Die ifo Konjunkturperspektiven Juli 2025 zeichnen ein differenziertes Bild der wirtschaftlichen Lage in Deutschland, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe und Bauhauptgewerbe. Nachfolgend eine zusammenfassende Darstellung der zentralen Entwicklungen:
1. Verarbeitendes Gewerbe
- Gesamtwirtschaftliche Lage: Das Geschäftsklima hat sich leicht verbessert (von -13,9 auf -11,8), bleibt jedoch im negativen Bereich. Die Geschäftserwartungen stabilisieren sich bei -6,0 – ein Wert, der auf zurückhaltenden Optimismus schließen lässt.
- Produktionspläne und Exporte: Die Produktionspläne sind leicht positiv (+2,4), die Exporterwartungen nahezu neutral (-0,1) – eine Verbesserung gegenüber den Vormonaten.
- Auftragsbestände: Die Beurteilung bleibt schwach bei -39,0. Dies unterstreicht die strukturelle Nachfrageschwäche im In- und Ausland.
2. Teilbranchen im verarbeitenden Gewerbe
- Vorleistungsgüter: Leichte Erholungstendenzen, aber weiterhin negative Auftragslage (-47,9).
- Investitionsgüter: Positiver Trend bei Produktionsplänen (+7,7) und Exporterwartungen (+0,5), was auf eine sich belebende Investitionstätigkeit hindeuten könnte.
- Konsumgüter (ohne Ernährung): Stagnation auf niedrigem Niveau, Produktion bleibt zurückhaltend (-2,4), Exporterwartungen negativ (-4,7).
- Nahrungs- und Genussmittel: Auffälliger Anstieg der Produktionspläne auf +19,0 bei verbesserten Exporterwartungen (+1,8), jedoch bleibt die Geschäftslage schwierig (-6,6).
- Maschinenbau & Automobilindustrie: Trotz leichten Verbesserungen bleibt das Geschäftsklima negativ. Besonders der Automobilsektor leidet unter schwachen Auftragsbeständen (-38,1) und pessimistischen Exportaussichten (-5,3).
3. Branchen mit tiefgreifenden Problemen
- Papiergewerbe, Druckereien und Gummi-/Kunststoffwaren zeigen weiterhin alarmierende Geschäftsklimaindikatoren, oft unter -20 bis -30. Die strukturelle Schwäche in diesen Bereichen scheint sich zu verfestigen.
- Textilgewerbe: Bleibt stark unter Druck, Auftragsbestände weiterhin sehr schwach (-54,0), auch wenn sich die Erwartungen leicht erholen (+8,0).
- Pharmaindustrie: Einzige Branche mit durchgängig positivem Geschäftsklima (z. B. Exporterwartungen +38,7). Hier deutet sich eine Sonderkonjunktur an.
4. Bauhauptgewerbe
- Gesamt: Das Geschäftsklima hat sich verbessert (von -15,1 auf -14,0), allerdings bleibt es negativ. Die Geschäftslage wird bei -11,7 eingestuft.
- Auftragsbestand: Stabil bei 3,9 Monaten – ein ordentlicher, aber nicht überdurchschnittlicher Wert.
- Preisentwicklung: Weiter rückläufig (-12,3), was auf schwache Nachfrage oder erhöhten Wettbewerbsdruck hindeutet.
- Hochbau: Besonders schwach, mit einem Geschäftsklima von -22,8 und Erwartungen bei -21,2 – insbesondere im Wohnungsbau anhaltend pessimistisch.
Fazit und kritische Würdigung:
Das ifo-Konjunkturklima zeigt eine fragile Erholungstendenz im verarbeitenden Gewerbe, jedoch ohne durchschlagenden Impuls. Vor allem der Nachfragemangel – sowohl im In- als auch im Ausland – lastet schwer. Während einzelne Branchen wie die Pharmaindustrie gegen den Trend wachsen, scheint in vielen traditionellen Industriezweigen eine strukturelle Transformation notwendig. Die Industriepolitik der Bundesregierung, sofern man sie als solche bezeichnen will, wirkt bislang wenig stimulierend.
Der Bausektor, lange Zeit Stütze der Binnenkonjunktur, verliert zunehmend an Dynamik – insbesondere im Wohnungsbau, wo Förderpolitik, Zinsschock und Regulierungswut sich in einem toxischen Zusammenspiel gegenseitig verstärken. Der Rückgang der Baupreise könnte als Warnsignal verstanden werden.
Angesichts dieser Datenlage erscheint es geboten, industrie- wie baupolitisch nicht weiter mit Klein-Klein und symbolischen Programmen zu operieren, sondern marktwirtschaftliche Erneuerung durch Deregulierung, Steueranreize und Infrastrukturinvestitionen entschlossener anzugehen. Die konjunkturelle Talsohle mag durchschritten sein – doch der Weg nach oben ist mühsam, wenn nicht mit wirtschaftspolitischem Realismus gegengesteuert wird.