entscheidend von mehr Klarheit in der US-Handelspolitik ab – ein Faktor, der schwer vorherzusagen bleibt.

Kritischer Ausblick: Psychologie und Algorithmen prägen die Märkte

Die Analyse zeigt ein paradoxes Bild: Während historische Vergleichswerte Orientierung bieten, schränkt die politische Natur dieser Korrektur ihre Vorhersagekraft ein. Technische Indikatoren wie der VIX oder die Death Cross können Anlegern helfen, kurzfristige Trends zu erkennen, doch die Börse bleibt stark von psychologischen und geopolitischen Faktoren abhängig. Ein bemerkenswerter Aspekt ist die Geschwindigkeit der Marktbewegungen. Im Vergleich zu früheren Korrekturen, die oft Monate dauerten, vollziehen sich Rückgänge und Erholungen heute deutlich schneller – ein Effekt, der auf den zunehmenden Einfluss von Algorithmen und digitalem Handel zurückzuführen ist. Dies erhöht die Volatilität, macht aber auch kurzfristige Einstiegschancen wahrscheinlicher.

Langfristig bleibt der S&P 500 ein robustes Anlagevehikel, doch die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu klären, ob der Tiefpunkt tatsächlich erreicht wurde. Anleger sollten die Entwicklungen in der Handelspolitik genau beobachten und ihre Strategien an die ungewöhnliche Dynamik dieser Korrektur anpassen.


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